Mit der Lizenz zum Beißen: In "Maneater" steuert ihr einen verdammt hungrigen Killer-Hai im ersten Open-World Hai-RPG. Ob das durchgeknallte Spiel auch Spaß macht, verraten wir im Test!
Es ist vermutlich kein Zufall, dass "Saints Row the Third – Remastered" (unseren "Saints Row 3"-Test lest ihr hier) am selben Tag erscheint wie das brandneue Hai-RPG "Maneater". Während wir uns im Open-World-Actionklassiker mit Panzern, Raketenwerfern und Riesendildos bewaffnet durch eine völlig abgedrehte Open-World durchschlagen, sehen wir in "Maneater" einem schnuckeligen Killer-Hai beim Aufwachsen zu, dessen Appetit nach Kröten, Fischen und vor allem Menschenfleisch beinahe unersättlich ist. Was beide Spiele jedoch vereint: Sie setzen einen verdammt cleveren und kurzweiligen Kontrapunkt zu den fast schon bieder-ernsten Open-World-Spektakeln á la "Red Dead Redemption 2" oder "Assassin’s Creed Odyssey".
Übrigens verständlich, dass unser "kleiner" Baby-Hai, den wir nach einem Prolog zu Beginn des Spiels steuern dürfen, von Stealth und Dialogen, wie in anderen Open-World-RPGs, nicht wirklich viel hält: Schließlich wird der Kleine aus dem Bauch seiner toten Mutter vom brutalen Haijäger "Scaly Pete" gerissen. Doch auch ein Baby-Hai kann die Zähne fletschen, was Pete unmissverständlich zu spüren bekommt, als wir ihm kurzerhand den Arm abbeißen. Ja richtig: „Maneater“ beginnt mit einem verdammt traumatischen Ereignis für unseren Protagonisten. Deshalb ist es auch keine große Überraschung, dass unser Hai mit viel Wut im Bauch alles zerfleischen möchte, was ihm gerade so vor seine scharfen Beißerchen kommt.
Haihood: Vom kleinen Baby-Hai zum Mutanten-Monster
Insgeheim träumt unser kleiner Baby-Hai von Beginn an davon irgendwann auch einmal Petes restliche Körper snacken zu können. Doch um es mit den fiesen Haijägern, die die Gewässer der "Maneater"-Spielewelt bevölkern, aufnehmen zu können, ist aufwachsen aka aufleveln das wichtigste Gebot. Das machen wir nicht nur, in denen wir die anderen Unterwasser-Bewohner auf unseren Speiseplan setzen, sondern mittels Hauptmissionen, Nebenmissionen (in denen wir meistens *ÜBERRASCHUNG* bestimmte Gegner fressen müssen) Erfahrungspunkte sammeln sowie mit der Suche nach versteckten Schatztruhen, Landmarken oder Schildern, die meist an etwas herausfordernden Orten in den abwechslungsreichen Landschaften platziert sind.
Auf dem Weg zum Monster-Hai im Maximal-Level 30 verteilen dürfen wir in Unterwasser-Höhlen nicht nur die nächsten Evolutionsstufen erklimmen, sondern uns auch per Perks und Upgrades, wie bspw. mit einer besseren Sonar-Funktion, elektrischen Zähne usw. noch stärker machen. Tatsächlich gehen die Level-Aufstiege zu Beginn sehr zügig voran: Hat man als Baby-Hai noch zu Recht großen Respekt vor Level 8-Alligatoren, die zu Beginn noch kurzen Prozess mit uns machen, sind die Reptilien später für uns lediglich ein lockeres Appetithäppchen. Mit dem Bewältigen der Story-Quests und Level-Aufstiege kommen wir auch in neue Gebiete, die überraschend abwechslungsreich gestaltet sind: Von sumpfigen Gebieten, über müll- und Gift-verseuchten Unterwasserwelten bis hin zu schicken Vergnügungsvierteln in Stadtnähe ist viel Abwechslung geboten.
Maneater: So laufen die Kämpfe ab | Präsentation und Fake-Doku-Kommentar
Im Vorfeld waren wir noch etwas skeptisch, ob sich die Fressorgien unter Wasser auch gut steuern lassen würden, doch wurden eines Besseren belehrt: Per Tasten oder Button-Druck beißt ihr euch durch alles was schwimmt, könnt gegen größere Boote und stärkere Widersacher auch per Flosse parieren. Ein "Dark Souls" im Wasser ist "Maneater" allerdings nicht: Zu oft laufen die Kämpfe auf reines "Button-Mashing" hinaus, da ihr die meisten Widersacher relativ easy bezwingen könnt. Bei den größeren „Boss“-Kämpfen gegen Haijäger oder mächtigen Unterwassergegner ist dann auch eher die chaotische Kamera die große Hürde: Zwar lässt sich auch in den größeren Kämpfen blitzschnell zubeißen und ausweichen, doch oft geht dann die Übersicht verloren. Immerhin stellt sich das Gefühl von Panik & Hektik auch deshalb ein, weil die Widersacher, wie bspw. mächtige Alligatoren oder Wale, dank fetter Soundeffekte richtigen Impact haben.
Zwar gibt es in der knapp zehnstündigen Singleplayer-Kampagne neben den Hauptmissionen viel zu sammeln und zu entdecken, doch eher früher als später erschöpft sich die Faszination an "Maneater", weil sich die Aufgaben, wie bspw. "Fresse 10 Alligatoren" fast konstant wiederholen. Da hilft es auf Dauer leider auch nicht, dass das Spiel zumindest in der PC-Fassung einen überraschend soliden technischen Eindruck macht: Die Präsentation, die Charakter-Modelle und die Spielewelt sind erstaunlich gut in Szene gesetzt und hinterlassen dank der immersiven Sound-Ebene einen richtig guten Eindruck. Die PS4-Fassung lag uns zum Testzeitpunkt nicht vor, soll aber laut mehreren anderen Quellen an einigen technischen Problemchen leiden. Sobald wir die Fassung vorliegen haben sowie den Day-1-Patch, der laut den Entwicklern die gröbsten Probleme beseitigen soll, liefern wir unseren Eindruck an dieser Stelle nach.
Last but not least: Besonders herausheben möchten wir an dieser Stelle übrigens den exzellenten Fake-Doku-Voiceover von Chris Parnell („Rick & Morty“, Sprecher von Jerry) in der Originalversion, der dem abgedrehten Wahnsinn einen fast schon pseudo-dokumentarischen Touch verleiht und damit für ein echtes Hailight sorgt!
Maneater: Unser Fazit
Ob „Maneater“ das Genre der Hai-RPGs möglicherweise genauso erfolgreich befeuert wie die Sharknado-Reihe die Gelüste der Trash-Horrorfans ist momentan noch schwer absehbar. Doch tatsächlich liefern die Entwickler von Tripwire einen kurzweiligen, blutigen und erfrischend unverbrauchten Spiele-Snack ab, dem es leider auf lange Sicht an Abwechslung und Langzeitmotivation fehlt.
Maneater ist seit dem 22. Mai 2020 für PS4, Xbox One und PC zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 39,99 Euro erhältlich. Eine Nintendo Switch-Fassung soll folgen. Einen Eindruck von Maneater könnt ihr euch hier machen: