close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.tvmovie.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

Kino

„Der Brutalist“: Die Funktion der sexuellen Dynamik zwischen Erzsébet & László

Felicity Jones war sich sofort sicher, dass sie Erzsébet verkörpern möchte, als sie das Drehbuch zu „Der Brutalist“ erstmals las. Im Interview hat sie uns verraten, wieso! 

Adrien Brody und Felicity Jones als Erzsébet und Lázló in "Der Brutalist"
Wenn Erzsébet und Lázló in „Der Brutalist“ aufeinandertreffen, liegt eine besondere Anspannung in der Luft. Foto: Universal Pictures
Inhalt
  1. Felicity Jones im Interview: Warum „Der Brutalist“ gerade jetzt ein so wichtiger Film ist
  2. Die Konfrontation zwischen Erzsébet und Van Buren: für Felicity Jones die Schlüsselszene des Films
  3. Felicity Jones über die Schönheit der brutalistischen Architektur

Endlich ist er da, der Film des Jahres! Mit „Der Brutalist“ ist Brady Corbet ein Meisterwerk gelungen, das nicht nur die Chance auf zehn Oscars hat, sondern auch in den Köpfen des Publikums noch lange nachhallen wird.

„TV Movie Online“-Redakteurin Anna Peters hat Hauptdarstellerin Felicity Jones zum Interview getroffen und mit ihr über die besonderen Herausforderungen der Darstellung von Erzsébet Tóth gesprochen, einer Frau, die den Holocaust emotional und körperlich schwer gezeichnet überlebt hat.

Erst Jahre nach ihrem Mann, dem Architekten László Tóth (Adrien Brody) findet sie den Weg nach Amerika. Dort angekommen, will sie ein neues Leben beginnen, doch sie muss sich zuallererst der Entfremdung von ihrem Ehemann und dem eigenen Trauma stellen. Im Film fungiert sie als moralisches Zentrum, wird zur Stimme der Vernunft in einer Welt, in der überdimensionale Egos sich gegenseitig zu zerstören drohen. 

 

Felicity Jones im Interview: Warum „Der Brutalist“ gerade jetzt ein so wichtiger Film ist

"Der Brutalist": Adrien Brodys als László Tóth, Felicity Jones als Erzsébet
Adrien Brody, Felicity Jones und László Tóths Bauwerk in Der Brutalist“. Foto: Universal Pictures

Anna Peters, TVMovie.de: Liebe Felicity Jones, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, zu diesem beeindruckenden Film und Ihrer herausragenden Leistung. Ich habe den Film wirklich geliebt, das möchte ich Ihnen aufrichtig sagen.

Felicity Jones: „Vielen Dank für dieses Kompliment!!“ 

Lassen Sie uns über ihre Rolle sprechen. Elizabeth verkörpert eine Frau, die trotz der körperlichen und emotionalen Narben des Holocaust eine immense innere Stärke zeigt. Wie haben Sie sich auf diese komplexe Figur vorbereitet, insbesondere im Hinblick auf ihren ungarischen Hintergrund und den Akzent?   

„Nun, ich wusste, dass eine enorme Herausforderung vor mir liegt. Ich musste mir also Zeit nehmen und den mentalen und emotionalen Raum verschaffen, um mich auf ihre Rolle vorzubereiten. Ich hatte noch nie etwas gemacht, das technisch so anspruchsvoll war wie Erzsébet zu spielen – vor allem im Hinblick auf die physische Manifestation ihres Traumas. Und auch, wie Sie sagen, der Akzent, das ungarische Sprechen. Das war definitiv schwierig. Aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, bereit dafür zu sein. Ich habe genug Erfahrung gesammelt, um mich nicht überfordert zu fühlt, und das war einer der Gründe, warum ich die Rolle übernehmen wollte. Ich dachte einfach, dass sie einige wirklich wunderbare, interessante, komplexe Szenen hatten.“ 

Die Darstellung von Trauma und Heilung erfordert auch eine gewisse Sensibilität gegenüber sich selbst. Wie haben Sie sowohl Authentizität als auch Selbstfürsorge sichergestellt?  

„Nun, ich habe zwei kleine Kinder. Nach Drehschluss bleibt mir also überhaupt keine Zeit, zu viel nachzudenken. Ich muss wirklich sagen, dass das eine Atempause verschafft, die verhindert, dass man sich zu viele Sorgen um die eigene Leistung macht oder die Rolle zu sehr mit nach Hause nimmt.“

Felicity Jones in "Der Brutalist"
Felicity Jones in „Der Brutalist“. Foto: Universal Pictures

Es ist Ihnen also wirklich gelungen, einen Cut zu machen, das ist gut!

„Genau. Und je mehr ich als Schauspieler arbeite, desto mehr genieße ich diese Trennung. Was mir auch dabei geholfen hat, die Figur sozusagen am Set zu lassen, war die Tatsache, dass ich für ‚Der Brutalist‘ eine Perücke getragen habe.“

 

Die Konfrontation zwischen Erzsébet und Van Buren: für Felicity Jones die Schlüsselszene des Films

Gab es denn bestimmte Szenen, die für Sie besonders herausfordernd oder bedeutsam waren? Die besonders herausstachen?  

„Ja! Ich wusste, dass ich die Rolle unbedingt spielen wollte, als ich die Konfrontationsszene zwischen Erzsébet und Van Buren gelesen habe! Das war so kraftvoll und so bewegend. Die ganze Idee, dass sie diesem Mann die Macht verweigert, die er denkt, wegen seines Reichtums über sie haben zu können. Ich finde, das war einfach großartig geschrieben und gab ihr ihren Superhelden-Moment.“

Das war wirklich eine heftige Szene!  

„Und dann wird sie von Joe Alwyns Figur zu Boden geworfen und wieder auf das reduziert, was sie und László im Konzentrationslager erlitten haben.“  

Das war hart mit anzusehen. Auch darüber hinaus beleuchtet der Film die Herausforderungen, mit denen sich Einwanderer im Nachkriegs-Amerika konfrontiert sahen. Wie hat die Geschichte von Erzsébet und László Ihre Sicht auf den amerikanischen Traum beeinflusst?  

„Der Film stellt den amerikanischen Traum natürlich ein Stück weit infrage. Er untersucht sehr ehrlich, wie schwer es ist, in ein neues Land zu ziehen. Und natürlich gibt es manchmal, ganz selten, große Erfolge. Aber der Druck, der auf den Einzelnen ausgeübt wird, ist immens. Und oft ist es vielleicht hilfreicher, wenn man systemische Unterstützung vom System erhält, also eine gewisse soziale Gesundheitsversorgung, Unterstützung für die Betroffenen, um ihnen den Start zu erleichtern.“  

Genau deshalb ist der Film ja auch so relevant. Wir leben in wirklich beängstigenden Zeiten, und ich denke, es wird noch viel beängstigender, wenn Trump seine ganze Macht entfaltet. Ich würde also gerne Ihre Meinung zu Folgendem hören: Wir müssen ständig an die Vergangenheit erinnert werden, damit sich die Geschichte nicht wiederholt – und trotzdem passiert es. Warum sind die Menschen so? Warum sind wir, um es mal direkt zu sagen, so dumm?

„Warum lernen wir nie aus der Geschichte? Ich weiß es nicht, das ist ein echtes Rätsel. Auch mir erscheint die Menschheit sehr bereit dazu, dieselben Fehler immer wieder zu begehen. Deshalb war es so wichtig, diesen Film zu machen, weil er einfach eine Tür öffnet. Er erforscht diese Erfahrungen auf einer sehr persönlichen Ebene, die eine Wirkung auf die Menschen haben und hoffentlich Meinung ändern kann – ganz vielleicht.“

 

Felicity Jones über die Schönheit der brutalistischen Architektur

Vielleicht eine gute Überleitung zu brutalistischer Architektur als Metapher für Stärke und Widerstandsfähigkeit: Haben Sie während des Drehs ein persönliches Interesse für oder eine neue Perspektive auf diese architektonische Bewegung entwickelt?  

„Auf jeden Fall. Ich kann verstehen, warum brutalistische Architektur nach dem Krieg entstand – mit diesen geraden Linien, dieser Beständigkeit, ihrem Widerstand gegen den Neoklassizismus und der Ablehnung faschistischer Denkweisen. Es geht darum, funktional zu sein und in dieser Funktionalität manifestiert sich die Schönheit! Es liegt so viel Ehrlichkeit darin.“

Felicity Jones in "Der Brutalist"
Foto: Universal Pictures

Ich würde gerne noch ein bisschen über Ihre Arbeit mit Adrien Brody sprechen. Vielleicht darüber, wie Sie die Chemie zwischen Ihren Figuren entwickelt habt, um diese einzigartige Partnerschaft darzustellen, die sie haben. Gibt es eine besondere Zutat?

„Wir haben einfach beide eine enorme Leidenschaft für die Geschichte und das Drehbuch empfunden. Ich glaube, wir haben eine große Verantwortung empfunden, als wir mit dem Film begannen, und wir waren beide ziemlich unerschrocken. Nur so konnten wir diese komplizierten, sehr intimen Szenen so gut wie möglich spielen. Was mich an László und Erzsébet so faszinierte, war, dass sie durch ihre sexuelle Dynamik und durch ihre Intimität die Macht zwischen ihnen erforschen. So navigieren sie sich durch die Erholung von ihren Traumata. In diesen Szenen passiert so unfassbar viel. Wir, und damit meine ich alle Schauspieler, haben uns so gut vorbereitet, bevor wir ans Set kamen, damit wir es dann nur noch ausführen mussten. Und was die Chemie betrifft, weiß man natürlich nie genau, wie sie sich erzeugen lässt. Das ist einfach Magie.“  

Weitere Kino-News:

Ein gutes Stichwort, um auf Brady Corbet zu sprechen zu kommen! Er ist für seinen einzigartigen Regiestil bekannt und ich würde gerne mehr darüber erfahren, wie es war, mit ihm zu arbeiten – auch im Hinblick auf die langen Einstellungen und dem Einsatz der VistaVision-Kameras, denn das ist ja auch etwas sehr Besonderes.  

„Das sieht einfach so wunderschön aus. Ich finde, wenn man sich etwas auf Film ansieht, fragt man sich immer: ‚Warum sieht das so toll aus?‘ Es bedarf einer willentlichen Aussetzung der Ungläubigkeit [feststehender Begriff, der die Bereitschaft beschreibt, sich vorübergehend etwas vormachen zu lassen, was nicht wahr ist, insbesondere, um ein fiktives Werk zu genießen], wenn man ins Kino geht und Breitwandfilm erleichtert einem das.“

Gibt es bestimmte Botschaften oder Emotionen, die das Publikum aus Erzsébets Geschichte mitnehmen soll?  

„Ich hoffe einfach, dass sie ihre Kraft und Intensität genießen!“  

Ein schönes Schlusswort! Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben!

 

„Der Brutalist“ läuft seit dem 30. Januar 2025 in den deutschen Kinos!



Tags:
Das könnte Sie auch interessieren
TV Movie empfiehlt