Mit "Luke Cage" landete Netflix im Herbst 2016 einen echten Coup - am 22. Juni startet nun endlich Staffel 2 der Marvel-Serie um den Superhelden mit der undurchdringbaren Haut. Großer Star der neuen Staffel: der Bösewicht Bushmaster. Im Interview mit TV Movie Online-Redakteurin Constanze Lerch spricht Newcomer Mustafa Shakir über Besonderheiten seiner Rolle und längst überfällige Veränderungen in Hollywood.
Luke Cage: Die Handlung von Staffel 2
In den letzten Jahren erleben Superhelden-Filme einen regelrechten Boom. Aber nicht nur im Kino starten "Iron Man", "Captain America" und Co. durch. Die Figuren mit übermächtigen Kräften erobern mittlerweile auch die Serienwelt. Zudem ist die Rolle des Superhelden nicht länger nur auf die des männlichen, weißen Protagonisten zugeschnitten. Mit Luke Cage tauchte 2016 endlich ein schwarzer Superheld auf, der mit Coolness und Charakter überzeugte und die erste Staffel von "Luke Cage" zu einem Erfolg machte. Jetzt gibt es für alle Fans endlich Nachschub.
Zur Story: Luke Cage, der durch ein sabotiertes Experiment eine undurchdringbare Haut erhält und deswegen nahezu unverwundbar ist, wird zum Helden von Harlem, denn er stellt sich gegen Gangsterbosse und Schwerkriminelle. In Staffel 2 bekommt er es allerdings mit einem Gegner zu tun, der sich nicht so leicht abschütteln lässt: John McIver aka Bushmaster. Der aus Jamaika stammende Bösewicht, der in Harlem die Macht übernehmen will, scheint ebenso unverwundbar zu sein wie Luke Cage. Staffel 2 verspricht also einen packenden Kampf zwischen der Hauptrolle und seinem Antagonisten.
Im Interview verrät Schauspieler Mustafa Shakir wie er den ersten Tag am Set erlebt hat und warum aus seiner Sicht afro-amerikanischen Protagonisten wie Luke Cage und Black Panther so bedeutsam sind.
TVMovie.de: Bist du ein Fan von Comicbooks und Luke Cage im Speziellen?
Mustafa Shakir: Ja, auf jeden Fall. Ich stand total auf "Alpha Flight", ich war wirklich besessen davon. Mein Bruder hat versucht mich von anderen Comics zu überzeugen und "Luke Cage" war eines davon. Ich habe sie also gelesen, aber ich war davon nicht ganz so besessen.
Bushmaster wird in Staffel 2 vorgestellt. Wie würdest du ihn beschreiben?
Bushmaster ist sein eigener Held. Ich sehe ihn nicht so sehr als Bösewicht, denn wenn du sein Leben und den Kontext siehst, dann fragst du dich: "Was würde ich an seiner Stelle tun?" Und man kann sich nie sicher sein, solange man nicht selbst so etwas erlebt hat. Er ist sehr einschüchternd, weil er verärgert ist.
Bushmaster ist ein sehr komplexer Charakter. Was hoffst du, nehmen die Zuschauer von deiner Rolle mit?
Den Leuten um dich herum zuzuhören und das, was du machst, mit ganzem Herzen zu tun. Die Menschen um dich herum sind deine Boten, also sei leidenschaftlich, aber höre ihnen auch zu.
Wie war es mit Mike Colter [spielt Luke Cage] zusammenzuarbeiten?
Er ist ein toller Typ. Wir haben so viel Spaß zusammen. Er ist sehr herzlich, freundlich und einnehmend und auch ein wenig albern. Wir haben uns am Set wie Kinder aufgeführt.
In Staffel 2 bist du der Neuling. Wie war es für dich, ans Set zu kommen?
Das Gute war, dass ich bereits Simone Cook [spielt die Rolle Misty] kannte, denn ihr Mann und ich sind befreundet, seit wir 18 Jahre alt sind. Also war es eher aufregend für mich. Der erste Tag am Set war nervenaufreibend. Aber es gab einen Moment, in dem hat es einfach Klick gemacht für mich.
Was bedeutet es konkret für dich in einer Serie mitspielen zu dürfen, die deinen Bezirk als zentralen Handlungsort hat?
Für mich wurde ein Traum wahr, denn die Serie spielt dort, wo ich aufgewachsen bin. Auch wenn die Figur des Bushmaster bedrohlich wirkt, repräsentiert er doch die rebellische Seele, die Harlem auch auszeichnet, nämlich hinauszutreten und Grenzen zu überschreiten. Da besteht also dieser Zusammenhang und das macht mich sehr stolz.
Mustafa Shakir: "Du willst dich selbst auf der Leinwand sehen"
Hat sich Harlem in den letzten Jahren aus deiner Sicht verändert?
Ja, sogar ziemlich stark. Es war der verrückteste Ort der Welt, als ich dort aufgewachsen bin in den 80ern und 90ern. Heute ist es anders. Ich finde New York im Allgemeinen hat etwas von seinem "positiven Dreck" verloren. Es unterstützt die Künstler nicht mehr, weil es so teuer geworden ist, und dort niemand mehr leben kann. Es ist also nicht nur ein Phänomen in Harlem. Die Version von Harlem in Luke Cage ist ein wunderschöner, nostalgischer Schnappschuss. Es ist ein Harlem, an das ich mich erinnern kann und wenn du zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Ecke bist, dann siehst du heute noch etwas davon.
Die Actionszenen in Luke Cage spielen eine große Rolle. Hast du alle deine Stunts selbst gemacht? Wie hast du dich darauf vorbereitet?
Ja, den Großteil der Stunts habe ich tatsächlich selbst gemacht. Mein großes Glück war, dass ich selbst sehr gerne trainiere. Als ich die Rolle bekommen habe, musste ich einfach nur so weitermachen wie bisher. Was die Choreographie angeht, war das anspruchsvoller, denn ich hatte nicht viel Zeit, mich vorzubereiten. Von der Zusage bis zum Start der Dreharbeiten waren es nur zwei Wochen. Wir haben also die Kampfszenen ausgearbeitet, aufgenommen, ich bin nach Hause gefahren und habe dort weiter trainiert und dann ging es auch schon los. Es war wirklich unglaublich.
Ist bei den Dreharbeiten auch mal etwas schiefgegangen?
Bei den Dreharbeiten nicht, aber bei den Proben. Ich habe mir eine Muskelzerrung in der Hand zugezogen – beim Radschlagen! Wir dachten uns, wir testen mal, wie viele Radschläge wir in einer bestimmten Zeit schaffen. Ich war bei 50 angekommen und konnte mich dann nicht mehr halten. Das tat am nächsten Morgen ganz schön weh.
Nicht nur "Luke Cage", auch "Black Panther" war als schwarzer Superheld im Kino ein großer Erfolg. Erkennst du Veränderungen im Fernsehen und Kino dahingehend, dass jetzt unterschiedlichere Figuren angeboten werden?
Absolut! Sie fangen endlich an, die Realität darzustellen. Früher war es sehr einseitig. Der Erfolg von afro-amerikanischen Geschichten wie der von "Black Panther" widerlegen das Märchen, dass Filme mit schwarzen Hauptdarstellern international nicht erfolgreich sein können. Es zeigt, dass die Leute die Realität zu sehen bekommen wollen, wir wollen Schwule und Transsexuelle sehen, wir wollen das sehen, was wir im Laden um die Ecke zu sehen bekommen.
Luke Cage ist ein Vorbild und ein Superheld, den wir so noch nie gesehen haben, denn oft wurden in der Vergangenheit afro-amerikanischen Schauspieler für stereotypische Rollen gecastet. Glaubst du, dass das einen Einfluss auf die Sichtweise der Zuschauer hat?
Mit Sicherheit. Ich denke die Ansicht, dass Repräsentanz eine große Rolle spielt, wird zu wenig vertreten. Es ist toll, Superman dabei zuzusehen, wie er durch die Gegend fliegt und Menschen rettet. Aber als ich Black Panther gesehen habe und er das auch getan hat, hat es mich umgehauen. Und ich bin 41! Stell dir dann mal vor, du bist zöwlf Jahre alt. Es ist einfach ein Gefühl von Stärke, das übersehen wird. Du willst dich selbst auf der Leinwand sehen. Und ich finde wir sollten uns alle dort sehen können. Dadurch lernst du und wirst zu einem besseren Menschen.
Serien wie Marvel haben eine riesige Fanbase. Hast du bereits Fanerfahrungen sammeln können?
Auf Social Media drehen die Fans natürlich total durch. Und ich habe bereits einige Leute getroffen, die mir gesagt haben, ich sei ihr Lieblingsschauspieler, und die ein Autogramm von mir wollten. Das ist wirklich verrückt.
Gibt es etwas in deiner Karriere, das du unbedingt nochmal machen möchtest?
Romantische Komödien! Ich liebe alle romantischen Komödien, aber "Tatsächlich Liebe…" ist einer meiner absoluten Favoriten.
Staffel 2 von "Luke Cage" ist ab dem 22. Juni auf Netflix verfügbar. Den aktuellen Trailer zur neuen Staffel seht ihr hier: