Kino

"Morgen sind wir frei": Eine Ode an die Liebe | Interview mit Hossein Pourseifi

Der Regisseur Hossein Pourseifi sprach mit „TV Movie Online“ über sein Historiendrama „Morgen sind wir frei“. Eine Liebesgeschichte – in mehrfacher Hinsicht.

Morgen sind wir frei: Eine Ode an die Liebe | Interview mit Hossein Pourseifi
Die Liebe von Beate und Omid ist scheinbar grenzenlos. Foto: Little Dream Entertainment

Vordergründig ist der Kinofilm "Morgen sind wir frei" eine Liebesgeschichte um die Chemikerin Beate (Katrin Röver) und ihren als Journalist tätigen Ehemann Omid (Reza Brojerdi), die zusammen mit ihrer Tochter Sarah (Luzie Nadjafi) in der DDR leben und bald eine folgenschwere Entscheidung treffen werden. Eine Entscheidung für ein System, dass ihre Vorstellungen eines Staates nicht erfüllen - deshalb ist der Film auch eine Art Liebeserklärung an eine pluralistische Demokratie. Denn Omid ist ein Dissident, der vor dem iranischen Schah – Mohammad Reza Pahlavi – fliehen musste, welcher 1979 selbst die Flucht ergreifen musste.

Die Machtübernahme des Revolutionsführers Ajatollah Ruhollah Musawi Chomeini bietet nun scheinbar eine Chance, die iranische Gesellschaft liberaler zu gestalten. Auch Omid möchte diese Möglichkeit nutzen und zieht aus Liebe zu seinem Land gemeinsam mit Beate und Sarah in die sich neu konstituierende Republik Iran…

„Morgen sind wir frei“ – eine vielfach wahre Geschichte

Dem Regisseur Hossein Pourseifi, der im Alter von neun Jahren selbst mit seiner Familie aus dem Iran nach Westdeutschland floh, war der Film eine Herzensangelegenheit, da er schon immer eine „Geschichte über die Revolutionszeit erzählen“ wollte.

Als er vor zehn Jahren die realen Vorbilder für den Film kennenlernte, war er aus zwei Gründen von deren Schicksal fasziniert: „Einmal, weil es eine Geschichte war, in der die beiden Protagonisten im Laufe der Story keine Gegner wurden, sondern immer um ihre Liebe gekämpft haben und diese Liebe nie verloren gegangen ist. Es war mir sehr wichtig, das als Liebesgeschichte zu sehen. Andererseits auch, weil diese Geschichte beide Teile meiner eigenen Biografie enthalten hat. Nämlich die Jahre im Iran und meine Erinnerungen an die Nachrevolution.“

„Morgen sind wir frei "– eine neue Heimat?

Für das Liebespaar aus "Morgen sind wir frei" beginnt das Leben in der neuen alten Heimat harmonisch und die Familie von Omid nimmt das zugezogene Trio liebenswürdig auf. Doch die Konsolidierung von Chomeinis Macht und sein Bestreben, einen islamischen Staat zu formen, wirft immer größere Schatten auf das Familienglück.

Regisseur Pourseifi kommentiert die im Film gezeigte Entwicklung hin zur theokratischen Republik so: „Wir haben versucht zu zeigen, dass es einen schleichenden Prozess der Veränderung gab. Es gab nicht diese eine Sache, die sich ändert und alle hätten dann spätestens zu diesem Zeitpunkt wissen müssen, was auf sie zukommt. Sondern mal werden die Frauenrechte beschnitten, mal wird eine Zeitung verboten, mal gibt es hier eine Hausdurchsuchung, mal gibt es eine Verhaftung."

Die Situation wird immer bedrückender: Tochter Sarah bekommt in der Schule Probleme, als Mutter Beate sich gegen die zunehmende Islamisierung wehrt – für letztere wird das Leben dort immer unerträglicher. Omid bleibt idealistisch und hofft, durch seine Artikel etwas verändern zu können – auch als immer mehr Zeitungen schließen müssen und Presseorgane sich massiven Repressionen ausgesetzt sehen.

Die fehlende Solidarität der verschiedenen bedrohten Institutionen und Organe ist es dann auch, die Hossein Pourseifi anprangert: "Wir müssen akzeptieren, dass wir unterschiedliche Meinungen haben, dass wir eine pluralistische Gemeinschaft sind und dass wir uns trotzdem unsere Grundrechte nicht gegenseitig absprechen. Und das hat im Iran damals gefehlt: wenn mal unter den Mullahs eine politische Gruppe oder Partei unter die Räder geraten ist, dann haben die anderen Gruppen geschwiegen und waren erst Gegner der Revolution, als sie selbst von den Revolutionären getroffen wurden."

„Morgen sind wir frei“ – Eine Liebeserklärung

Beate ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem Mann und den immer unerträglicher werdenden Verhältnissen in der Islamischen Republik Iran – sie fast einen Entschluss. Wie dieser aussieht und welche Konsequenzen er für die Familie offenbart, erfahrt ihr ab 14. November 2019 im Kino. In einem Filmdrama, das eine Ode an die Liebe ist: Die Liebe von Omid und Beate, die Liebe zur alten Heimat und die Liebe zur Staatsform der Demokratie.

* Text und Interview: Rayk Unger

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