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Kino

„Der Brutalist“: Adrien Brody über eine Rolle, die ihn nie ganz loslassen wird

Für Adrien Brody ist „Der Brutalist“ ein durch und durch persönlicher Film. Im Interview hat er uns einen Blick in sein Innenleben und seine Vergangenheit gewährt.

Adrien Brody als László Tóth im oscarnominierten Film "Der Brutalist"
Adrien Brody hat im Laufe seiner Karriere schon viele intensive Rollen gespielt – doch wie schützt man sich vor ihnen? Foto: Universal Pictures

Heute startet mit „Der Brustalist“ ein Film, so episch und monumental, wie es das Kino erst selten erlebt hat. Inklusive Ouvertüre, den beiden Hauptteilen, die von einer genau 15-minütigen Pause unterbrochen werden, und einem Epilog ist das Historiendrama von Brady Corbet fast vier Stunden lang. Langeweile kommt dabei nicht auf, wohl aber eine Bandbreite anderer Emotionen, getriggert von der Auseinandersetzung mit schwerwiegenden Themen wie Identitätssuche, Liebe, zwischenmenschlichen Abgründen, Kapitalismus und einem Neuanfang, der den von Krieg und Verfolgung traumatisierten Protagonisten László Tóth (Adrien Brody) und Erzsébet Tóth (Felicity Jones) in einer fremden Welt aufgezwungen wird.

Doch wie fühlt es sich an, so tief in eine derart einnehme Rolle einzutauchen und wie kann es gelingen, sich der Kunst hinzugeben, ohne sich in ihr zu verlieren? „TVMovie Online“-Redakteurin Anna Peters traf Adrien Brody zum Interview und sprach mit ihm über das zehnfach oscarnominierte Meisterwerk, Architektur, das Ineinanderfließen von Realität und Fiktion und vieles mehr. 

 

Adrien Brody im Interview zu „Der Brutalist“: „Man kann [meine Arbeit] nicht in eine Kiste stecken“

Adrien Brody als László Tóth
Adrien Brody als László Tóth. Foto: Universal Pictures

Anna Peters, TVMovie.de: „Mr. Brody, gibt es irgendetwas, mit dem man sich befassen sollte, bevor man ‚Der Brutalist‘ schaut? Finden Sie beispielsweise, dass man sich vorab mit der architektonischen Strömung des Brutalismus auseinandersetzen muss, um den Film gänzlich zu begreifen?“

Adrien Brody: „Also ich weiß nicht, ob ich das wirklich tue. Es ist eine so eindringliche, emotionale Reise. Ich glaube, die Leute sind sich dessen ziemlich bewusst. Es gab genügend Kommentare zu dem Film, um zu wissen, dass es eine Unterbrechung geben wird. Die kurze Pause gibt einem die Möglichkeit, über das erste Kapitel nachzudenken, sich die Beine zu vertreten und dann wiederzukommen und ein Teil davon zu sein. Und ich denke, es ist eine sehr nachvollziehbare und ziemlich epische Erfahrung, so in die Erzählung einzutauchen –  und sehr ungewöhnlich. Es ist einfach ein wirklich eindringlicher Film. Ich glaube nicht, dass man sich darauf vorbereiten muss. Wir haben die Vorbereitung übernommen.“

Haben Sie denn während der Vorbereitung auf die Rolle eine Verbindung zu einem bestimmten Gebäude oder einem Architekten der brutalistischen Bewegung entwickelt?

„László ist eine fiktive Figur, aber er ist auch eine Verschmelzung von zahlreichen prominenten Architekten dieser Zeit wie Marcel Breuer und Mies van der Rohe oder Louis I. Kahn. Es gab zahlreiche Architekten, die Überschneidungen mit seinem Weg und seinen Erfahrungen hatten. Ich bin seit Langem fasziniert von der brutalistischen Architektur und schätze sie sehr. Meine eigene Beteiligung an architektonischen Renovierungen und meine Wertschätzung für die Arbeit als Kunstform begleiten mich schon viel länger als dieser Film. Deswegen liebe ich diesen Aspekt des Films auch so sehr.“

Lazlo Toth gestaltet in "Der Brutalist" eine Bibliothek um
Als László Tóth verhilft Adrien Brody einer Bibliothek in „Der Brustalist“ zu neuem Glanz. Foto: Universal Pictures

Könnten Sie ein wenig über die emotionalen Herausforderungen in Bezug auf die Darstellung der Rolle sprechen? Sehen Sie beispielsweise irgendwelche Parallelen zwischen der Härte des Brutalismus und den Gefühlen, die Sie während der Dreharbeiten empfunden haben?

„Ich denke, es gibt einige Parallelen, auf die in der Erzählung Bezug genommen wird. Die Struktur dieses Instituts, das László erschafft […] spiegelt sein eigenes physisches Wesen in gewisser Weise wider. Diese undurchdringlichen Mauern, die er errichtet hat und diese innere Leere und die tiefe Sehnsucht nach spiritueller und kreativer Verbindung, die er mit dieser Lichtquelle zum Ausdruck bringt, die in der Weite der Deckenhöhe gewissermaßen zu Gott spricht. Und ich finde, das ist filmisch sehr eloquent erzählt. Es vermittelt viel von der Härte der Realität, der gelebten Erfahrung von Immigranten, die sich in Armut abmühen zu müssen. Das alles ist weit entfernt von der Fabel des amerikanischen Traums, der sich dennoch ein bisschen erreichbar anfühlt.“

Hat sich Ihre Sicht auf den amerikanischen Traum durch den Film verändert?

