Zwischen Thermalwasser und Filmhunger: Vom 01. Juli bis zum 09. Juli lädt das 56. Karlovy Vary International Film Festival in einer Prachtkulisse zum Filmschauen und Stars aus nächster Nähe beobachten.
Kurze Expertenfrage: Was verbindet Geoffrey Rush, Benicio del Toro, Liev Schreiber und den älteren Herrn im großen Saal des Hotel Thermal in Karlsbad, der vor jeder Vorstellung den Mikrofon-Ständer souverän auf den Boden legt? Richtig: In den kommenden Tagen werden sie alle frenetisch vom enthustiastischen Festivalpublikum des Karlovy Vary International Film Festival gefeiert werden. Nach Covid-bedingten Festivalabsagen und einer letztjährigen Ausgabe, in der der alltägliche Festivalwahnsinn zumindest etwas reduziert werden musste, darf das Filmfestival im malerischen Kurort Karlsbad in diesem Jahr wieder aus dem Vollen schöpfen.
Es sind tatsächlich viele kuriosen Eigenheiten, die dem Karlovy Vary International Film Festival seit vielen Jahren seinen unnachahmlichen Charme verleihen: Während Kururlauber in Morgenmänteln in der Früh an ihrem Kaffee sippen und die wunderschöne Naturlandschaft genießen und sich vielleicht auch schon das eine oder andere Thermalwässerchen gönnen, wuseln sich in aller Herrgottsfrüh abertausende (meist) junge Leute zu den Kinokassen am zentral gelegenen Hotel Thermal, um ihre liebsten Stars wenigstens einmal aus der Nähe erleben zu dürfen bzw. sich Tickets für die neuesten filmischen Ergüsse von Arthouse-Großmeistern wie Chan-wook Park und David Cronenberg sichern zu können, die bspw. schon in Cannes für Furore gesorgt haben.
56. Karlovy Vary International Film Festival: Stars, Wettbewerbe und Filme
Übrigens waren die Star-Gäste zu Beginn nicht ganz zufällig gewählt, sondern werden in diesem Jahr auf unterschiedliche Art und Weise beim Festival geehrt: Der australische Ausnahmedarsteller Geoffrey Rush erhält bspw. den Kristallglobus für seine außerordentlichen künstlerischen Errungenschaften für das Weltkino in der Abschlusszeremonie des Festivals. Zuvor dürfen ihn Fans und Filmliebhaber*innen u.a. bei einem Screening von „King’s Speech“ hautnah erleben. Ebenfalls vor Ort ist US-Darsteller Benicio del Toro, der mit der Auszeichnung des Präsidenten des Karlovy Vary International Film Festivals bedacht wird und dem Publikum u.a. „Traffic“ und „Die üblichen Verdächtigen“ präsentieren wird.
Filmtechnisch stehen natürlich auch die Highlights des bisherigen Arthouse-Kinojahres im Mittelpunkt, die schon auf anderen Festivals für Furore gesorgt haben: So sind natürlich viele Film-Highlights von der Berlinale und vom Cannes International Film Festival vertreten, doch das eigentliche Hauptaugenmerk liegt auf den offiziellen Wettbewerben des Festivals, die in diesem Jahr Zuwachs bekommen haben: Erstmals präsentiert das KVIFF (so das offizielle Kürzel des Festivals) einen neuen Wettbewerb namens Proxima, der sich vor allem mit Filmen von jungen Filmemacher*innen und bekannten Auteurs beschäftigen soll, die sich nicht wirklich kategorisieren lassen. Klassischer geht es hingegen im offiziellen Wettbewerb zu, in dem sich mit Sophie Linnenbaums „The Ordinaries“ auch ein deutscher Filmbeitrag tummelt. Der Film wird zeitgleich auch beim Filmfest München in der Schiene „Neues Deutsches Kino“ zu sehen sein. Der Film konkurriert mit zwölf weiteren Produktionen, um den begehrten Kristallglobus. Die offizielle Selektion wird noch mit den Special Screenings abgerundet, in denen u.a. der österreichische Sci-Fi-Genrefilm „Rubikon“ von Magdalena Lauritsch seine Europapremiere feiern darf.
KVIFF 2022: Der Star ist das Festival
Mehrere hundert Filmbeiträge finden sich im Programm des Karlovy Vary International Film Festivals. Natürlich könnte man die üblichen Verdächtigen aufzählen und als Tipps präsentieren, doch eigentlich ist der Charme des Filmfestivals eben jener, dass es sein enthusiastisches Publikum wirklich liebt und ernst nimmt: Zum Pflichtprogramm gehört deshalb definitiv eines der Midnight Screenings, in denen zwischen Bierdosen öffnen und Äuglein zufallen das Kino so richtig gefeiert wird, wenn der Film das Publikum begeistert. Generell ist es wunderbar zwischen den Screenings auch ein wenig die Atmosphäre dieses malerischen Städtchens aufzusaugen und sich dann wieder ins nächste Filmabenteuer zu stürzen.
Im Gegensatz zu den „großen AAA-Festivals“ aus Cannes, Berlin & Co. ist das Karlovy Vary International Film Festival immer ganz nah dran an seinem Publikum geblieben: Für umgerechnet leistbare vier Euro gibt es hier schon ein begehrtes Filmticket – da dürfen sich die „Großen“ gerne etwas abschneiden. TVMovie.de freut sich in diesem Jahr wieder vor Ort zu sein und von den kleinen und großen Highlights des Karlovy Vary International Film Festivals berichten zu dürfen.