"Wicked" gehört ohne Frage zu den meist erwarteten Filmen des Jahres. Doch lohnt sich der Kinobesuch?
Im Winter 2024 erregen vor allem zwei Filme die Aufmerksamkeit: Da ist zum einen "Gladiator II" von Ridley Scott und zum anderen der erste Teil der Musical-Verfilmung "Wicked". Auf den ersten Blick könnten die beiden Streifen nicht unterschiedlicher sein, doch eine Sache haben die beiden Kino-Neustarts gemeinsam: einer bereits bestehenden Geschichte einen modernen Anstrich zu geben, ist nicht immer eine schlechte Idee!
"Wicked": Cynthia Erivo und Ariana Grande haben eine unwiderstehliche Chemie
Im Fall von "Wicked" gelingt Jon M. Chu die zeitgemäße Darstellung der Vorgeschichte von "Der Zauberer von Oz" auf beeindruckende Weise. Im Fokus steht die Frage, ob Menschen von Natur aus böse sind oder erst so gemacht werden – und eine einzigartige Freundschaft.
In dem Original spielen die gute Hexe Glinda und die böse, grüne Hexe Elphaba eine nicht unerhebliche Rolle, in "Wicked" werden die beiden und ihre Verbindung zueinander aber in den Mittelpunkt gestellt.
Zu Beginn des zweiteiligen Musicals (Teil 2 erscheint am 25. November 2025) erklärt Glinda (Ariana Grande) den Bewohner:innen eines Ortes in der Fantasiewelt Oz, dass die böse Hexe des Westens tot ist – und die Menschen feiern. Als Glinda gefragt wird, wie gut sie Elphaba (Cynthia Erivo) kannte, erinnert sie sich in Rückblenden an das besondere Band, das die beiden verbunden hat. Dies ging von dem ersten abschätzigen Kennenlernen bis zur Annäherung und der tiefen Freundschaft, die sich zwischen den Frauen schließlich entwickelte.
Dieser Handlungsstrang ist die ganz große Stärke von "Wicked". Es ist Jon M. Chus behutsamer Erzählung, aber ganz besonders der großartigen Darstellung der beiden Stars Cynthia Erivo und Ariana Grande zu verdanken, dass die einzigartige Verbindung der beiden Hexen einem das ein oder andere Mal sogar die Tränen in die Augen treibt.
"Wicked": Knallbunte Kulissen und Ohrwürmer
Es ist aber nicht nur das Zusammenspiel, das für die Schauspieler:innen spricht. Auch in Sachen Gesangstalent hat Jon M. Chu vor allem in Bezug auf Ariana Grande genau die richtige Wahl getroffen. Dass die Sängerin stimmlich einiges draufhat, ist längst bekannt. Selbst bei schwierigeren Songs wie der Ohrwurm "Popular" wirkt ihre Performance nahezu mühelos. Zudem beweist sie immer wieder ihr komödiantisches Talent – was übrigens auch für "Bridgerton"-Star Jonathan Bailey gilt, der Prinzen Fiyero auf charmante Art und Weise Tiefe verleiht, auch wenn seine Rolle im ersten Teil etwas zu kurz kommt. Der Fixpunkt des Films ist aber ganz klar Cynthia Erivo, der man mit jeder Faser deutlich anmerkt, wie sehr sie ihre Figur lebt und liebt. Kein Wunder also, dass sie als heiße Anwärterin auf eine Oscar-Nominierung gilt.
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Auch optisch macht die Musical-Verfilmung einiges her. Mehr als 300 Millionen Dollar standen dem Regisseur für die Realisierung der beiden Teile zur Verfügung – und die hat Chu ganz klar genutzt. Statt moderner CGI-Technik setzte der Filmemacher gerade bei der Entstehung der Glizz-Universität auf echte Kulissen – ein Aufwand, der sich bezahlt macht. In der knallbunten Fantasy-Welt von Oz verliert man sich von Minute zu Minute mehr.
Dafür, dass der erste Teil mit einer Laufzeit von 2 Stunden und 40 Minuten nicht gerade kurz geraten ist, bleiben abgesehen von den weiblichen Leads und Jonathan Bailey als Prinz die weiteren Rollen zu blass. Mit Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh und Hollywood-Star Jeff Goldblum hat der Film zwei Ausnahmetalente, die alles versuchen, um ihren Figuren als Madam Akaber und Oz Tiefe zu geben, aber einfach nicht den Raum dafür bekommen. Bleibt zu hoffen, dass sich das im zweiten Teil ändert.
Fazit: Lohnt sich "Wicked"?
"Wicked" ist ein modernes, farbenfrohes Prequel zu "Der Zauberer von Oz" und konzentriert sich voll und ganz auf die bezaubernde Verbindung zwischen den beiden Hauptfiguren. Obwohl dabei einige Nebenstränge zu kurz kommen, rückt doch in den Fokus, was die Magie des Films ausmacht: die Chemie zwischen Cynthia Erivo und Ariana Grande, der sich das Publikum unmöglich entziehen kann.