Miau, die Miezen sind los! Mit dem Kinofilm soll das berühmte Musical "Cats" durch CGI-Effekte und mit einem hochkarätigen Cast neu aufgemischt werden. Doch schon der erste Trailer erntete heftige Kritik. Ob die Verfilmung von "Les Misérables"-Regisseur Tom Hooper wirklich mies oder doch gelungen ist, erfahrt ihr hier!
- Darum geht's | Inhalt
- Musikalisch mitreißend
- Deutsche Stimme passt nicht zu Jennifer Hudson
- Francesca Hayward glänzt in ihrer ersten Rolle
- Rebel Wilson und James Corden passen nicht ins Bild
- Misslungene Katzenanimation der Stars
- „Cats“ Filmkritik: Menschliche Kleidung stört das Katzenbild
- „Cats“ Filmkritik: Fehler in grafischer Umsetzung zerstören die Illusion
- „Cats“ Fazit: Verfilmung kommt nicht ans Musical heran
Darum geht's | Inhalt
Die Jellicle-Katzen, ein Clan aus Londoner Miezen, trifft sich alljährlich zum sogenannten Jellicle-Ball. Dort wählt Anführerin Alt-Deuteronimus (Judi Dench) eine Mieze aus, die ein neues Leben fernab dieser Welt beginnen darf. Auch die ausgestoßene Katze Grizabella (Vanessa Hudson) möchte an dem Ball teilnehmen, während der Bösewicht Macavity (Idris Elba) seine eigenen Pläne verfolgt.
Das Original-Musical, welches 1981 Weltpremiere feierte und zu den berühmtesten Musicals aller Zeiten gehört, basiert auf dem Gedicht "Old Possum’s Book of Practical Cats" von T. S. Eliot, zu denen Andrew Lloyd Webber die Musik schrieb. Der Komponist, aus dessen Feder auch „Das Phantom der Oper“ stammt, war sogar an der Verfilmung von „Cats“ beteiligt. Man könnte also meinen, er habe dafür gesorgt, dass dem Original alle Ehre gemacht wird.
Musikalisch mitreißend
In den knapp zwei Stunden, die bis auf wenige Sätze durchgesungen werden, hält sich die Filmhandlung größtenteils an das Original und schafft sogar Platz für einen neuen Song: "Beautiful Ghosts" (dt. Version: Schatten der Nacht). Kreiert von Webber und Taylor Swift, die als Mieze „Bombalurina“ selbst im Film einen musikalischen Auftritt hat.
Dieses Lied, das für den Golden Globe als Bester Filmsong nominiert ist, reiht sich perfekt in die Riege der legendären „Cats“-Songs ein. Immerhin hier blieben die Macher dem Original treu – „Jellicle Cats“, „Mr Mistoffelees“ und natürlich die mitreißende Ballade „Memory“ wecken das Gefühl, wieder im Katzenuniversum zu sein.
Deutsche Stimme passt nicht zu Jennifer Hudson
Natürlich sind die Songs in der deutschen Version übersetzt und angepasst. Hier haben die Synchro-Stimmen alle Handvoll zu tun, doch bis auf ein paar Momente, sind sie musikalisch top. Selbst der lautstarke Höhepunkt von „Memory“, der in der Original-Filmversion von Oscarpreisträgerin Jennifer Hudson („Dreamgirls“) als "Grizzabella" mit einer Stimmengewalt, die ihresgleichen sucht, geschmettert wird, reißt auf Deutsch mit. Nur die ruhigen, kraftvollen Passagen wollen nicht so richtig zünden.
Hier zeigt sich auch das erste Problem: Während wir Jennifer Hudson mit einer tränenreichen und emotionalen Mimik auf der Leinwand sehen, will die deutsche Stimmfarbe einfach nicht zu ihr passen. Der Hollywood-Star wirkt, als sei sie stumm geschaltet und ein x-beliebiger Gesang darüber gelegt worden. Und das nicht nur, weil der Text nicht optimal zu den Bewegungen ihrer Lippen passt.
Francesca Hayward glänzt in ihrer ersten Rolle
Dennoch, Jennifer Hudson legt eine gute Performance als einstige Glamour-Katze hin, die alles Glück verloren hat und allein durch die Straßen Londons streift. Zumindest in emotionaler Hinsicht - als realistische Katze weniger.
Als Katzen überzeugen vor allem – oder eher gesagt einzig – zwei Darsteller mit ihrer Mimik und Gestik: Primaballerina Francesca Hayward (Solotänzerin am Royal Opera in London) in ihrer ersten Rolle als „Victoria“ und Robert Fairchild (Ex-Ballettstar am New York City Ballett) als „Munkustrap“, der als tragender Geschichtenerzähler die meisten Songs einleitet.
Rebel Wilson und James Corden passen nicht ins Bild
Leider trifft dies nicht auf die bekannten Stars zu, zu denen auch Rebel Wilson („Pitch Perfect“, „Glam Girls“) und der Komiker James Corden gehören. Letzterer war bspw. in "Ocean’s 8" zu sehen und ist die Original-Stimme von „Peter Hase“. Klar, ein oder auch zwei Lacher, heimst Rebel Wilson als „Jenny Fleckenreich“ mit ihrer typisch überzogenen, teils schon lachhaften Art ein. Und auch James Corden, der den übergewichtigen Kater "Bustopher Jones" darstellt, ist auf eine trockene Art so amüsant wie immer. Ergo: Beide spielen ihre üblichen Rollen - diesmal bloß mit Fell. Das ist zwar lustig, aber nicht hilfreich, um die "Cats"-Verfilmung ernst zu nehmen.
Misslungene Katzenanimation der Stars
Diese Problematik zeigt sich auch bei dem Versuch – und ja, mehr als das ist es nicht -, aus den Darstellern per 3-D-Computertechnik Katzen zu animieren. Wir erinnern uns: Die Original-Miezen im Musical trugen flauschige Kostüme samt Gesichtsbemalung. Doch Tom Hooper setzt lieber auf CGI-Effekte. Was im Film realistischer und katzenähnlicher werden sollte, geht größtenteils nach hinten los. Nachdem der erste Trailer schon harte Kritik dafür einfahren musste, erklärte der Regisseur im Interview mit „The Times“, er wolle sein Team noch einmal auf die Katzen loslassen. Die Änderungen sind wohl so minimal, dass es der Suche einer Nadel im Heuhaufen gleicht.
Während Francesca Hayward und Robert Fairchild im Vergleich mit viel „Fell“ punkten, scheinen Tom Hooper und sein Filmstab nicht mehr genug animierte Katzenhaare für die namhaften Stars übrig gehabt zu haben. Zumindest nicht, was deren Gesicht angeht. Dadurch fällt es schwer, Jason Derulo, der in seiner Rolle als „Rum Tum Tugger“ auch das Rampenlicht sucht, oder Judi Dench ("Victoria und Abdul", "Geheimnis eines Lebens") tatsächlich als Katzen wahrzunehmen.
Neu ist die CGI-Technik nicht, sonst hätte das mangelhafte Ergebnis vielleicht verziehen werden können. Bereits 1993 wurden die Dinos in "Jurassic Park" mit einer 3D-Technik animiert und zuletzt unterzogen sich Robert De Niro und Al Pacino in „The Irishman“ einer virtuellen Verjüngungskur. Vielleicht hätten die Macher lieber auf komplett animierte Vierbeiner setzen sollen, denen die Stars ihre Stimmen, statt ihren Körper geliehen hätten.
„Cats“ Filmkritik: Menschliche Kleidung stört das Katzenbild
Hinzu kommt, dass einige Miezen nur mit Fell bekleidet sind, während Judi Dench, Idris Elba, Jason Derulo sowie Jennifer Hudson mit Mänteln und Hüten herumlaufen dürfen. Sobald Idris Elba seinen Pelz plötzlich ablegt, kommt der Nackedei-Schreck! Hier sollte der Zuschauer wohl von seinem durchtrainierten Körper beeindruckt werden, doch mit dem wenigen, glatten Fell, das mehr an einen Panther erinnert, geht das völlig nach hinten los und wird eher zum katzenhaften Alptraum. Von der ehrenwerten Judi Dench im Körbchen mal ganz zu schweigen …
Es drängt sich die Frage auf, ob der Kinofilm besser geworden wäre, wenn die Macher komplett auf unbekannte Gesichter gesetzt hätten. Zumindest hätte dies geholfen sich in die "Cats"-Welt fallen zu lassen.
„Cats“ Filmkritik: Fehler in grafischer Umsetzung zerstören die Illusion
Wer den Film sieht, sollte es sich verkneifen auf die Füße/Schuhe der Katzen zu achten. Besonders an diesen Körperstellen ist oftmals zu erkennen, dass mit Greenscreen gearbeitet wurde. Nahtlos in die Umgebung eingefügt sieht anders aus. Auch sind einige Körperteile der Katzen ein paar Mal transparenter und die Hähnchenkeulen- und Steak-Requisiten deutlich als solche zu erkennen. Schade, denn hier hätte der Film mit realistischer Illusion aufwarten können.
„Cats“ Fazit: Verfilmung kommt nicht ans Musical heran
Was verstörender ist – die animierten Menschen-Katzen oder die mangelhafte Grafik – ist schwer zu sagen. Lediglich die Darbietung einiger weniger Darsteller sind wirklich überzeugend und die Musik – vielleicht lieber mit halbwegs geschlossenen Augen zu genießen – bleibt legendär. Doch selbst das täuscht nicht darüber hinweg, dass „Cats“ ein Stück ist, das auf die Bühne und nicht auf die Leinwand gehört.
"Cats" ist ab dem 25. Dezember 2019 in den deutschen Kinos zu sehen. Einen Trailer seht ihr hier:
Text von Roxanna Kaufmann