„Nein, ich war mir der Mühsale der Welt um mich herum immer bewusst. Wegen meiner Mutter und Großeltern ist mir das ohnehin sehr vertraut, weil ich es aus erster Hand erfahren habe. Ich habe miterlebt, was meine Großeltern und meine Mutter durchgemacht haben, was sie verloren haben und was sie aufgebaut haben, und wie ihr Geist und ihre Hartnäckigkeit ihnen geholfen haben, diese schmerzhaften Zeiten in ihrem Leben zu überstehen. Das hat mir als Amerikaner einen festen Halt gegeben. Die Kreativität meiner Mutter, die wiederum durch ihre Not beeinflusst wurde, hat mir einen künstlerischen Weg aufgezeigt. Ich habe also eine sehr respektvolle Beziehung zu meiner Herkunft und zu meinem eigenen Glück. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin, denn unabhängig davon, dass ich sie in diesem Film ehren kann, versuche ich, sie in meinem täglichen Leben und durch meine kreativen Beiträge zu meiner Arbeit zu ehren.“

Dieser Film war also sehr persönlich. Ihre Rollen sind oft sehr intensiv. Haben Sie ein bestimmtes Ritual oder eine Methode, um sie nach den Dreharbeiten abzuschütteln, um sie nicht mit nach Hause zu nehmen?

„Darüber scherze ich oft, weil ich so viele Techniken habe, um mich in meine Rollen zu vertiefen, aber keine einzige, um sie wieder abzuschütteln. Der einfachste Weg, den ich gefunden habe, ist, sie zu verdrängen, indem ich mich einer anderen Figur annehme. Denn dann hat man keine Zeit, dazusitzen und darauf zu warten, dass es sich langsam verflüchtigt. Man muss sofort mit der Recherche beginnen und in eine völlig neue Situation eintauchen, die einem die gesamte emotionale und kreative Energie raubt und die andere Rolle so irgendwie verdrängt – oder dich bis zu einem gewissen Grad davon abspaltet. Das Neue wäscht dein Wesen davon rein. In Zeiten, in denen ich das nicht hatte, um mir zu helfen, zu entkommen, hielt es sich etwas länger. Aber ich fürchte mich nicht vor dem Verweilen von Aspekten der Charaktere, weil ich das Gefühl habe, dass es mir eine zusätzliche Perspektive gibt und mich an Dinge erinnert. Das alles ist ein Teil davon.“

Hat "Der Brutalist" Adrien Brody verändert?
Foto: Universal Pictures

Die Gesamtheit Ihrer Arbeit ist und bleibt ein Teil von Ihnen. Das ergibt Sinn.

„Ja, genau.“

Wenn Sie Ihren eigenen Charakter oder Ihre Karriere mit einem bestimmten architektonischen Stil vergleichen müssten, welcher wäre es?

*Adrien Brody lacht*

Das ist knifflig, ich weiß. Aber vielleicht fällt Ihnen ja auf die Schnelle etwas ein.

„Das ist eine tolle Frage! Ich weiß nicht, ob ich es auf einen bestimmten architektonischen Stil beschränken könnte, weil ich versuche, mich nicht durch Genres oder stilistische Interpretationen einschränken zu lassen. Ich mache gerne komödiantische Arbeiten und natürlich auch sehr relevante dramatische Stücke. Ja, es ist interessant, denn ich kann mich mit der Komplexität bestimmter architektonischer Stile und ihren Feinheiten identifizieren. Und ich mag auch die Kargheit und Strenge brutalistischer Strukturen. Es ist ein bisschen so, als hätte ich eine lange Renovierung oder Restaurierung einer alten Steinstruktur durchgeführt. Dabei habe ich sehr moderne Elemente eingearbeitet und Artefakte aus anderen Epochen, die nicht zu dieser Architektur passten, sowie östliche Elemente von meinen Auslandsreisen nach Indien und China und tibetische Werke integriert. Das entspricht meiner Persönlichkeit und dem, was mich im Laufe meines Lebens beeinflusst hat. Und [die Kombination] funktioniert ästhetisch sehr gut. Es ist also eine eigene Kreation.  Vielleicht ist meine Arbeit genau das: Man kann sie nicht in eine Kiste stecken.“

Was verbindet Adrien Brody persönlich mit der Architektur des Brutalismus?
Adrien Brody als Architekt. Foto: Universal Pictures

Danke, dass Sie diesen kleinen Einblick in Ihre Persönlichkeit gewährt haben. Vor meinem Auge hat sich tatsächlich ein Bild zusammengesetzt.

„Es war mir eine Freude. Es hat tatsächlich Spaß gemacht, das zu formulieren – oder es zumindest zu versuchen. Es ist wirklich interessant, darüber zu sprechen, wie eine Box, in der man lebt. Oder es aus der Perspektive zu denken, in einer Box zu existieren und wie ich dann versuche, zu expandieren und mich über die Begrenzungen hinweg zu kämpfen oder sie auszudehnen, indem ich Techniken verschmelzen lasse etc. Das ist wirklich spannend. Ich danke Ihnen dafür!“

Ich würde gerne noch stundenlang mit Ihnen reden, aber die Zeit ist um. Also vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, ich weiß das sehr zu schätzen.

„Passen Sie auf sich auf. Auf Wiedersehen.“

Die Filmkritik zu „Der Brutalist“ kannst du hier lesen <<<. Den Trailer gibt es hier:

 

„Der Brutalist“ startet heute, am 30. Januar 2025, in den deutschen Kinos!



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