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„Deadpool & Wolverine“ auf Disney+: Ist Deadpool im MCU zu weichgespült? - Kritik

In "Deadpool & Wolverine" ist der großmäulige Marvel-Söldner erstmals im MCU unterwegs. Ob das funktioniert, verrät unsere Kritik.

„Deadpool & Wolverine“: Wie gut ist der Disney-Deadpool?
Wie gut ist „Deadpool & Wolverine“? Foto: Disney

Die beiden „Deadpool“-Filme waren etwas, was zu ihrer Zeit auf keinen Fall unter der Flagge des Marvel Cinematic Universe hätte entstehen können. Zu krass die Gewaltexzesse, zu derb die Sprache – und zu Meta der Humor mit den ständigen Anspielungen auf andere Filme und dem Durchbrechen der vierten Wand. Seitdem ist viel passiert, vor allem die Übernahme von Fox durch Disney. Nun stellte sich also die Frage, wie der „Merc with a Mouth“ unter der Nase des Mäusestudios funktioniert. An einer Stelle können wir schon mal Entwarnung geben: Der dritte „Deadpool“-Film macht genau da weiter, wo die ersten beiden Teile aufgehört haben.

 

„Deadpool & Wolverine“: Darum geht es in der Superheldenkomödie

Wade Wilson, auch bekannt als Deadpool (Ryan Reynolds), ist an einem Tiefpunkt angekommen. Sein Leben ging den Bach runter, nachdem die Avengers ihn nicht im Team haben wollten. Immerhin bleibt ihm noch sein Freundeskreis. Doch die Time Variance Authority hat schlechte Neuigkeiten: Seine Realität wird nach dem Tod von Wolverine (Hugh Jackman) aufhören, zu existieren. Also macht sich der Söldner auf die Suche nach einer alternativen Variante des X-Men-Mitglieds – und tritt damit natürlich ein weltenumspannendes Abenteuer los.

Deadpool ist so provokant wie eh und je. Foto: Disney

Dass Marvel aktuell das Multiversum als Schauplatz hat, kommt „Deadpool & Wolverine“ enorm zugute. Denn es wirkt nicht merkwürdig, wenn Wade durch verschiedene Realitäten springt, um seinen neuen Wolverine zu finden. Und es ist auch nicht merkwürdig, wenn plötzlich Figuren aus alten Filmen auftauchen. Neben denen, die man bereits im Promo-Material sehen konnte, gibt es natürlich noch einige überraschende Cameos. Und hier liegt eines der größten Probleme des Films begraben.

Denn während andere Multiversums-Geschichte wie „Into the Spider-Verse“ zwar Fan-Service liefern, aber ihre Geschichte und ihre Figuren in den Vordergrund stellen, verhält es sich bei „Deadpool & Wolverine“ genau andersherum. Ständig gibt es augenzwinkernde Verweise auf andere Marvel-Filme oder -Comics. Das war zu erwarten und war auch schon immer typisch Deadpool. Aber hier werden teils äußerst obskure Referenzen gemacht, sodass viele Witze sich nur einer geringen Anzahl an Zuschauer:innen erschließen wird. Die Zielgruppe für „Deadpool & Wolverine“ ist also noch spitzer als vorher.

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Denn abseits der Anspielungen hat der Film eher wenig zu bieten. Es ist schön zu sehen, dass sich die kreativen Köpfe gegenüber Disney nicht ergeben haben. Es wird in Massen geflucht, Körperteile fliegen durch die Gegend, man erfährt enorm viele Umschreibungen für Kokain und wie Wade es beim Pegging gerne am liebsten besorgt bekommt. Das kann aber nur bedingt davon ablenken, dass die eigentliche Handlung nicht wirklich spannend ist. Deadpool und Wolverines Reise basiert meist nur auf Aussagen von Figuren. Es wird zwar über Probleme geredet, sie werden aber nur selten gezeigt. Das führt so weit, dass es gar nicht so sehr klar ist, wie Wade am Anfang des Filmes überhaupt zu seinem Tiefpunkt gelangte. Sich dann emotional zu investieren und mit den Hauptfiguren mitzufiebern fällt enorm schwer. Dass es trotzdem am Ende durchaus ein paar Gänsehaut-Momente gibt, liegt vor allen Dingen an den Darsteller:innen.

 

Reynolds darf als Deadpool wieder voll auffahren, sogar in mehrfacher Ausführung. Sein Charisma und das komödiantische Timing trägt wie vorher die Filme, allerdings hat er dieses Mal mit Hugh Jackman einen ebenbürtigen Partner. Der Australier hat sichtlich Spaß, eine etwas andere Variante seiner Paraderolle zu spielen und zeigt vollen Einsatz. Dabei stimmt die Chemie mit Reynolds zu 100 %, es macht einfach Spaß, den beiden zuzuschauen. Die Show stiehlt allerdings Emma Corrin als Cassandra Nova. Die Schurkin ist in den Auftritten, die ihr vergönnt sind, herrlich fies und nutzt ihre Fähigkeiten auf unangenehme Weise. Leider wird die Schwester von Charles Xavier zu wenig genutzt, denn die ganzen Anspielungen brauchen ja ihren Platz.

Emma Corrin ist als Cassandra Nova der heimliche Star des Films. Foto: Disney

Inszenatorisch bleibt „Deadpool & Wolverine“ hinter seinen Vorgängern zurück. Zwar sind die Computereffekte deutlich ansehnlicher als im zweiten Teil. Aber der konnte durch interessante Kampf-Choreografien noch punkten, während das Konzept des unsterblichen Söldners im ersten Film für einige frische Ideen sorgte. Dieser „Das ist neu“-Effekt ist nun verflogen und es ist schade, dass Regisseur Shawn Levy nicht mehr einfällt, als die Hauptfiguren mehrfach aufeinander einstechen zu lassen. Gerade mit den Mutanten wäre gefühlt mehr drin gewesen und die erste Kampfszene hat noch diesen witzigen, kreativen Funken – doch der geht in einer Mischung aus zu vielen Popsongs und generischem Schwertkampf irgendwann unter.

 

„Deadpool & Wolverine“: Fazit

Am Ende ist es für einen spaßigen Kinobesuch wichtig, wie viel man mit den Filmen anfangen kann, auf die sich „Deadpool & Wolverine“ bezieht. Wenn im Abspann Making-ofs gezeigt werden, wird das für manche nostalgische Gefühle auslösen, aber bei vielen anderen eher für müdes Schulterzucken sorgen. Abseits dessen bietet das dritte Abenteuer von Wade Wilson leider nichts, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Ein Mal kann man also durchaus viel Spaß mit dem Film haben, für mehr reicht es allerdings nicht.



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