Ab dem 28. Mai 2020 startet die brandneue Joyn-Serie "Aus dem Tagesbuch eines Uber-Fahrers" mit Kostja Ullmann in der Hauptrolle. Warum der Darsteller bei der schlimmsten Taxifahrt seines Lebens selbst hinters Steuern musste, verriet er uns im TV Movie Online-Interview!
Er fährt die unterschiedlichsten Menschen von A nach B, hat immer ein offenes Ohr und doch selbst die größten Probleme: Ben (Kostja Ullmann) ist Uber-Fahrer in Hamburg und während seiner Schicht Seelenklempner zugleich. Die neue Joyn-Serie "Aus dem Tagebuch eines Uber Fahrers" ist das deutsche Pendant zum australischen Original. In insgesamt sechs Folgen werden, wie der Titel schon vermuten lässt, die skurrilsten Geschichten aus dem Alltag eines Uber-Fahrers erzählt.
Dass die abgedrehten Begebenheiten tatsächlich auch wahr sind, hat uns Hauptdarsteller Kostja Ullmann im Interview verraten. Darüber hinaus plauderte der Schauspieler auch noch über sein verrücktestes Taxi-Erlebnis bei einem Urlaub auf Sri Lanka.
TVMovie.de: Wie hast du dich denn auf die Rolle eines Uber Fahrers vorbereitet? Bist du viel Uber gefahren oder hattest du direkten Kontakt zu echten Uber-Fahrern?
Kostja Ullmann: Ich bin schon sehr viel Taxi und Uber gefahren. Ich konnte mich an die Momente erinnern, wie schnell man sich einem fremden Menschen geöffnet hat. Natürlich wahllos irgendwelche irren Geschichten erzählt hat. Es gibt ja auch ein australisches Original dieser Serie, die ich mir im Vorhinein angeschaut habe, um einen Eindruck zu bekommen, in was für eine Richtung diese Serie geht. Das Spannende ist, dass die Geschichten nicht frei erfunden sind, sondern von einem Blog eines echten Uber-Fahrers kommen.
Was war dein verrücktestes oder unangenehmstes Erlebnis in einem Uber oder Taxi?
Kostja Ullmann: Das war tatsächlich mit dem Taxi auf Sri Lanka. Vor einigen Jahren musste ich am frühen Morgen nach Colombo zum Airport und hatte dafür so drei bis dreieinhalb Stunden Zeit. Ich hatte den Plan auf dem Rücksitz noch ein wenig zu schlafen, doch der Fahrer verfolgte wohl denselben Plan. Er ist immer wieder eingeknickt und wurde von mir wachgerüttelt. Als ich es nicht mehr ausgehalten habe, schlug ich ihm vor, dass ich fahren könnte. Nach anfänglicher Skepsis hat er sich tatsächlich auf den Beifahrersitz gesetzt und mich fahren lassen. Während er schlief, bin ich gute drei Stunden bis zum Colombo Airport gefahren – und ganz ehrlich, in Sri Lanka Auto fahren ist eine Nummer für sich.
Warum, schätzt du, vertrauen manche Leute ihren Uber-Fahrern blind?
Kostja Ullmann: Das ist schwer zu beantworten. Vielleicht ist es aber auch der kleine Raum, auf dem man sich befindet, den man mit einem völlig fremden Menschen teilt und man das Gefühl hat, dass man diese Person wahrscheinlich nie wiedersieht – und deswegen dann ganz offen über seine Probleme und Ansichten spricht. Aber ich bin selbst erstaunt, wie oft ich selbst auch über manche Themen spreche, wenn ich in so einem Taxi oder Uber sitze – was ich vielleicht in Zukunft nicht mehr mache, sondern eher für mich behalte. Wer weiß, in welcher Serie die sonst am Ende landen.
Sind das alles wahre Geschichten in der Serie oder wurden manche auch erfunden?
Kostja Ullmann: Das sind alles wahre Geschichten. Es gab einen Uber-Fahrer, der einen Blog geschrieben hat und da wurde jemand drauf aufmerksam. Und ich glaube, da muss man für alle Uber- oder Taxi-Fahrer sprechen: Die erleben alle so wahnsinnig skurrile Geschichten. Anfang des Jahres war ich in Australien und bin Uber gefahren. Ich erzählte dem Fahrer von meiner Serie und er bestätigte mir, dass er andauernd irgendwelche verrückten Geschichten erlebt. Zum Beispiel, dass er gerade vor kurzem erst jemanden hinten drinsitzen hatte, der über das Handy Waffen verkauft hat. Das hat sich alles andere als legal angehört.
