Mit "Resident Evil 7" kehrte die Horror-Reihe zu ihren Wurzeln zurück und wirft in "Resident Evil Village" wieder alles komplett um. Ob der 8. Teil überzeugen kann, erfahrt ihr im Test!
Ego-Perspektive, Dunkelheit, knarrende Holzdielen: Nachdem die "Resident Evil"-Reihe mit Teil 6 tatsächlich ihren vorläufigen Tiefpunkt verzeichnen musste, ging es mit "Resident Evil 7" endlich wieder zurück an die Ursprünge der Reihe und ihrem Kernelement dem "Horror". Zwar kam der Wechsel zur Ego-Perspektive und der Einführung des noch namenlosen Protagonisten Ethan Winters nicht bei allen Fans der Reihe wirklich gut an, doch gerade der Fokus auf stimmungsvolles Horror-Gameplay im Baker-Haus stimmte völlig zu Recht die meisten Resi-Fans versöhnlich und machte „Resident Evil 7“, das Remake von „Resident Evil 2“ einmal ausgenommen, zum besten RE-Teil seit "Resident Evil 4".
Letzteres gilt bei vielen "Resident Evil"-Fans immer noch als eines der gelungensten Beispiele, wie sich die Spielreihe trotz enormer Unterschiede zu den Vorgängern sinnvoll neu erfinden konnte. Und tatsächlich erinnert „Resident Evil Village“, der neueste Teil von Capcoms-Spieleserie, der am 07. Mai für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X|S und PC erschienen ist, nicht nur wegen des mysteriösen Dorf-Settings an den von vielen "Resident Evil"-Fans heiß geliebten 4. Teil der Reihe. Doch bevor wir uns dem Gameplay widmen, hier noch einmal ein paar Zeilen zum Inhalt.
Resident Evil: Village – Inhalt | Darum geht’s im Spiel
Bevor Ethan Winters auf die Schlossbesitzerin trifft, die mit ihren gigantisch großen Argumenten die (feuchten) Träume vieler "Resident Evil"-Fans schon im Vorfeld in Besitz genommen hat, verbrachte unser "Resident Evil 7"-Protagonist sein Leben mit seiner Frau Mia und ihrer Tochter Rose in Louisiana. Drei Jahre nach den Ereignissen im Baker Haus ist das Leben der "Traumfamilie" jedoch nicht nur geprägt von Windeln wechseln und Fläschen machen: Mia will einfach nicht über die traumatischen Ereignisse aus der Vergangenheit sprechen. Ein brutaler Zwischenfall macht das auch überflüssig: Denn ausgerechnet Chris Redfield krallt sich die Kleine und befördert sie in ein mysteriöses Dorf irgendwo im Nirgendwo in Rumänien.
Auch wenn Ethan Winters nicht so weiß, wo er da gerade gelandet ist, macht er sich auf die Suche nach seiner Kleinen. Im idyllischen rumänischen Bergdorf mit leeren Straßen, gewöhnungsbedürftigen Steinbockkopf-Straßenverzierungen und grimmigen Lykanern kommt Ethan schließlich auf die Spur von Oberhexe "Mutter Miranda", Vampirlady Dimitrescu und weiteren illustren Fieslingen, die anscheinend etwas mit der Entführung von Rose zu tun haben. Auf der brutalen Suche nach seiner Tochter muss Ethan nicht nur unzählige Widersacher*innen aus dem Weg räumen, sondern sich auch seinem bisher gefährlichsten Abenteuer stellen.
Resident Evil: Village – Das sind die Stärken und Schwächen des Spiels
Schlappe 25 Jahre hat die "Resident Evil"-Reihe bisher auf ihrem Buckel und gehört auch heutzutage noch zu den absoluten Top-Sellern der großen Spiele-Franchises. Und auch wenn die Zeit definitiv am Reiz von "Resident Evil" genagt hat, so hat sich die Horror-Franchise trotz vieler Veränderungen nicht von ihren teils urigen Ursprüngen abgewendet. Während 90 % der restlichen Spiele wegen des fummeligen Inventar-Managements und fehlenden "Quality of Life"-Upgrades definitiv abgestraft worden wären, gehört es bei „Resident Evil“ zu einem guten Spielerlebnis eben dazu sich mühsam durchs Inventar klicken zu dürfen, markierte Kisten mit dem Messer kaputtzuschlagen oder die Schublade jedes Wandschranks im Schloss Dimitrescu zu öffnen. Aber das ist nicht nur altbacken und Fanservice, sondern eben Teil der "Resident Evil"-Attraktion, die nur schwer zu fassen ist. In "Resident Evil 8" finden viele Spielelemente aus den vergangenen Teilen ihr Plätzchen: Sei es der "Duke", der an den Händler aus Resident Evil 4 angelehnt ist und lebensnotwendige Upgrades bereithält, oder die Mischung aus Stealth (Resident Evil 7), gelungenen Rätseln und Erkundung sowie brachialen Actionpassen (Resident Evil 6) zum Schluss hin.
Tatsächlich geht das "Resident Evil Village"-Potpourri insgesamt gut auf und bietet eine überzeugende Mischung aus Horror und Action in ca. 10 bis 13 Spielstunden, auch wenn sowohl gameplay- als auch storytechnisch manchmal ein richtiger roter Faden fehlt. Wo jeglicher nostalgischer Charme allerdings fernbleibt, ist beim Protagonisten Ethan Winters: Der ist kurz gesagt eine absolute Katastrophe. Eindimensionalität wäre fast schon ein Kompliment für die unglaubliche Naivität, Unfähigkeit und Charakterlosigkeit, die Ethan Winters in "Resident Evil Village" darstellt und für die man ihm am liebsten dem nächsten Lykaner zum Fraß vorsetzen möchte, dem man über den Weg läuft. Immerhin bekommt es Ethan mit deutlich spannenderen Widersacher*innen zu tun, die in der Story rund um das mysteriöse Dorf und das Verschwinden von Ethans Tochter Rose die nötigen Akzente setzen.
Resident Evil: Village – Unsere Eindrücke zur Grafik
Technisch wird "Resident Evil Village" wieder mal von der RE-Engine angetrieben, die zum ersten Mal bei "Resident Evil 7" zum Zug kam und seitdem alle Remakes sowie die "Devil May Cry"-Reihe von Entwickler Capcom antreibt. Wir konnten das Spiel auf einer PlayStation 5 testen, die euch die Auswahl lässt, ob ihr das Spiel mitsamt Raytracing-Ausleuchtung betreiben wollt oder darauf verzichtet. Ohne Raytracing läuft „Resident Evil 8“ fast durchgängig mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde. Mit RayTracing fällt die Beleuchtung der beeindruckenden Interieurs tatsächlich noch ein bisschen realistischer aus, doch in Szenen mit viel Action fällt die Framerate immer wieder unter die magische Marke von 60 Bildern pro Sekunde. Grundsätzlich macht „Resident Evil Village“ einen sehr guten audiovisuellen Eindruck: Besonders die detaillierten Texturen in Innenräumen, die tollen Charaktermodelle und Animationen sowie die große Fernsicht in den Außenbereichen machen das Spiel zum wohl schönsten "Resident Evil"-Abenteuer bisher. Auch 3D Audio auf der PlayStation 5 sorgt besonders mit Headset für eine nervenzerfetzende Atmosphäre und lässt uns manchmal schon sehr früh erahnen, was uns hinter der nächsten Ecke des dunklen Gewölbes erwarten könnte.
Hier findest du "Resident Evil Village" für Xbox | PlayStation 5
Fazit zu "Resident Evil 8: Village"
Horror, Action, Wahnsinn, Blödsinn, Atmosphäre, Vampirladys: "Resident Evil Village" ist wie eine wilde Geisterbahnfahrt, die uns immer wieder mit neuen Elementen erschrecken und unterhalten möchte und dabei auf ihre eigentlichen Stärken zurückgreift. Warum Capcom ausgerechnet bei der "neuen" "Resident Evil"-Trilogie auf einen so gesichtslosen Protagonisten wie Ethan Winters zurückgegriffen hat, wird nicht mal Lady Dimitrescu sinnvoll beantworten können, doch trotzdem funktioniert "Village" dank seines großartigen Settings, seinem bewährten Charme und den größtenteils coolen Nebenfiguren. Ansonsten bedient sich das Spiel vieler altbekannter Elemente aus den Vorgängern und serviert eine wilde Mischung aus Stealth, Action und Erkundung, die Fans der Serie durchaus begeistern sollte. Lediglich am letzten Drittel des Spiels werden sich die Geister scheiden. Wer außerdem den eingeschlagenen Weg von „Resident Evil 7“ weiterverfolgt sehen wollte, könnte hingegen enttäuscht werden. Allen anderen wird ein wildes und stimmungsvolles Horror-Actionabenteuer serviert, das euch zwar keine schlaflosen Nächte, aber immerhin ein Dutzend Stunden soliden Spielspaß bescheren sollte.
Resident Evil Village ist seit dem 07. Mai für PS4, PS5, Xbox Series X|S und PC erhältlich. Einen Trailer zum Spiel seht ihr hier: