Lange Zeit war es still um "Dying Light 2", doch bei einem großen Preview-Event durften wir erstmals über drei Stunden des fertigen Spiels anzocken. Unsere Eindrücke zu "Dying Light 2: Stay Human" lest ihr in unserem Artikel!
Was macht ein gutes Open-World-Spiel wirklich aus? Diese Frage habe ich mir in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder gestellt. Mittlerweile gibt es Open-World-Spiele in allen Variationen und Formen. Doch so richtig packend sind nur die Wenigsten. Das liegt vor allem auch daran, dass der Balanceakt zwischen Story und Freiheit, zwischen immersiver Erzählung und packender Erkundung einfach unheimlich schwer zu treffen ist. Und dann gibt es eben noch die "Ubisoft-Formel" der Open-World-Spiele, d.h. jene Titel, die im Grunde immer nach dem gleichen und bewährten Muster ablaufen und irgendwann einfach abgenutzt wirken. Denn das ist das zweite große Dilemma der Open-World-Titel: Wie bekommt man tatsächlich noch etwas Frisches und Unverbrauchtes in ein Genre, das in den letzten Jahren so "überbedient" wurde, wie kaum ein Anderes?!
Manchmal reicht eben auch nur eine Spielmechanik, die die komplette Dynamik der Open World auf den Kopf stellt und so für ein einzigartiges Spielerlebnis sorgt: Das haben Techland schon anno 2016 mit "Dying Light" bewiesen. Das Open-World-Action-Survivalspiel baute nicht nur auf Nahkampf und einen spannenden Tag/Nachtzyklus mit richtig fiesen Zombies, sondern vor allem auf den Parkour-Fähigkeiten der Hauptfigur, die uns so dynamisch, wie selten zuvor, durch die gewaltige Open-World voranschreiten ließ. Na klar, es gab zuvor schon "Mirror’s Edge" und "Dead Island", doch die Mischung, die die polnischen Entwickler von Techland ins überfrachtete Open-World-Genre brachten, war tatsächlich einzigartig und kam bei vielen Gaming-Fans richtig gut an. Doch natürlich gab es auch noch einige Schwachstellen im Spielkonzept, was besonders die eher fahrige und unausgewogene Story des Spiels betraf.
Hier setzt nun die Fortsetzung „Dying Light 2: Stay Human“ an: Was uns bei unserem großen Anspielevent nämlich am meisten überraschte, waren die spannenden Fraktionen, die vielen gut geschrieben Twists and Turns während unsere dreistündigen Anspielsession sowie die starken (und großartig vertonten) Protagonist*innen, die neben den ausgedehnten Parkour- und Kampfelementen den meisten Eindruck bei mir hinterlassen haben. Auch deshalb habe ich die Hoffnung, dass „Dying Light 2: Stay Human“ tatsächlich ein richtig starker Open-World-Titel im ersten Quartal des Jahres 2022 werden könnte. Doch erst einmal der Reihe nach…
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Dying Light 2: Warum die Erzählung diesmal der Star ist
Zunächst einmal ist "Dying Light 2: Stay Human" eine Fortsetzung des ersten Teils, die uns einen ganz neuen Protagonisten sowie eine neue Spielwelt vorsetzt: Denn die Handlung findet ca. 20 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils statt. Das durch den ersten Teil bekannte „Harran Virus“ hat sich pandemisch über den ganzen Erdball verteilt und die Überlebenden haben sich auf der Suche nach Ressourcen und neuen Lebensgrundlagen in Faktionen zusammengerottet, um gegen die Zombie-Plage sowie feindliche Artgenossen vorbereitet zu sein. Ihr schlüpft in die Rolle von Aiden Caldwell, einem Mitglied der mysteriösen "Pilgrims", die keinen festen Lebensmittelpunkt haben, sondern durch die postapokalyptische Welt wandern. Doch Aiden wird eines Tages mit seiner Vergangenheit und persönlichen Geschichte konfrontiert: Auf der Suche nach seiner Schwester Mia, die, genauso wie er, im Kindesalter in die Stadt verschleppt wurde, gerät unser Protagonist mitten in den eiskalten Konflikt zwischen den unterschiedlichen Fraktionen, die die massive Stadt für sich beanspruchen.