Die meiste Zeit spielt die Serie in Bens Auto. Was waren die Schwierigkeiten beim Dreh?
Kostja Ullmann: Ja, das ist natürlich schwierig. Also erstmal hat man nur diesen kleinen Raum. Spielerisch muss man sich da schon drauf einstellen, weil es nicht viele Möglichkeiten gibt, sich zu bewegen, was zu tun oder zu reagieren. Ich als Fahrer sitze einfach immer wieder auf dem gleichen Sitz und kann mich ein bisschen umdrehen, mal mit dem Spiegel arbeiten. Im Vorhinein haben wir für die Kamera Tests gemacht und Proben gehabt, um zu schauen, wie man das Ganze trotzdem spannend präsentieren kann. Man musste sich da ein wenig rantasten. Die Mikros mussten so verbaut werden, dass sie nicht stören, der Regisseur hatte glaube ich den unbequemsten Job. Der hat nämlich die meiste Zeit im Kofferraum verbracht und von dort aus Regieanweisungen gegeben, weil er nah an uns dran sein wollte. Das war schon für jeden eine Herausforderung, aber umso privater ist es dann irgendwie auch. Wenn man auf so kleinem Raum ist und diese verrückten Geschichten erzählen darf. Das hat dann eine ganz andere Intimität.
Während so einer Szene fährst du ja auch quer durch Hamburg – da hast du einen Heimvorteil. Wie viel bist du tatsächlich Auto gefahren?
Kostja Ullmann: Ja und Nein. Ich hatte die Möglichkeit natürlich auch selbst zu fahren, was großartig war, da ich dann das Fahren nicht "spielen" musste. Aber es gab auch einige Aufnahmen, bei denen es gar keine Möglichkeit gab, selbst zu fahren, da die Kamera vor der Windschutzscheibe befestigt war oder ein riesiges Lichtsegel die Sicht versperrte. Da hatten wir dann die Möglichkeit den Wagen auf einen Trailer, einen Anhänger, zu stellen und dann wurde ich quasi durch Hamburg gefahren. Da hat es mir natürlich sehr geholfen, dass ich Hamburgs Straßen kannte und somit immer wusstem, wo ich gerade bin.
Wie unterscheidet sich die Serie von den bisherigen Projekten, die du gemacht hast?
Kostja Ullmann: Das Besondere an dieser Serie ist, dass so viele unterschiedliche Fahrgäste ins Uber einsteigen und ihre Geschichten erzählen. Es wird ein Querschnitt der Gesellschaft gezeigt und der Zuschauer bekommt so die Chance sich mit den Menschen zu identifizieren. So bekommt man in einer Folge von absurd-komisch bis dramatisch-traurig alles zu sehen.
Würdest du dich privat nun anders verhalten bei deinen nächsten Taxi-/ Uber-Fahrten?
Kostja Ullmann: Ja. Also es gibt auf jeden Fall mehr Trinkgeld, wenn ich Uber oder Taxi fahre, weil ich weiß, was es für ein harter Job ist und mit was die jeden Tag konfrontiert werden.
Ben hat eigentlich genug eigene Probleme. Was denkst du, weshalb er sich dennoch auf seine Fahrgäste so gut einlassen kann?
Kostja Ullmann: Ben besitzt einfach ein sehr großes Herz. Er ist an den Menschen, die er durch die Stadt fährt, interessiert und versucht ihnen so gut er kann zu helfen. Auch wenn er genug eigene Probleme hat. Und am Ende lernt er auch immer ein Stück über sich selbst wenn er sich mit den Problemen seiner Fahrgäste beschäftigt.
Du hast bereits für Amazon und Joyn Serien gedreht. Könntest du dir auch eine Netflix-Produktion vorstellen oder Teil einer Daily-Soap zu werden?
Kostja Ullmann: Ob das jetzt Netflix, Amazon oder Joyn ist – es geht ja um das Projekt und die Figur, die Rolle und Geschichte, die erzählt wird und mich interessieren muss. Die Schauspielerei gibt mir die Chance immer wieder in unterschiedliche Leben zu schlüpfen. Das liebe ich. Daher käme Daily nicht für mich in Frage.
"Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers" könnt ihr euch hier kostenlos auf Joyn ansehen!