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"The Crown": "Winston Churchill"-Darsteller John Lithgow im Interview!

"The Crown" wäre ohne die außergewöhnliche Beziehung zwischen Queen Elizabeth und Winston Churchill wohl nur halb so mitreißend geworden. Welche Herausforderung einen Amerikaner bei der Interpretation des wohl berühmtesten Briten der Zeitgeschichte erwartet, verriet uns John Lithgow im exklusiven Interview in New York!

The Crown John Lithgow
Er kam, er sah, er fluchte: Mit Winston Churchill liefert Star-Darsteller John Lithgow eine brillante Darbietung ab! Foto: Netflix

Es gibt nur wenige Schauspieler, die einen ganzen Raum voller neugieriger Journalisten mit wenigen Sätzen zum Schweigen bringen – nicht etwa, weil der Befragte zu wenig oder nur uninteressantes zu sagen hätte, sondern weil alle wie gebannt an den Lippen des Darstellers kleben. Ähnlich wie den Journalisten beim Interviewtag in New York, ergeht es derzeit wohl auch vielen Netflix-Zuschauern, die sich auf Peter Morgans Ausnahmeserie "The Crown" einlassen.

Denn trotz eines grandiosen Ensembles vor der Kamera stiehlt ein Darsteller fast in jeder Szene die Show – obwohl er doch eigentlich ganz klein und fragil wirken sollte. Doch die Brillanz, mit welcher John Lithgow den großen Winston Churchill interpretiert, hätten selbst Fans des mehrfach Golden Globe und Emmy ausgezeichneten Darstellers so nicht erwartet. Besonders britische Zuschauer dürften sich wohl verwundert die Augen reiben, dass ausgerechnet ein Amerikaner eine der wohl vielschichtigsten Interpretation des berühmten Premierministers abliefert.

Im Interview mit TV-Movie.de sprach der sympathische Darsteller über die Schwierigkeiten, die ihm im Vorfeld der Rolle begegnet sind und welche speziellen Lektionen er von Winston Churchill gelernt hat.

TV-Movie.de: War es immer Ihr Traum einmal Winston Churchill spielen zu dürfen? 

John Lithgow: "Es wäre mir nie in den Sinn gekommen! Ich habe zwar schon einmal Franklin D. Roosevelt zu jener Zeit gespielt in einer TV-Serie in den frühen 1990ern, als Bob Hoskins Churchill gespielt hat und Michael Caine Joseph Stalin. Dennoch war ich völlig erstaunt, als sie mir die Rolle angeboten haben."

Mussten Sie für die Rolle vorsprechen? 

"Nein, sie haben mir die Rolle direkt angeboten und haben mir gesagt, dass sie niemand anderen im Sinn hatten. Und ich habe ihnen leichtgläubig vertraut (lacht)! Ich war wohl Nina Golds Idee, die bekanntlich eine brillante Casting-Agentin in Großbritannien ist. Sie hat mich in einem Stück namens "The Magistrate" im Nationaltheater in London gesehen. Eine sehr englische und viktorianische Hauptrolle. Es war ihre Idee. Peter Morgan, der Schöpfer der Serie, hat schon vorher von einer gewissen Churchill-Erschöpfung gesprochen, die in England eingetroffen war. Die Leute haben mittlerweile so viele Ritter gesehen, die Churchill gespielt haben, dass es ihnen so langsam reicht. Aus irgendeinem Grund dachten sie wohl, dass würde die Erwartungen der Leute vielleicht durcheinanderwirbeln. Aber so ganz kann ich es mir immer noch nicht erklären."

Ihre körperliche Verwandlung in der Serie ist unglaublich. Wie anstrengend war es Churchill zu werden?  

"Die Verwandlung hatte vor allem mit dem „Fat Suit“ zu tun. Wir haben alleine zwei Tage damit verbracht, um meinen Körper richtig hinzubekommen. Viel davon hatte auch mit meiner Haltung zu tun - egal ob ich sitze oder aufrecht stehe. Dieser Teil der Arbeit war überhaupt nicht anstrengend, weil es sich tatsächlich so anfühlte, als wäre ich Churchill. Ich war mir bewusst, dass ich viel zu groß war, um die Rolle zu spielen. Deshalb habe ich im Vorfeld geglaubt, dass das noch Probleme machen könnte. In den ersten zwei Wochen der Vorbereitung hat niemand darüber gesprochen. 

The Crown Churchill
Selbst bei einer fremden Hochzeit steht Winston Churchill im Mittelpunkt!          Netflix Foto: Netflix

Irgendwann habe ich meinen Regisseur, Stephen Frears, dann direkt gefragt: 'Stephen, was tun wir wegen dem Gorilla im Raum?' Ich bin viel größer als Winston Churchill!' Er meinte: 'Denk überhaupt nicht drüber nach! Gar kein Problem. Wir tun nichts.' Die einzige Maßnahme, die sie tatsächlich unternommen haben, war das Außenset an der Downing Street: Sie haben die Eingangstür größer gemacht, weil es so viele bekannte Aufnahmen mit Churchill vor der Tür der Downing Street gibt - und ich hätte diese Tür wie eine Miniatur wirken lassen (lacht)."

Churchill gehört wohl zu den beliebtesten geschichtlichen Figuren in England. Hatten sie in irgendeiner Form Angst in diese großen Fußstapfen zu treten? 

"Zunächst eigentlich nicht. Als ich allerdings einigen meiner britischen Freunde von der Rolle erzählt habe, wurde mir plötzlich bewusst, dass sie ein wenig skeptisch waren (lacht). Ich war ziemlich zurückhaltend gegenüber Nick Heitner, dem Intendanten des Nationaltheaters. Ich sagte ihm: 'Ich werde eine lange Zeit in London drehen. Aber ich gebe dir nur zwei Hinweise: Es ist eine große Rolle. Und sie ist nicht am Theater' Er erwiderte: 'Meine Vermutung ist, dass es um The Crown geht. Denn jeder will mitmachen. Wenn sie dich als Winston engagiert haben, muss ich dich allerdings warnen, denn jeder große Darsteller in London wird ein Kopfgeld auf dich aussetzen!‘ Ich habe damals nichts gesagt. Drei Wochen später habe ich ihn dann in New York wiedergetroffen und verraten, dass ich tatsächlich Winston Churchill spiele, worauf er erwiderte: 'Sie werden dich töten!'"  

Hatten Sie zu dem Zeitpunkt noch gezögert? 

"Nein, ich hatte bereits zugesagt! Man sagt so einen Job einfach nicht ab! Als ich dann nach England gekommen bin, um zu proben, hat mich dieses Ensemble einfach umgehauen." 

Wie war es mit Claire Foy, die Queen Elizabeth spielt, diese außergewöhnliche Beziehung zu entwickeln? 

"Sie ist eine unglaubliche Darstellerin. Die einzige Schwierigkeit, die wir zusammen hatten, war die Tatsache, dass ich sie ständig zum Lachen gebracht habe. Ich war erleichtert und dachte mir nur, dass ich endlich mal ein „Comic Relief“ sein darf. Aber wir mussten uns teilweise wirklich beherrschen, vor allem, wenn die ganze Crew mit steinernen Mienen am Set war und wir gekichert haben, wie kleine Kinder. Ihr Gesicht in der Serie spricht aber Bände. Ihre Augen sind so expressiv und können gleichzeitig so verwundbar sein - diese Wandlungsfähigkeit ist für eine junge Schauspielerin unglaublich!"

Wie groß war ihr Interesse an der royalen Familie bevor sie für das Projekt besetzt wurden? 

"Ich bin wohl so anglophil, wie ein Amerikaner eben sein kann. Aber ich bin nie so wirklich mit der konstitutionellen Monarchie warm geworden. Ich dachte natürlich, dass ich schon genug von Winston Churchill wusste. Aber ich hatte überhaupt keine Ahnung! Ich wusste vor allem so wenig über seine Teenagerjahre, als er so ein unglücklicher und ausgestoßener Außenseiter war. So ein armer Student und solch ein unfähiger Soldat. Es lässt sein Leben in einem ganz anderen Licht erstrahlen - vor allem, was die Kompensation bzw. Überkompensation dieser Jahre angeht. In seiner Ehe mit Clementine sieht man seine äußerst verwundbare Seite. Er hat diese infantile Seite, die er nie in der Öffentlichkeit zeigt, sondern nur in der Nähe seiner Frau." 

