„Die Glaskuppel“ erklärt: Basiert die düstere Netflix-Serie auf wahren Ereignissen?
Basiert „Die Glaskuppel“ auf einer wahren Geschichte? Erfahre hier, wie viel Wahrheit hinter der fesselnden Netflix-Serie steckt und warum sie sich so erschreckend echt anfühlt.

Netflix hat mit der neuen Serie „Die Glaskuppel“ (Originaltitel: „Glaskupan“, englisch: „The Glass Dome“) einen psychologischen Thriller geschaffen, der die Zuschauer:innen in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche entführt. Die Story fühlt sich dabei verdammt realistisch an. Hinzu kommt: Im Laufe der Geschichte gab es tatsächlich einige Serienmörder, die bei ihren grausamen Taten zwanghaft gewisse Rituale wiederholten und Trophäen ihrer Opfer sammelten. Auch Kindesentführungen geraten immer wieder in die Schlagzeilen. Erzählt „Glaskupan“ etwa eine wahre Geschichte?
Ist „Die Glaskuppel“ eine wahre Begebenheit?
Kurz gesagt: Nein, „Die Glaskuppel“ basiert nicht auf einer echten Kriminalgeschichte oder einem dokumentierten Entführungsfall. Die Handlung rund um die traumatisierte Hauptfigur Lejla Ness (Kinderdarstellerin: Seraphine Krystek, erwachsene Leijla: Léonie Vincent) entspringt der Fantasie der renommierten schwedischen Autorin Camilla Läckberg. Dennoch verleiht Läckberg der Geschichte eine bedrückende Authentizität, indem sie ihre Erfahrungen aus Recherchen über psychologische Traumata und Überlebensgeschichten einfließen lässt. Ihre Werke sind bekannt dafür, keine spektakulären Skandale auszuschlachten, sondern die stillen, oft verdrängten Leiden ins Zentrum zu rücken. Heißt: Zwar ist die Handlung erfunden, doch die dargestellten psychischen Auswirkungen von Kindheitstraumata wie unterdrückte Erinnerungen oder wie damit in einer kleinen Gemeinschaft umgegangen wird, sind realistisch und nah an den Erfahrungen vieler Überlebender gestaltet.
Wer ist Lejla Ness?
Lejla Ness, die zentrale Figur der Serie, ist keine historische Persönlichkeit. Sie steht vielmehr symbolisch für viele Menschen, die ähnliche Traumata durchlebt haben. Ihre zerrissene Psyche, die bruchstückhafte Erinnerung und das Misstrauen gegenüber der eigenen Umgebung spiegeln echte psychologische Prozesse wider. Laut dem Magazin „Moviedelic“ wurde Lejla als Kompositfigur angelegt – eine fiktive Figur, die aus zahlreichen realen Erfahrungen von Trauma-Überlebenden entwickelt wurde.
Von diesen echten Entführungsfällen könnte „Glaskupan“ inspiriert worden sein
1. Natascha Kampusch (Österreich, 1998–2006)
Die damals zehnjährige Natascha Kampusch wurde 1998 auf dem Schulweg in Wien entführt und vom Täter Wolfgang Přiklopil über acht Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen gehalten. Erst 2006 gelang ihr die Flucht. Kampuschs Fall sorgte weltweit für Entsetzen – besonders wegen der psychologischen Dimension ihrer Gefangenschaft und des Stockholm-Syndroms, das später medial diskutiert wurde. Ihre Geschichte wurde mehrfach verfilmt und in einem autobiografischen Buch aufgearbeitet.
Parallelen zur Serie? Genau wie Lejla in „Die Glaskuppel“ wurde Kampusch auf engstem Raum gefangen gehalten, konnte fliehen und lebte danach jahrelang mit einem verdrängten Trauma, das erst nach der Flucht öffentlich wurde.
2. Jaycee Lee Dugard (USA, 1991–2009)
Jaycee wurde mit 11 Jahren in Kalifornien von einem Ehepaar entführt und 18 Jahre lang versteckt gehalten, überwiegend in einem Zeltlager im Garten ihres Entführers. Während ihrer Gefangenschaft brachte sie zwei Kinder zur Welt. Erst 2009 wurde sie durch Zufall entdeckt. Der Fall machte weltweit Schlagzeilen.
Parallelen zur Serie? Die lange Gefangenschaft, das Doppelleben der Täter und Jaycees psychische Belastungen spiegeln viele Elemente wider, die „Die Glaskuppel“ auf fiktiver Ebene aufgreift.
3. Elisabeth Fritzl (Österreich, 1984–2008)
Einer der schockierendsten Fälle Europas: Elisabeth Fritzl wurde von ihrem eigenen Vater 24 Jahre lang in einem Kellerraum gefangen gehalten und mehrfach vergewaltigt. Sie gebar sieben Kinder – einige davon lebten mit ihr in der Gefangenschaft. Der Fall kam erst 2008 ans Licht und erschütterte die Welt.
Parallelen zur Serie? Die unfassbare seelische und körperliche Gewalt im Verborgenen, die Isolation und das Schweigen der Umgebung erinnern an die stillen psychologischen Abgründe in Läckbergs Serie.
Camilla Läckbergs Ansatz: Emotionale Wahrheiten im Mittelpunkt
Camilla Läckberg gilt als Meisterin ihres Fachs. Sie versteht es, die feinen Risse in scheinbar heilen Oberflächen aufzuzeigen. Anstatt auf effekthascherische Gewalt zu setzen, konzentriert sie sich auf die nachhaltigen Spuren, die Traumata im Alltag der Betroffenen hinterlassen. „Die Glaskuppel“ ist dafür ein Paradebeispiel: Die Handlung verzichtet auf übertriebene Dramatik und lässt stattdessen das Grauen langsam und beklemmend in die Realität der Zuschauer:innen einsickern.
Läckberg hat mehrfach betont, dass sie Inspiration aus Therapieprotokollen, Gesprächen mit Überlebenden und psychologischen Studien zieht. Auch wenn „Die Glaskuppel“ keine Adaption eines ihrer Romane ist, bleibt sie ihrer Linie treu: Geschichten zu erzählen, die emotional wahrhaftig sind.
Realitätsnahe Fiktion, die unter die Haut geht
Obwohl „Die Glaskuppel“ eine fiktive Geschichte erzählt, wirkt sie aufgrund ihrer psychologischen Tiefe und emotionalen Authentizität erstaunlich real. Der Thriller zeigt eindrucksvoll, wie traumatische Erfahrungen lebenslange Narben hinterlassen können – und genau das macht die Serie so eindringlich und sehenswert.