Hier setzt auch unsere Anspielsession von „Dying Light 2“ an, die Aiden inmitten eines großen Dilemmas zeigen: Auf der Suche nach Mia gerät unser Protagonist nämlich zwischen die Fronten zweier verfeindeter Fraktionen. Das Problem: Der Tod eines Colonels namens Lucas sorgt für schwere Spannungen zwischen den gegensätzlichen Gruppierungen, die im Mittelpunkt der Erzählung stehen. Während die schwer bewaffneten "Peacekeeper" herausfinden wollen, ob die die Bewohner*innen von Old Villedor möglicherweise für den Tod verantwortlich sind, überlegen die idealistischen "Survivors", wie sie ihren großen Kontrahenten möglicherweise endgültig eins auswischen können. Für das weitere Fortschritten ist Aidan auf die Unterstützung beider Faktionen angewiesen und wird plötzlich zum politischen Spielball: Immer wieder werdet ihr als Spieler*innen mit Entscheidungen konfrontiert, die sich tatsächlich auch auf das Spielgeschehen bzw. die Spielwelt auswirken können.
Mehr noch als die Konsequenzen, die aus euren Entscheidungen entstehen, hat uns beeindruckt, wie großartig die Charakterzeichnung in den ersten Spielstunden funktioniert. Schnell haben wir eine Bindung zu Sophie und ihrer idealistischen Kommune aufgebaut, doch wissen gleichzeitig auch, dass wir die vermeintlichen Ideale der Organisation irgendwann verraten müssen, um unserer ganz persönlichen Quest nachzugehen. Immer wieder erfahren wir in Ingame-Zwischensequenzen etwas Neues über die Bewohner*innen dieser düsteren postapokalyptischen Welt. Nicht nur ist die Sprachausgabe in der englischen Originalfassung wirklich hervorragend, auch die Dialoge und die Figuren selbst wirken in diesem Konzept einfach glaubhaft und authentisch. Die Welt von Dying Light 2 ist düster. Die Figuren haben schon jede Menge durchgemacht. Und das spiegeln sie auch in den vielen Gesprächen, in den Quest-Vorgaben und auch in den Szenen nach abgeschlossenen Missionen wieder. Figuren sterben. Andere Figuren werden zu Verrätern. Und immer hat man das Gefühl, dass alle Entscheidungen und Dinge, die in Dying Light 2 passieren, auf Basis dieser düsteren postapokalyptischen Welt getroffen werden. Hier bietet das Spiel unserer Meinung nach ein klares und deutliches erzählerisches Upgrade zum Vorgänger, was auch schon in den wenigen Spielstunden mehr als ersichtlich ist.
Dying Light 2: So spielen sich Parkour und Actionpassagen
An der grundsätzlichen DNA von "Dying Light" hat sich aber natürlich auch in der Fortsetzung nichts geändert: Ihr bewegt euch im besten Fall mit rasantem Tempo über den Dächern der Stadt in teilweise wahnwitzigen und richtig coolen Parkour-Passagen, räumt dabei per Sprungkick eure Gegner aus dem Weg oder hangelt euch bspw. in einer klassischen Platforming-Mission an einem Turm hoch. Wir haben tatsächlich einen Moment gebraucht, um in den Flow der Parkour-Elemente so richtig eintauchen zu können, doch tatsächlich hat uns diese leichtfüßige Überquerung zu Fuß der gigantischen Spielwelt ähnlich wie bspw. die Schwung-Mechanik in den „Spider-Man“-Spielen von Insomniac Games einfach unheimlich viel Spaß gemacht. Da sich das Geschehen oftmals auf den Häuserdächern abspielt, ist die Welt natürlich umso beeindruckender, da die komplexe Vertikalität der städtischen Gebiete natürlich stark akzentuiert wird. Wie schon im Vorgänger findet ihr in vielen versteckten Räumlichkeiten nicht nur jede Menge Widersacher, sondern allerhand Waffen, Kisten und Crafting-Materialien, die ihr natürlich einsammelt und für den weiteren Spielverlauf benötigen könnt. Somit wird man natürlich belohnt die gigantischen Spielwelt und all ihre kleinen versteckten Räumlichkeiten auch ganz genau auskundschaften.
Aiden ist übrigens nicht nur äußerst agil, sondern bekommt auch im weiteren Verlauf ein weiteres Tool spendiert, um noch schnell durch die teils gigantischen Häuserschluchten zu kommen: einen Paraglider! Den durften wir in einer späteren Mission selbst testen und uns einmal durch ein gigantisches Areal fortbewegen. Der Paraglider ist natürlich eine logische Erweiterung der Parkour-Elemente des Vorgängers und steuert sich auch solide. Was uns allerdings etwas missfallen hat: Aiden wird durch so genannte Luftströme am Boden immer wieder in die Luft geschleudert und gewinnt an Höhe. Die Luftströme heben sich durch ihre bunten Markierungen so dermaßen in der Spielwelt ab, dass es der Immersion dieser sehr homogenen Spielwelt etwas schadet und manchmal auch wie etwas „zu viel des Guten“ wirkt.
Actiontechnisch fokussiert sich „Dying Light 2: Stay Human“ natürlich wieder auf Nahkampf-Action, aber nicht nur rein darauf. Ihr könnt Aiden bspw. zum eine extrem agilen Kämpfer skillen, der seine Widersacher bspw. mit Sprungtritten von Plattformen stößt und sich blitzschnell bewegt. Oder ihn mit schweren und mächtigen Meele-Waffen ausstatten, die bspw. auch mit einer Art Strom-Schlagspezialattacke versehen sind, ihn aber weniger beweglich machen. Während wir bei Standard-Gegnern auch mit relativ stumpfer Vorgehensweise weiterkommen, aber auch immer wieder auf unsere Stamina-Anzeige schauen müssen, verlangt das Spiel bei den Zwischenbossen bzw. stärker infizierten und damit mächtigeren Gegnern nach etwas durchdachteren Vorgehensweisen und der Einbeziehung von Blocken und Ausweichen. Generell ist das Kampfsystem relativ robust, aber unserer Meinung nach teilweise auch etwas sperrig und deshalb auch nicht unbedingt die ganz große Stärke des Spiels. Das ist aber auch nicht unbedingt ein großes Dilemma, schließlich lässt uns das Spiel oft auch die Qual der Wahl, wie wir uns in den Kämpfen bzw. Missionen verhalten möchten und schickt uns auch des Öfteren in Schleichmissionen, in denen wir uns auf der Suche nach einer Schlüsselfigur bspw. nachts an einem schlafenden infizierten Pack vorbeischleichen müssen.
Wie unterschiedlich eine typische Mission in "Dying Light 2: Stay Human" aussehen kann, könnt ihr auch in unserem ausführlichen Preview-Video zum Spiel sehen, in denen auch eine Menge Spielszenen unserer Preview-Session zu sehen sind, in denen bspw. auch das Crafting-System zu sehen ist sowie unterschiedliche Actionszenarien:
Dying Light 2: Beeindrucke Technik mit kleineren Abstrichen
Bei unserer Testsession lief „Dying Light 2“ auf einem PC-Build. Insgesamt hinterließ die Technik des Spiels einen guten bis sehr guten Eindruck: Besonders die gewaltige Open-World und ihre Weitsicht, die wir bspw. auf einigen Missionen bewundern konnten, ließen uns beeindruckt zurück. Doch auch die einzelnen Interieurs, wie bspw. die Camps der Faktionen sind mit vielen kleinen und liebevollen Details übersät. Wer allerdings absolut High-End-Next-Gen-Grafik erwartet, wird vielleicht enttäuscht werden: „Dying Light 2: Stay Human“ ist einer der vielen Cross-Gen-Titeln, die uns auch im kommenden Jahr noch erwarten und das merkt man dem Spiel auch an. Teilweise sind auch die Figurenmodelle bzw. die Gesichtsanimationen nicht ganz perfekt gelungen, aber das ist auch im Grunde meckern auf hohem Niveau. Grundsätzlich ist „Dying Light 2: Stay Human“ ein grafisch ansprechender Open-World-Titel, der zum Release übrigens auch Raytracing und DLSS auf PC unterstützen soll.
Performancetechnisch hinterließ das Spiel übrigens einen guten Eindruck, was beim ursprünglichen Release der PC-Fassung ja durchaus ein großer Kritikpunkt war. Das Spiel lief auch weitgehend bugfrei bis auf eine Quest, die wir zwischenzeitlich nicht abschließen konnte. Da das Studio noch über zweieinhalb Monate Zeit zum Finetuning hat, sind wir beim derzeitigen technischen Stand absolut optimistisch, dass das Spiel zum Release in einem technisch einwandfreien Zustand veröffentlicht wird. Hier war die Verschiebung vom Ende Jahres hinein in den Februar 2022 definitiv die richtige Entscheidung.