Welche Aspekte von Churchill haben sie überrascht? 

"Eines der großen Geheimnisse von Churchill wurde zum Thema eines anderen Films, während wir an 'The Crown' gearbeitet haben. Churchill hatte zwei Schlaganfälle, die ihn als Premierminister quasi untragbar gemacht haben. Doch Anthony Eden war zu krank, um das Amt zu übernehmen, weshalb sie die Queen anlügen mussten. 

Wir hatten eine historische Expertin am Set und zwar Annie Sulzberger von der "New York Times". Ihr Vater war bekanntlich Arthur O. Sulzberger, der frühere Verleger und Herausgeber der Zeitung. In den frühen 1950er Jahren hatten sie zu Churchills Ehren ein Bankett veranstaltet im obersten Stock des Times-Gebäudes. Er hat seine besten Reporter dazu eingeladen einen vertraulichen und außerdienstlichen Abend mit Churchill verbringen zu können. Sie haben gegessen, getrunken, gelacht und gefeiert. Am Ende dieses langen und trinkseligen Abends hat sich Churchill entschuldigt und verabschiedet. Salzburger hat nach Churchills Abgang all seinen Reportern mitgeteilt: 'Am nächsten Morgen kommt ihr zur Arbeit und müsst bereit sein, jedes erdenkliche Detail über diesen Abend niederzuschreiben.' 

Winston Churchill
Genußmensch Churchill          Netflix Foto: Netflix

Bei diesem Bericht handelt es sich um ein streng vertrauliches Dokument, zu dem Annie jedoch Zugang hatte. Ich hatte also dieses wertvolle Recherchedokument, eine Ansammlung aus 25 Zeugenberichten dieses denkwürdigen Abends, in dem jedes Detail von Churchill ausgewälzt wird: Es wurde genau festgehalten, wie er seine Zigarre angezündet hat, wie viel er getrunken hat oder wie fertig seine Augen aussahen. Generell haben viele Reporter beschrieben, dass Churchill sehr gebrechlich aussah und einige fragten sich sogar, ob er den Abend überhaupt überstehen würde. Gleichzeitig war sein Verstand immer noch äußerst scharf und er selbst lauter und ausgelassener denn je. Diese Notizen waren ein unglaubliches Geschenk. 

Was war die wichtigste Lektion, die Queen Elizabeth von Winston Churchill gelernt hat? 

Das ist eine spannende Frage. Im Endeffekt war es wohl die Selbstsicherheit zur Königin zu werden. Ihr mitzuteilen, dass jeder nur auf sie wartet - und nicht andersrum. Sie war zu Beginn einfach noch nicht bereit für diese Bürde. Doch er hat ihr dabei geholfen, Phase um Phase, letztendlich dorthin zu kommen, wo sie heute noch steht."  

Wie gut hat es Ihnen gefallen diese Rolle zu spielen?

"Ich habe es absolut geliebt. Es war ein Traumjob - weil ich tatsächlich den Job geliebt habe. Jared Harris und ich waren die einzigen, die nach England reisen mussten, um acht Monate an dem Projekt zu arbeiten. Meine Frau ist Professorin und sie hat ein dienstfreies Jahr eingereicht, um mich zu begleiten. Ich habe insgesamt 51 Drehtage gehabt, was gleichzeitig auch hieß, dass ich mehrere Wochen am Stück frei hatte. Ich bin sogar freiwillig in London gefahren (lacht). Wir sind durch Europa gereist: Wir waren u.a. in St. Petersburg und London. Es war vielleicht das schönste Jahr in unserem Leben."

Interview und Text: David Rams

Wer spielt bei "The Crown" mit? Wer sollte die Serie nicht verpassen? Alle Infos zur Netflix-Serie findet ihr auf unserer Übersichtsseite "The Crown".

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