Ihre Stimmen kennt jeder: Reiner Schöne und Manja Doering sind die deutschen Synchronsprecher der Hollywood-Stars Willem Dafoe und Ellen Page. Auch für die deutsche Fassung des Videospiels "BEYOND: Two Souls" konnten sie verpflichtet werden. Im Gespräch geben sie Einblicke in ihre faszinierende Arbeit am PS3-Spiel.
Reiner, Manja, wie sind Sie zum Synchronsprechen gekommen?Manja: Ich habe als Kind mit dem Synchronsprechen angefangen. […] Da war ich anfangs sehr schüchtern, fand es ungewohnt und seltsam, aber auch irgendwie gut und faszinierend, zumal mein Bruder eine der Hauptrollen in einem coolen Kinderkinofilm gesprochen hatte. Und so nahm das seinen Lauf. Bei ersten kleinen richtigen Rollen hab ich mich wohl ganz gut gemacht und wurde weiterempfohlen. Während der ganzen Schulzeit bin ich dabeigeblieben, selbst Schauspielstudium und Theaterengagement konnte ich glücklicherweise mit Synchronjobs vereinen.
Reiner: Das Synchronsprechen ist eigentlich eine automatische, natürliche Begleiterscheinung zum Schauspielberuf. Man ruft an, kommt vorbei, macht ein paar kleine Sachen und entweder man packt es oder nicht. Und dann ist man drin. Aber so viel mache ich [eigentlich] nicht.
Ist es schwierig, sich als Schauspieler in eine reine Sprechrolle hineinzuversetzen und sein Talent bei einer Videospielproduktion einzubringen?
Reiner: Ich finde es nicht schwierig sein schauspielerisches Talent bei einer Videospielproduktion einzubringen. Das ist für mich eine reine Routine- und Konzentrationssache.
Manja: Es erfordert eine etwas andere Technik und Routine […]als z.B. bei einer Theaterrollenarbeit oder bei Dreharbeiten. […] Beim Computerspiel bin ich auf alle Infos zu Charakter und Story angewiesen, die ich vom Regisseur und aus dem Text und von eventuell vorhandener Originalstimme bekommen kann. Das Hineinversetzten ist für mich die Grundvoraussetzung für‘s Schauspielen und sollte genauso bei einer „reinen Sprechrolle“ stattfinden. Alles, was die zu spielende bzw. sprechende Figur erlebt mit all ihren Sinnen und mit ihrem Körper, in welcher Gefühlslage und Situation auch immer, in all das muss ich mich imaginär und in möglichem Maße auch körperlich genauso hineinversetzen, damit das in der Stimme spielend zum Ausdruck kommt. […] All das […] wenn ich alleine […] vor einem meist feststehenden Mikrofon in einem kleinen Studioraum stehe oder sitze. […] Ich kann mich also beispielsweise nicht auf den Boden schmeißen, wenn das die Figur macht. Trotzdem soll es so klingen. Darin liegt die Herausforderung. […] Im Fall von „BEYOND“ […] hab ich tolle Vorlagen durch die Originalspielerin, da brauch ich sozusagen nur auf den fahrenden Zug aufzuspringen.
Ihr seid ja beide sehr erfahrene Synchronsprecher, vor allem auch in der Gaming Industrie. Was fasziniert Euch an Computerspielen?
Manja: Mich fasziniert, dass es möglich ist, Welten zu erschaffen sowie Geschichten und Charaktere darin und dass alles so plastisch und real wirken kann. Das hat was von Märchenlesen als Kind oder von Verreisen und fremde Länder kennenlernen. Mich fasziniert das Entdecken dieser erschaffenen Welten und Realitäten und, anders als bei Film oder Buch, kann ich mich als Spieler darin bewegen und den Verlauf mitbestimmen. […]
Reiner: [Ich spiele] Gitarre und schreibe Songs [in meiner Freizeit]. Aber da ich Dafoe seit "Spider-Man" synchronisiere, war das eigentlich klar, dass ich ihn auch in BEYOND: Two Souls spreche.
Manja, spielen Sie alle Spiele, bei denen Sie einen Charakter gesprochen haben persönlich? Falls ja, haben Sie einen Lieblingstitel?
Manja: Bisher habe ich nur ein Spiel, in welchem ich einen Charakter gesprochen habe, persönlich gespielt […]. Und auch nur zum Teil, denn ich bin ziemlich am Anfang des Spiels hängen geblieben. […] Von daher fällt mir zur Lieblingstitelfrage eher die Handvoll Adventures ein, die ich in meiner Jugend durchgespielt habe, die aber ohne meine stimmliche Mitwirkung.
Die Rolle der Jodie ist sehr komplex. Sprechen Sie lieber gradlinige Charaktere oder „Typen“?
Manja: „Typen“ sind mir lieber, weil sie mehr Abwechslung und Herausforderung bieten, was allerdings teils mit sehr intensiver Arbeit verbunden ist und ein „An-Grenzen-Gehen“ erfordern kann. Somit ist das schön anstrengend. Termine für gradlinige Charaktere mag ich aber auch, da bleibt noch Kraft für andere Dinge im realen Leben und das Arbeiten kann entspannter und spaßiger sein.
Gibt es eine Lieblingsszene in BEYOND, die Sie nachhaltig beeindruckt hat?
Reiner: Für mich war die Schluss-Szene am eindrucksvollsten.
Manja: Die Zeit bei den Indianern mit der herausfordernden Aufgabe dort fand ich spannend und beeindruckend. Und alles was mit den Seelen und anderen Welten, mit der Zwischenwelt und mit Aiden zu tun hat!
Habt Ihr Willem Dafoe und Ellen Page schon einmal persönlich getroffen?
Manja: Nein.
Reiner: Leider noch nicht, das müssen wir nachholen.
Gewinnspiel: "Beyond: Two Souls"
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