
Jahrelang mussten Fans und Skeptiker auf das Live-Action-Remake von „Schneewittchen“ warten. Ob sich ein Kinobesuch lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Über 80 Jahre hat es gedauert, bis Disney sich endlich an ein Live-Action-Remake ihres Klassikers „Schneewittchen“ aus 1937 herantraute. Doch was man sich als garantieren Erfolg vorstellte, wurde - unter anderem wegen der Darstellung der Zwerge und fragwürdigen Casting-Entscheidungen - schnell zu einem der Kontroversesten und heiß diskutierten Filme der letzten Jahrzehnte. Nachdem das Projekt dann auch noch wegen des Hollywood-Streiks seinen Kinostart um ein ganzes Jahr verschieben musste, ist es jetzt endlich an der Zeit herauszufinden, was hinter wirklich hinter der Neuverfilmung steckt. Spoiler Alarm: Wahrscheinlich eines der besten Disney-Live-Action-Remakes aller Zeiten!
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Kann „Schneewittchen“ mit dem Originalfilm mithalten?
Das Remake von „Schneewittchen“ mit Rachel Zegler (23) und Gal Gadot (39) in den Hauptrollen basiert so immer noch auf dem Märchen der Gebrüder Grimm, ist jedoch keineswegs eine 1:1 Kopie. Ganz im Gegenteil: Es wurden an der Geschichte so einige Änderungen vorgenommen. Der größte Unterschied zu den vorherigen Adaptionen ist sicherlich die Entwicklung von Schneewittchen selbst. In dieser Version ist sie keine Prinzessin, die darauf wartet, von einem Prinzen gerettet zu werden. Sie ist eine junge Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Diese Schneewittchen ist mutig, selbstbestimmt und lässt sich von niemandem aufhalten. Der Film gibt ihr eine Tiefe, die wir in früheren Versionen nicht gesehen haben. Sie wird nicht nur durch ihre äußeren Herausforderungen geformt, sondern auch durch die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen, die sie in ihrer Rolle als Prinzessin erfährt.
Ein weiterer frischer Aspekt des Films ist die Dynamik zwischen Schneewittchen und Jonathan. In dieser Neuinterpretation ist dieser so kein Prinz, sondern ein Bandit. Er und Schneewittchen treffen das erste Mal aufeinander, als er versucht, ihre Stiefmutter zu beklauen. Was mit einer starken Abneigung beginnt, entwickelt sich im Laufe des Films dann jedoch zu einer tiefen Bindung. Die beiden verlieben sich langsam ineinander und unterstützen sich gegenseitig bei ihren Zielen. Es ist eine langsame, aber tiefgehende Entwicklung ihrer Beziehung, die nicht auf einer blinden Liebe auf den ersten Blick basiert, sondern auf Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Die beiden realisieren so zunächst nicht einmal ihre wahren Gefühle für einander und verneinen jegliche Verbindungen - obwohl eine gewisse Spannung für ihre Freunde und die Zuschauer:innen von der ersten Sekunde an zu spüren ist. Bei dem Song „A Hand Meets A Hand“ haben die beiden dann jedoch auf einmal nur noch Augen für sich und müssen sich in Laufe des Lieds eingestehen, dass sie viel mehr als nur Freunde sind. Diese recht komplexe Beziehung macht die Geschichte weniger einseitig und verleiht dem Film eine neue Dimension.
Was zu schätzen ist, dass der Film Schneewittchens Geschichte viel mehr Tiefe verleiht, als wir es aus der ursprünglichen Version kennen. Die Herkunft von Schneewittchen und ihre Kindheit wird detaillierter beleuchtet, und wir erfahren, dass sie ihren Namen hier nicht aufgrund ihrer „Haut so weiß wie Schnee“ erhielt, sondern weil sie in einem Schneesturm geboren wurde. Solche Details verleihen der Geschichte eine interessante neue Perspektive und machen die Figur noch greifbarer. Das World-Building ist ein weiteres Highlight des Films. Die Welt, in der Schneewittchen lebt, wirkt unglaublich lebendig und real. Die Details der Landschaften, die magischen Wälder und das idyllische Dorf fühlen sich so echt an, dass man das Gefühl hat, selbst Teil dieser Welt zu sein. Und die Tiere! Die kleinen Kreaturen, die Schneewittchen auf ihrer Reise begleiten, sind einfach unfassbar süß und bringen eine zusätzliche Portion Herz in die Geschichte.

Ein weiteres erfrischendes Element ist das Ende des Films. Anstatt sich in klassischer Disney-Manier mit einer Hochzeit oder dem „Kuss der wahren Liebe“ zu verabschieden, endet der Film - anders als im Original - nach dem Erwachen der Heldin noch nicht, sondern bietet dem Publikum anschließend einen Showdown auf Leben und Tod zwischen Schneewittchen und der bösen Stiefmutter. Dieser Moment bringt die Geschichte zu einem kraftvollen, emotionalen Höhepunkt. Es ist ein Ende, das die Reise von Schneewittchen als eigenständige, selbstbestimmte Frau vollendet und ihre Stärke in den Mittelpunkt stellt. Der Film feiert ihren inneren Wandel und lässt die Romantik hier ganz bewusst in den Hintergrund treten.
Besonders gelungen ist der sogenannte „Full Circle Moment“, in dem sich die Geschichte schließt: Der Film beginnt so mit dem Song „Good Things Grow“ den eine junge Schneewittchen gemeinsam mit ihren Eltern und den Dorfbewohnern singt und endet mit auch mit dem Song - diesmal gesungen von der erwachsenen Schneewittchen, dem Dorf und ihren neuen Freunden und Verbündeten. Rachel Zegler bringt die Figur mit einer beeindruckenden Mischung aus Zartheit und Stärke auf die Leinwand. Besonders in den emotionalen Szenen, wie zum Beispiel bei der beinahe tödlichen Verletzung von Jonathan, gelingt es ihr, die Zuschauer:innen mit auf eine Reise zu nehmen, die trotz des bekannten Märchenverlaufs packend bleibt. Ihre Performance lässt den Film lebendig und mitreißend wirken.
Ein Punkt, der für manche gegen den Film sprechen könnte, sind die CGI-Zwerge. Diese wirken nämlich auf den ersten Blick befremdlich und sogar etwas gruselig. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr fügen sie sich in das Gesamtbild ein und tragen zu der puren Disney-Magie des Films bei.
Einen Trailer zu „Schneewittchen“ sehr ihr hier:
Wie gut sind die neuen Songs?
Und dann sind da noch die neuen Lieder, die den Film zu einem echten musikalischen Erlebnis machen. Die Musik von Benj Pasek und Justin Paul, die schon mit "La La Land" und "The Greatest Showman" glänzten, sind nicht nur Ohrwürmer, sondern tragen auch zur emotionalen Tiefe bei. Besonders der Song "Waiting on a Wish" ist ein Schlüsselmoment, der Schneewittchens innere Wandlung symbolisiert. Während sie singt, wird die schüchterne und zur Magd degradierte Prinzessin zunehmend entschlossener und mutiger, gegen ihre Stiefmutter anzutreten – ein Moment, der ihre Entwicklung perfekt untermalt. Die Songs sind nicht einfach nur Lieder, die in den Film eingefügt wurden, sondern sie erzählen die Geschichte weiter und verstärken die Emotionen der Szenen.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Schneewittchen“ eine fesselnde, visuell opulente und musikalisch mitreißende Reise ist, die dem zeitlosen Märchen neue Perspektiven verleiht. Die Neuverfilmung schafft es, die Geschichte auf eine moderne und frische Weise zu erzählen, ohne dabei den Zauber des Originals zu verlieren. Sie ist tiefgründiger, stellt die Entwicklung von Schneewittchen als starke, selbstbestimmte Figur in den Mittelpunkt und präsentiert eine völlig neue Dynamik zwischen den Charakteren. Man kann das Original und diese Neuinterpretation nicht direkt vergleichen, da sie aus unterschiedlichen Epochen stammen und jeweils den Geist ihrer Zeit widerspiegeln. Beide sind jedoch gelungene Filme auf ihre eigene Weise. Wer sich also Sorgen gemacht hat, ob die Neuverfilmung mit dem Original mithalten kann, sollte diese Bedenken nun endgültig beiseitelegen. Das Remake ist nicht nur auf Augenhöhe mit der ursprünglichen Version, sondern bietet auch frische, tiefere Perspektiven und ist ein würdiger Teil des Disney-Kosmos.
Der Film ist ab dem 20. März 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.