Mit „Apple Cider Vinegar“ hat Netflix die perfekte Serie für alle Fans von „Inventing Anna“ im Programm. Das sind die wahren Hintergründe.
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Der True-Crime-Hype ist noch lange nicht vorbei – aus jedem wahren Verbrechen wird mittlerweile ein Film, eine Serie oder zumindest ein Podcast gemacht. Doch nicht jede Geschichte handelt von Mord und Totschlag. Manchmal eignet sich auch Betrug im großen Stil für eine spannende Adaption, wie Netflix bereits mit „Inventing Anna“ bewiesen hat.
„Apple Cider Vinegar“ schlägt nun in eine ähnliche Kerbe. Die Miniserie handelt von einer Gesundheits-Influencerin, die behauptete, ihre Krebserkrankung allein durch gesunde Ernährung besiegt zu haben. Später stellte sich heraus: Sie hatte nie Krebs und ließ hohe Spendensummen für wohltätige Zwecke in die eigene Tasche wandern. Die wahre Geschichte von Belle Gibson entspricht zumindest in großen Teilen der Serienversion.
Belle Gibson: Reich durch eine Lüge
![Belle Gibson im Jahr 2019 - IMAGO / AAP Belle Gibson im Jahr 2019](https://www.tvmovie.de/bilder/638/belle-gibson.jpg?itok=rXK0VGU2)
Ein Hirntumor im Endstadium, Leukämie und Krebs in Leber, Nieren und Gebärmutter – das waren die Diagnosen, die Belle Gibson sich selbst stellte. Erhalten hatte sie diese nämlich nie. Die junge Mutter behauptete trotzdem, nicht aufgeben und gegen die Krankheit ankämpfen zu wollen. Allerdings vertraute sie dabei nicht auf herkömmliche Medizin oder eine Chemotherapie, sondern setzte stattdessen auf Wellness und gesunde Ernährung. Ihre darauffolgende vermeintliche „Wunderheilung“ inspirierte Menschen auf der ganzen Welt und machte Gibson zu einer sehr reichen Frau.
Mit der App „The Whole Pantry“ und dem gleichnamigen Kochbuch verdiente sie innerhalb von zwei Jahren 500.000 Dollar. Mehrfach nutzte sie ihre Instagram-Seite für Spendenaufrufe, um gemeinnützige Projekte zu unterstützen. Doch das gesammelte Geld erreichte nie die vorgesehenen Empfänger – stattdessen steckte Gibson das Geld selbst ein.
Der Betrug fliegt auf
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Im Jahr 2015 wurden Gibsons Lügen schließlich aufgedeckt. Ihre Freundin Chanelle hegte Zweifel an Gibsons Krankheit und konfrontierte sie damit. Als Gibson alle Vorwürfe abstritt, wandte sich Chanelle an die Presse. Die investigativen Journalisten Beau Donelly und Nick Toscano hatten zunächst Schwierigkeiten, genügend Personen zu finden, die bereit waren, über Gibson zu sprechen. Doch dann entdeckten sie zunächst ihren Spendenbetrug. Drei Monate später gestand Gibson dann im Interview mit The Australian Women’s Weekly schließlich all ihre Lügen.
Im September 2017 wurde Gibson zu einer Zahlung von 410.000 Dollar verurteilt. Später im selben Jahr gab sie bekannt, dass sie nur noch über 5.000 Dollar verfüge, jedoch 170.000 Dollar Schulden habe. Auch Penguin Australia, der Verleger ihres Buches The Whole Pantry, musste 30.000 Dollar Strafe zahlen, da die Fakten in Gibsons Buch nicht ausreichend geprüft worden waren.
Gab es „Apple Cider Vinegar“-Milla auch in der Realität?
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Die Figur Milla aus „Apple Cider Vinegar“ basiert auf Jessica Ainscough. Im Alter von 22 Jahren wurde bei ihr ein epitheloides Sarkom diagnostiziert – ein bösartiger Weichteiltumor. Diese seltene Krebsform hat bei jungen Patient*innen wie Ainscough gute Heilungsaussichten, doch sie entschied sich gegen die notwendige Entfernung ihres betroffenen Armes und wandte sich stattdessen alternativen Heilmethoden zu. Dabei vertraute sie vor allem auf die als ineffektiv geltende Gerson-Therapie, nach der sich Krebs allein durch eine pflanzenbasierte Ernährung besiegen lassen soll.
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Auch Belle Gibson schwor auf die Gerson-Therapie, weshalb sie und Ainscough gelegentlich die Instagram-Posts der jeweils anderen kommentierten. Anders als in der Serie sind sich beide jedoch nie persönlich begegnet und waren auch nur flüchtig miteinander bekannt.
Verheerende Folgen einer Lüge
Ainscough wurde zu einer erfolgreichen Gesundheits-Influencerin. Ihre Mutter, Sharyn Ainscough, erkrankte im Jahr 2011 an Brustkrebs und setzte – wie ihre Tochter – auf die Gerson-Therapie. Zweieinhalb Jahre später starb sie an ihrer unbehandelten Krebserkrankung.
2014 wandte sich Ainscough wieder der konventionellen Medizin zu, doch es war zu spät. In ihren letzten sechs Wochen unterzog sie sich noch einer Strahlentherapie und verstarb am 26. Februar 2015 im Alter von 29 Jahren.