Das wird eine große Welle schlagen: Am 1. November startet die neue deutsche Serie „Wir sind die Welle“ auf Netflix. „TV Movie Online“ traf die Hauptdarsteller Ludwig Simon, Luise Befort, Michelle Barthel und Mohamed Issa zum Interview.
TV Movie Online: Ludwig, in der Rolle als „Tristan“ musst du dich politisch deutlich positionieren. Konntest du dich direkt in die Rolle hineinversetzen?
Ludwig Simon: „Absolut. Es fiel mir nicht schwer, weil ich sofort gesehen habe, warum die Rolle das getan hat – und das war eine ganz klare Motivation. Der nachzugehen fiel mir leicht.“
Und was war das für eine Motivation?
Ludwig Simon: „Dass bestimmte Sachen so nicht [in Ordnung] gehen. Das, was in seiner Vergangenheit passiert ist, hat Tristan sehr eingenommen und dadurch persönlich motiviert.“
Luise, die Figur „Lea“ ist in ihrem goldenen Käfig gefangen. Was hat sie dazu bewegt, ihr gewohntes Umfeld zu verlassen?
Luise Befort: „Lea kommt aus einem wohlbehüteten Elternhaus und hat alles und dennoch merkt sie, dass ihr etwas fehlt. Die Eltern haben ihr gezeigt, wie wichtig eine eigene Meinung ist, handeln aber nicht danach. Tristan ist vermutlich der erste Mensch in ihrer Umgebung, der eben anders ist - der nicht nach dem handelt, was die Gesellschaft von ihm erwartet und das findet sie wahnsinnig interessant. Er ist der Impuls, den sie gebraucht hat, um mutig zu sein zu handeln.“
Gibt es denn Ähnlichkeiten zwischen dir und Lea?
Luise Befort: „Ich teile viele Werte mit Lea. Ich finde es sehr bewundernswert, hinter welcher Konsequenz sie zu ihren Werten steht und wie sie dafür kämpft.“
Um in die Rolle der Zazie zu schlüpfen, musstest du dir deine langen Haare abschneiden. Was macht Zazie so radikal?
Michelle Barthel: „Sie möchte Gerechtigkeit. Sie rächt sich an dem System, das sich über sie lustig gemacht hat und an den Normen, in die sie nicht reingepasst hat. All diese Abmachungen, die man angeblich als Gesellschaft getroffen hat. Gerade Zazies Motivation ist alles niederzureißen und komplett neu aufzubauen – und da kennt sie keine Grenzen und niemand kann sie mehr stoppen.“
Mohamed, auf deinem Instagram-Profilbild stand „FCK AFD“ [inzwischen geändert]. Auch in der Serie wird indirekt auf die Partei angespielt und die aktuellen Geschehnisse werden aufgegriffen. Welche Parallelen siehst du zu dir und deiner Figur Rahim?
Mohamed Issa: „Es gibt auf jeden Fall Parallelen. Rahim fühlt sich sehr einsam und wird von allen runtergezogen - ob von den Nazis oder der NFD. Ich sehe vieles davon jeden Tag in Berlin als Privatperson, als Mohamed. Das kann in Form von Blicken passieren oder indem die Leute zweimal kontrollieren, ob ihre Tasche noch da ist und das ist traurig.“
Die Serie spricht viele aktuelle Geschehnisse an. Welche Reaktion von den Zuschauern erhofft ihr euch?
Michelle Barthel: „Wir sprechen Themen an wie Rassismus, Sexismus, Waffenhandel, es geht um Naturschutz und uns war wichtig, zu zeigen, dass nicht ein Thema wichtiger ist als das andere. Weil alles ein Bild ergibt und sich alle Themen gegenseitig bedingen. Wir als Gesellschaft müssen immer wieder hinterfragen: 'Wie stellen wir uns unsere Zukunft vor?' Das kann nicht nur die Entscheidung von Erwachsenen sein, die uns sagen, wie es laufen muss. Stattdessen muss eine Gemeinschaftsdiskussion entstehen, bei der alle beteiligt sind.“
Mohamed Issa: „Also ich hoffe, dass viele Fragen kommen und wir die Menschen damit erreichen. Dass man sich fragt: 'Was will ich auf dieser Welt und wofür bin ich hier?'.“
Luise Befort: „Es ist wichtig darüber zu sprechen und Menschen dafür zu sensibilisieren. Die Serie kann eine Plattform für einen Austausch bieten und die zeigt, wie wertvoll eine eigene Meinung ist – und eben auch dahinterzustehen und Dinge zu hinterfragen. Ich glaube, es ist enorm wichtig, Jugendliche auf Augenhöhe zu begegnen und sie ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören. Ich glaube, die Geschichte zeigt gut, welche Auswirkungen es haben kann, wenn das nicht passiert.“
Ludwig, wenn du jetzt im realen Leben ein Teil der Welle wärst, was wäre deine wichtigste Message?
Ludwig Simon: „Meine Message wäre, dass man die Kommunikation beibehalten und fördern muss. Man sollte im Austausch bleiben und das, was man denkt, nicht für sich behalten.“
*von Julia Rupf