Im Oktober 2019 startete die Romanverfilmung „Dem Horizont so nah“ mit Jannik Schümann und Luna Wedler im Kino. Jetzt ist der Film bei Amazon Prime.
Das Filmdrama „Dem Horizont so nah“ basiert auf dem gleichnamigen Bestseller der deutschen Autorin Jessica Koch aus dem Jahr 2016, der den ersten Teil der sogenannten „Danny-Trilogie“ bildet. Es handelt sich um eine wahre Begebenheit.
Für die Verfilmung des Stoffs verpflichtete Regisseur Tim Trachte Jannik Schümann (27, „Charité“) und Luna Wedler (20, „Blue My Mind) in den Hauptrollen. Der Film kommt am 10. Oktober 2019 in die Kinos.
Jannik Schümann und Luna Wedler über „Dem Horizont so nah“
Im Buch erzählt Koch von ihrer Jugendliebe Danny, einem schwer traumatisierten Teenager, den sie kurz nach dem Schulabschluss in den 90er Jahren kennenlernte. Der gutaussehende Danny zieht Jessica in seinen Bann. Doch schnell wird klar, dass sich hinter seiner schillernden Fassade ein dunkles Geheimnis verbirgt.
Gerade weil es sich um eine wahre Geschichte handelt – ist es besonders schwer Personen zu spielen, die noch leben?
Jannik Schümann: „Ja, du spürst einen gewissen Druck, wenn du beim Spielen weißt, dass die Protagonisten der Geschichte noch leben.“
Luna Wedler: „Ich versuchte der Autorin und ihrer persönlichen Geschichte gerecht zu werden. Das war eine große Herausforderung.“
Inwieweit hat sich die Autorin in eure Arbeit eingebracht?
Wedler: „Jessica hat sich fast völlig herausgenommen. Nach den Dreharbeiten bekamen wir eine Mail von ihr, dass sie sehr zufrieden sei. Das gab allen ein gutes Gefühl.“
„Dem Horizont so nah“ thematisiert einfühlsam und gleichsam unverblümt Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, Prostitution, sexuellen Missbrauch, Drogenmissbrauch und die in den 90er Jahren nahezu unkontrollierte Ausbreitung des HIV-Virus' – eine Coming-of-Age-Geschichte, die unter die Haut geht. Auch an den beiden Stars des Films ging diese nicht spurlos vorbei, wie sie uns in Berlin erzählten.
Wie hast du dich an die Geschichte herangetastet?
Schümann: „Zur Vorbereitung habe ich alle drei Romane der Danny-Trilogie gelesen. Bei der ersten Durchsicht des Drehbuchs musste ich weinen. Ehrlich gesagt hätte ich die Geschichte für völlig unrealistisch gehalten, hätte ich nicht gewusst, dass sie wirklich wahr ist.“
Wedler: „Ja, das Lesen des Drehbuchs war auch für mich sehr krass. Derart viele Dramen hatte ich nicht erwartet. Zwischenzeitlich dachte ich: ‘Bitte, hör auf!‘“
Was können die Zuschauer aus dem Film mitnehmen?
Wedler: „Der Film zeigt wie wichtig es ist Prioritäten zu setzten und uns zu bemühen, schöne, intensive Jahre mit den Menschen zu erleben, die uns etwas bedeuten.“
Schümann: „Durch Jessica gibt die Geschichte Hoffnung und Mut, für die Liebe zu kämpfen. Vielleicht ist eine große Lehre des Films, dass wir in Beziehungen kommunizieren müssen, selbst oder gerade wenn es um Tabu-Themen geht.“
Apropos Hoffnung: Jessicas Vater scheint seine anfängliche Abneigung gegen Danny und seine Geschichte abzulegen. Er will ihn nach einer Schlägerei sogar nach Hause fahren…
Wedler: „Ich mag diese Szene sehr gern. Sie zeigt, dass es sich wirklich lohnt darum zu kämpfen, zusammen zu sein.“
Kämpfe gegen das scheinbar Unvermeidliche betreffen im Film alle Figuren. Luise Befort (23, „Club der roten Bänder“) spielt Dannys schwer traumatisierte, beste Freundin Tina. Tina wurde als Kind missbraucht und rutschte in die Drogenszene und Kinderprostitution ab.
Luna, im Film stört sich Jessica zuerst sehr an Dannys inniger Beziehung zu Tina, mit der er sogar in einem Bett schläft…
Wedler: „Natürlich ist Jessica zuerst eifersüchtig. Das ändert sich im Verlauf der Handlung. Ich finde die besondere Beziehung zwischen Danny und Tina sehr nachvollziehbar.“
Jannik, kennst du derart intensive Freundschaften auch privat?
Schümann: „Freundschaften sind das A und O im Leben. Ich bin selbst ein sehr körperlicher Mensch und möchte nah an den Menschen dran sein, die mir wichtig sind. Für mich wäre es weder ungewöhnlich noch sexuell, mit Menschen, die ich mag, kuschelnd im Bett zu schlafen. “
Ohne das Ende des Films vorwegzunehmen – Danny fällt am Ende eine radikale Entscheidung. Hat er damit Recht?
Schümann: „Das Ende des Films ist nachvollziehbar. Jeder sollte über sein Ende selbst entscheiden dürfen.“
Wedler: „Das sehe ich auch so. Gerade mit dem Wissen, dass er sterben wird, tut er für sich das Richtige.“
Schümann und Wedler über Netflix und Klimaschutz
Jannik, kürzlich hast du dich auf Instagram quasi um eine Rolle in der nächsten Staffel der Netflix-Serie „Stranger Things“ beworben…
Schümann: „Das Stranger-Things-Posting war eigentlich als Witz gemeint. Allerdings bin ich wirklich ein riesiger Fan der Serie. Klar, wäre es ein Traum, selbst mitzuspielen. Jeder Schauspieler träumt doch irgendwie von Hollywood und der ganz großen Bühne.“
Jenseits der Traumfabrik – wie können wir uns die Schweizer Filmszene vorstellen, Luna?
Wedler: „Die Schweizer Filmszene ist natürlich viel kleiner, dafür aber sehr familiär. Ich würde gern mal wieder einen Schweizer Film drehen.“
Wären Serien für dich ebenfalls ein spannendes Betätigungsfeld für die Zukunft?
Wedler: „Die Arbeit an der Serie ‘Das Team‘ hat mir sehr viel Spaß gemacht. Gerade habe ich die Dreharbeiten zur neuen Netflix-Serie „Biohackers“ beendet. Dort spiele ich eine Medizinstudentin. Mehr darf ich aber noch nicht verraten. “
Netflix setzt gerade im Serien-Bereich aktuell vermehrt auf nationale Produktionen wie „Dark“. Verändert das euer Arbeitsumfeld?
Schümann: „Netflix bietet auch deutschen Schauspielern eine völlig neue, internationale Plattform. Ich würde gern wieder in einer Serie mitspielen. Privat schaue ich selbst sehr gern Serien.“
Instagram wird als Plattform für Schauspieler ebenfalls immer wichtiger. Stars wie Leonardo DiCaprio nutzen ihre Popularität auf den sozialen Netzwerken bewusst, um auf Themen aufmerksam zu machen, die ihnen wichtig sind. Was sind neben der Schauspielerei eure Herzensthemen?
Schümann: „Ich versuche meine Popularität zu nutzen, um auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen. Inzwischen habe ich eine gewisse Reichweite auf den sozialen Netzwerken, die möchte ich sinnvoll nutzen, politisch werden.“
Wedler: „Für mich ist der Klimaschutz ebenfalls ein Herzensthema. Wir alle sollten hier kämpfen!“
Maryanto Fischer, Redaktionsleiter