Dying Light 2: Unsere Eindrücke der PlayStation 4-Fassung
Im Gegensatz zu einem anderen polnischen Entwicklerstudio wollten die „Dying Light 2“-Macher komplett transparent bezüglich der Präsentation der Last-Gen-Konsolenfassung sein und stellten ebenfalls eine spielbare Preview-Fassung des Spiels auf PlayStation 4 zur Verfügung: Zwar konnten wir kein Capture-Footage anfertigen, doch haben ca. 20-30 Minuten Eindrücke sammeln können und wollen diese selbstverständlich auch mit euch teilen. Wir haben uns einmal flott durch die Spielwelt bewegt, ein paar größeren Gruppen Zombies mit fiesen Molotow-Cocktails eingeheizt und natürlich auch im Nahkampf ordentlich Widersacher vermöbelt.
Und tatsächlich zeigte sich die PS4-Fassung des Spiels erstaunlich solide: Natürlich läuft Dying Light 2 auf der PS4 nur mit 30 Bildern pro Sekunde, doch die Framerate wirkte in den meisten Szenen des Spiels auch absolut stabil – egal, ob in der flotten Parkour-Action oder im Molotow-Flammenmeer, bei dem es nur zu 1-2 kurzen Slowdowns kam. Zumindest nach diesen ersten Eindrücken müssen sich Besitzer*innen der PlayStation 4 (und vermutlich auch der Xbox One) keine Sorgen machen, ob das Open-World-Spiel überhaupt in einem spielbaren Zustand am 04. Februar 2022 erscheinen wird. Bisher gibt es jedenfalls keinen Grund zur Annahme, dass Techland die Last-Gen-Fassung bis zum Release in irgendeiner Form verbocken könnte.
Dying Light 2: Unser Fazit zur Preview
Aufgrund der zwischenzeitlich langen Funkstille hatten wir im Vorfeld etwas Zweifel daran, ob „Dying Light 2: Stay Human“ die große Erwartungshaltung der Fangemeinde des ersten Spiels tatsächlich erfüllen könnte. Doch nach einer knapp dreistündigen Anspielsession, in der wir nicht nur einen großen Batzen an Storymissionen erfüllen konnten, sondern vor allem auch viele neue Elemente zu Gesicht bekommen haben, ist unsere Vorfreude auf "Dying Light 2“ enorm gestiegen: Besonders den größten Schwachpunkt des Vorgängers, die eher mäßige Story, haben die Entwickler*innen mit toll geschriebenen Haupt- und Nebenfiguren, spannenden Quests und dem coolen Fraktionen-System rund um Protagonist Aidan ausgemerzt. Generell hat man tatsächlich das Gefühl, dass die Figuren und Storylines hier einfach verdammt gut zum postapokalyptischen Szenario passen und ein extrem stimmiges Gesamtbild zeigen.
An den actionreichen Parkour-Passagen hat sich auch mit Zuhilfenahme des Paragliders zwar nicht viel getan, aber das brauchte es auch nicht: Die Mischung aus Action, Crafting, Erkundung und Hauptstory ist immer noch äußerst reizvoll und verleiht dem Spiel im übervollen Open-World-Genre einen ganz eigenständigen Charakter. Zumindest nach den drei Stunden sind wir optimistisch, dass wir hoffentlich im Februar 2022 ein Spiel serviert bekommen, dass weiß, wie es eine tolle Open World mit einer spannenden und mitreißenden Erzählung verknüpfen kann. Daumen gedrückt, dass es „Dying Light 2: Stay Human“ trotz seiner obligatorisch deftigen Gore-Einlagen dann auch ungeschnitten durch die USK schafft.
Hinweis:
„Dying Light“ ist bei seinem Release in Deutschland von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) im Schnellverfahren auf den Index Liste A gesetzt worden und somit nur noch für volljährige Spieler und auf explizite Nachfrage erhältlich war. Das verhinderte zuletzt auch den Switch-Release der „Dying Light – Platinum Edition“ nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch in ganz Europa sowie in Neuseeland und Australien, weil der europäische eShop von Nintendo in Deutschland registriert ist. Wie uns „Dying Light 2“-Creative-Direcor Adrian Ciszewski beim Preview-Event versicherte, befindet sich Techland bereits in Gesprächen mit der USK, um eine reguläre USK 18-Freigabe von "Dying Light 2: Stay Human" auch in Deutschland zu erwirken.