Nach seinem Oscar hat Ke Huy Quan seine erste Hauptrolle ergattern können. Ist „Love Hurts“ von den „John Wick“-Machern ein Action-Hit?
Ende der Neunziger- und Anfang der 2000er-Jahre setzten diverse US-Produktionen auf Jackie Chan als sympathischen Jedermann, der durch technische oder magische Hilfe zum kampferprobten Supermann wurde. Auf den ersten Blick schien „Love Hurts“ nun in eine ähnliche Kerbe zu schlagen wie „Das Medaillon“ oder „The Tuxedo“ mit Jackie Chan, denn mit Ke Huy Quan hat man sich einen echten Sympathieträger als Hauptdarsteller an Bord geholt.
Quan, der in seiner Jugend als Indiana Jones‘ Sidekick Shorty und als Data aus „Die Goonies“ bekannt wurde, arbeitete auch als Stunt-Koordinator für „X-Men“ und bewies zuletzt in „Everything Everywhere All At Once“ sein Kampftalent. Diese Rolle brachte ihm auch einen Oscar als bester Nebendarsteller ein, und mit „Love Hurts“ konnte Quan nun seine erste Hauptrolle ergattern.
Vom Killer zum Makler
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Die Handlung von „Love Hurts“ ist zweifellos auf Quans Stärken zugeschnitten: Als erfolgreicher Makler hat sich Marvin Gable (Quan) ein gutes Leben aufgebaut, doch durch einen Valentinstagsbrief wird er schlagartig in seine brutale Vergangenheit zurückkatapultiert. Einst war Marvin nämlich ein Auftragsmörder, der sich dem Befehl seines Bruders widersetzte, die Anwältin Rose zu töten. Rose soll Marvins Bruder bestohlen haben, doch wegen seiner Gefühle für sie täuschte er ihren Tod nur vor und riet ihr, fortan unterzutauchen.
Da Rose nun per Brief ihre Rückkehr angekündigt hat, haben es die Mörder von Marvins Bruder nicht nur auf sie, sondern auch auf Marvin selbst abgesehen. Bei dem Versuch, sich und Rose zu retten, kommt die Liebe nicht zu kurz, denn „Love Hurts“ versteht sich als Valentinstags-Actionfilm – zumindest eigentlich. Aus Angst vor der zu großen Konkurrenz durch „Captain America: Brave New World“ wurde der Film von Universal in Deutschland jedoch auf den 6. März verschoben.
Blutiger Valentinstag
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Für ein perfektes Valentins-Date hätte sich „Love Hurts“ allerdings ohnehin nicht geeignet, denn der Film ist überraschend und unverhältnismäßig brutal. Grundsätzlich war abzusehen, dass es bei einer Produktion von 87North Productions, von denen bereits die „John Wick“-Filme oder „Nobody“ stammen, nicht zimperlich zugeht. Allerdings ließen die Valentinstags-Thematik, der grundsätzlich heitere Tonfall des Films und auch Ke Huy Quan selbst ein milderes Vergnügen vermuten.
Stattdessen hagelt es Kopfschüsse, Augen werden mit Strohhalmen ausgestochen und Zähne mit Panzertape entfernt. Wenn gutmütige Figuren hier auf erstaunlich grausige Weise ums Leben kommen, dann wirkt das wie ein tonales Missverhältnis.
Seine blutigen Spitzen passen nämlich nicht so recht zu „Love Hurts“. Wer ist hier nun die Zielgruppe? Wer es mag, dass es ordentlich zur Sache geht, langweilt sich wahrscheinlich in den romantisch angehauchten zwischenmenschlichen Szenen. Wer jedoch einen Mix aus Romantik und Action erwartet, wird von der Brutalität abgeschreckt.
83 Minuten Mittelmaß
Selbst wenn man sehr offen an „Love Hurts“ herangeht, fällt schnell auf, dass man hier weder Fisch noch Fleisch bekommt. Sympathie allein reicht nicht aus, um Marvin Gable zu einer sonderlich interessanten Figur zu machen, auch die anderen Charaktere bleiben blass. Die Action verlässt sich mehr auf Zerstörung als auf interessante Choreografien, und die Handlung ist ebenfalls mehr ein Mittel zum Zweck.
So bleibt für die Zukunft allein zu hoffen, dass es Ke Huy Quan nicht wie Brendan Fraser ergeht und das magische Oscar-Comeback zu einem One-Hit-Wonder verkommt. Quan benötigt einfach ein starkes Projekt – „Love Hurts“ war es nicht.