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"Ich sehe was, was du nicht siehst" bei Netflix | Wes Anderson: Warum der Kurzfilm so anders ist als seine bisherigen Projekte

Nach „Asteroid City“ liefert Wes Anderson in diesem Jahr auch noch den Kurzfilm „Ich sehe was, was du nicht siehst“. Wir haben mit dem Regisseur über seine Schwierigkeiten mit dem Projekt und den Reiz von Kurzfilmen gesprochen.

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Benedict Cumberbatch spielt die Hauptrolle in Andersons neuem Film. Foto: Netflix
Inhalt
  1. „Ich sehe was, was du nicht siehst“: Warum sich Wes Anderson für einen Kurzfilm entschieden hat
  2. Wes Anderson: „Junge Menschen haben sich daran gewöhnt, für viele Dinge nicht mehr bezahlen zu müssen“
  3. Wes Anderson über die Schwierigkeit, etwas Neues zu schaffen

Für sein neues Projekt, die Adaption der Geschichte „The Wonderful Story of Henry Sugar“ von Roald Dahl, wählt Wes Anderson einen neuen Ansatz: Der Film, der am 27. September bei Netflix erscheint, ist gerade einmal 37 Minuten lang, also ein Kurzfilm.

 

„Ich sehe was, was du nicht siehst“: Warum sich Wes Anderson für einen Kurzfilm entschieden hat

„So wie man Filme traditionell sieht, wenn man ins Kino geht, will man da 40 Minuten sitzen und dann wieder gehen? Vielleicht nicht. Ich weiß es nicht. Ich glaube, wir sind daran gewöhnt, uns einen ganzen Abend lang zu amüsieren. Aber ich liebe Kurzfilme“, verrät Anderson im Interview mit TV Movie Online am Rande der Filmfestspiele von Venedig.

Auch wenn der Regisseur sich bereits 2009 mit der Adaption zu „Der fantastische Mr. Fox“ an ein Werk von Roald Dahl herangetraut hat, war der Zugang zur Kurzgeschichte über Henry Sugar gar nicht so einfach, wie Anderson gesteht. Bereits 2006 habe er über eine Umsetzung der Erzählung nachgedacht, aber lange nicht gewusst, wie er die besondere Geschichte umsetzen soll. Und so habe die Familie des Autors, zu der der Drehbuchautor ein enges Verhältnis aufgebaut hat, das Buch für ihn zurückgehalten – bis die Idee zum Kurzfilm entstand. Doch wie kam es überhaupt dazu?



„Ich habe es meiner Tochter vorgelesen und mir dabei gedacht, dass ich es ohne die Worte des Autors nicht machen will“, verrät Anderson. „Wie kann man einen Film machen und die Sprache, Roald Dahls Stimme, beibehalten? Und dann habe ich mir gesagt: Na ja, vielleicht erzählt uns Roald Dahl die Geschichte teilweise, und von da aus hat es sich irgendwie entwickelt.“

 

Wes Anderson: „Junge Menschen haben sich daran gewöhnt, für viele Dinge nicht mehr bezahlen zu müssen“

Und tatsächlich schlüpft Ralph Fiennes zu Anfang des Films in die Rolle des berühmten Schriftstellers und leitet so die Geschichte ein. Die Hauptrolle in „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – so der deutsche Titel – übernimmt Benedict Cumberbatch. Er spielt Henry Sugar, dem eines Tages in einer Bibliothek ein kurioses Buch über einen Mann namens Imdad Khan in die Hände fällt, der das Talent hatte, ohne Augen sehen zu können. Die Erzählung führt die Zuschauer:innen ins Indien des frühen 20. Jahrhunderts, wo Khan (Ben Kingsley) dem Arzt Dr. Chatterjee (Dev Patel) seine Magie präsentiert. Zurück in den 1950er-Jahren gelingt es Sugar, die gleiche Fähigkeit ebenfalls zu erlernen. Er missbraucht sie allerdings, um in seinem Lieblings-Casino beim Kartenspiel an jede Menge Geld zu kommen. Doch warum bleibt das Hoch aus?

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„The Wonderful Story of Henry Sugar“ ist Anderson erster Film, der bei einem Streaming-Anbieter zuerst veröffentlicht wird. Viele wird dies überraschen, sind seine Streifen doch eher für die große Leinwand gedacht. Doch bei seinem neuen Projekt sei das anders gewesen, erklärt der Amerikaner. Und das liegt auch daran, dass der Kurzfilm im Format 16 Millimeter gedreht wurde. „Es soll wie ein Fernseh-Stück aus den 1980er Jahren wirken“, so Anderson. „Deshalb ist es für die kleinere Leinwand geeignet.“ Dennoch: Im Gespräch wirkt der „Golden Globe“-Preisträger angesichts der aktuellen Entwicklungen rund um Streaming und Kino-Zahlen ratlos. „Junge Menschen haben sich daran gewöhnt, für viele Dinge nicht mehr bezahlen zu müssen“, merkt er an. Er sehe eine „große Revolution“ im Filmbereich, dessen Auswirkungen aber noch ergründet werden müssten.

 

Wes Anderson über die Schwierigkeit, etwas Neues zu schaffen

In den vergangenen Jahren gehörte Wes Anderson zu den erfolgreichsten Filmemachern in Hollywood. Auch wenn der Texaner zusammen mit Schauspieler Owen Wilson bereits Ende der 90er, Anfang der 2000er mit iseinen Filmen für Furore sorgte, war es der Streifen "Grand Budapest Hotel", der 2014 seinen Durchbruch bedeutete. Seitdem ist er aus der Filmbranche nicht mehr wegzudenken. Mancher würde gar sagen, der Regisseur habe einen eigenen Stil entwickelt, der sich von allem bisher dagewesen abhebt. Doch wie sieht Anderson selbst seine Entwicklung? „Deine Empfindungen ändern sich immer wieder und das nächste Kapitel beeinflusst, was du tust. Jedes Mal, wenn man einen Film macht, wird die Liste dessen, was man als Nächstes machen kann, einschränkt, weil es so viele Momente gibt, in denen man sagt: ‚Das ist zu sehr, wie das, was ich schon gemacht habe.‘ Und ich denke, wenn man sein Leben lebt, findet man neue Dinge, die man hinzufügen kann“, erklärt er.

 

Allein in diesem Jahr hat Wes Anderson mit „Asteroid City“ und „The Wonderful Story of Henry Sugar“ zwei große Projekte verwirklicht – und sein zwölfter Film ist bereits in Planung. Im Fokus steht Anderson zufolge eine Vater-Tochter-Beziehung und eine Spionage-Geschichte. Als Hauptdarsteller wird Benicio del Toro zu sehen sein.

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