In der neuen Netflix-Serie „Altered Carbon“ (ab 2. Februar) spielt Hauptdarsteller Joel Kinnaman (38, „Suicide Squad“, „The Killing“, „House of Cards”) Takeshi Kovacs. Mit Redaktionsleiter Maryanto Fischer hat er über die Unsterblichkeit und Staffel 2 gesprochen.
Joel Kinnaman war skeptisch, als Netflix den Vorschlag, die Hauptrolle in „Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm“ zu spielen, an ihn herantrug. Nach dem Erfolg der Crime-Serie „The Killing“ und zwei Staffeln „House of Cards“ habe er eigentlich nicht geplant, eine weitere Serie zu drehen.
Tatsächlich sei es die Herausforderung gewesen, mit dem Streaming-Anbieter eine völlig neue Welt zu erschaffen, die ihn letztendlich überzeugt hat. „Am Set haben wir eine riesige, lebendige Stadt erschaffen“, fasst er „TV Movie Online“-Redaktionsleiter Maryanto Fischer den neunmonatigen Dreh nahe Vancouver zusammen, „das war einfach gigantisch!“
Altered Carbon: Der Körper wird verfügbar
Worum es in „Altered Carbon“ geht, lest ihr mit Klick auf den unterlegten Link!
In „Altered Carbon“ spielen Sie einen Terroristen, der einen Mordfall aufklären soll, eine Kampfmaschine. Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Joel Kinnaman: „Ich habe ein halbes Jahr mehrere Stunden täglich trainiert, vor allem unterschiedliche Kampfsportarten. Allerdings ist die körperliche Fitness nicht alles, was Takeshi Kovacs ausmacht. Er ist immer in Lauerstellung, immer bereit anzugreifen. Es war vor allem wichtig, diesen Aspekt überzeugend zu zeigen.“
Wie ist Ihnen das gelungen?
Kinnaman: „Ich war in Südafrika und habe mit Löwen gearbeitet. Dort hatten wir keine Gewehre, sondern nur Schlagstöcke. Tatsächlich haben mich die Löwen inspiriert, die Art wie sie sich bewegen, wie sie andere mit ihren Augen fixieren. In Gegenwart dieser Tiere musst du sehr vorsichtig sein – das wollte ich auf Kovacs übertragen. Selbst wenn er entspannt scheint, sollten alle um ihn herum permanent auf der Hut sein.
„Altered Carbon“ ist eine Dystopie, die negative Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung zeigt. Haben Sie selbst Angst vor dem technischen Fortschritt?
Kinnaman: „Tatsächlich kann einem die Zukunft aus vielerlei Perspektive gesehen Angst machen. Wir leben in einer Zeit, in der der Fortschritt schneller vor sich geht als jemals zuvor. Was in 150 Jahren sein wird, ist kaum mehr abzusehen. Schon in 50 Jahren könnte die Welt völlig anders aussehen. In ‘Altered Carbon' zeigen wir eine Vision davon, wie Technik den Menschen und die Gesellschaft verändern könnte.“
Würden Sie selbst länger leben wollen - oder sogar unsterblich sein?
Kinnaman: „Definitiv! Trotzdem glaube ich, dass die Grundaussage der Serie richtig ist: Wenn wir die Sterblichkeit verlieren, verlieren wir gleichzeitig das, was alles Mensch-Sein ausmacht, nicht nur auf physischer, sondern auch auf emotionaler Ebene. Was das Leben schön und den Menschen ehrfürchtig macht, ist, dass er sich seiner Sterblichkeit bewusst bleibt.“
Und dennoch würden Sie sich für diese Art der Existenz entscheiden?
Kinnaman: „Ja, es würde mit schwerfallen, zu widerstehen. Ganz persönlich würde ich länger leben wollen. Wenn ich mir aber vorstelle, dass jeder Unsterblichkeit für sich in Anspruch nimmt, dann wahrscheinlich doch eher nicht.“
In welchen Körper würden Sie ihr Bewusstsein im nächsten Leben einsetzen lassen?
Kinnaman: „LeBron James. Ganz klar!“
Glauben Sie, dass das funktionieren würde?
Kinnaman: „Natürlich ist das Gehirn das Zentrum des menschlichen Seins, und der Körper folgt vor allem seinen Befehlen. Allerdings bin ich der Meinung, dass der Körper selbst über eine Intelligenz verfügt. Wenn du dein Bewusstsein in anderen Körper implantierst, würde dich dieser Körper dennoch beeinflussen, weil er eine eigene Geschichte hat. Wahrscheinlich würdest du im Zusammenspiel mit einem anderen Körper eine abgewandelte Version deiner selbst sein. Ähnliche Prozesse laufen übrigens ständig ab.“
Inwiefern?
Kinnaman: „Sobald wir uns verlieben zum Beispiel: Immer wenn wir eine neue Person treffen und eine Beziehung zu ihr aufbauen, werden wir im Zusammenspiel mit ihr oder ihm eine andere Version unserer selbst. Wenn wir uns verlieben, dann oft aus dem Grund, dass wir uns selbst in Verbindung mit diesem Menschen mögen.“
„Altered Carbon“ zeigt auffällig viel Gewalt. War das nötig?
Kinnaman: „Wir erzählen eine Zukunft voller Gewalt, weil wir betonen wollen, dass der Körper austauschbar, ersetzbar wird. Er hat nicht mehr den Wert, den er heute besitzt. Er wird zum Produkt. Was Kovacs Attitüde gegenüber dem Leben betrifft: Ich spiele gern Figuren, die zerrissen sind, die einen Kampf austragen – mit anderen, aber vor allem mit sich selbst. Das macht ihn aus. Er ist nicht schwarz oder weiß. Er hat Fehler.“
Was war die größte Herausforderung am Set?
Kinnaman: „Ich bin zum ersten Mal Hauptdarsteller. In der Rolle, aber auch privat musste ich für mich herausfinden, was es heißt, zu führen. Das hieß vor allem auch, Kovacs Aggression und sein großes Ego am Set hinter mir zu lassen. Ich wollte eine freundliche, nette Atmosphäre, einen Arbeitsplatz, an den alle gern kommen. Will Smith hat mir das „Suicide Squad“ vorgelebt.“
Warum haben Sie gezögert, die Rolle anzunehmen?
Kinnaman: „In ‘Altered Carbon‘ geht es darum, eine komplett neue Welt zu erschaffen. Dafür ist viel Geld nötig, Geld, das vor allem in großen Filmproduktionen steckt. Deshalb war ich skeptisch. Nachdem mir Netflix erste Entwürfe des Sets zeigte und mir erklärte, auf welch hohem Level die Produktion stattfinden wird, wollte ich unbedingt in diese Welt eintauchen. Als wir schließlich drehten, konnte ich kaum glauben, was ich erlebte. Ja, ich hatte zuvor ein paar große Filme gemacht. Aber ein so gigantisches Set hatte ich noch nie gesehen. Eigentlich musste ich mir gar nichts vorstellen – es war alles da. Die Serie transportiert dich wirklich in eine andere Welt!“
Wird es eine zweite Staffel geben?
Kinnaman: „Darüber hat sich Netflix noch nicht geäußert. Die Frage ist auch, ob es eine zweite Staffel für Figuren gibt, die ihren Körper wechseln.“
Maryanto Fischer
Was im Februar sonst noch neu bei Netflix ist, seht ihr im Video: