Mit „Enshrouded“ veröffentlicht Keen Games aus Frankfurt ein extrem ambitioniertes Action-RPG im Early Access, das neben seinen offensichtlichen Einflüssen sehr viel richtig macht!
- Was für ein Spiel ist „Enshrouded“ überhaupt?
- Wie uns „Enshrouded“ motiviert hat, jede Ecke seiner Spielwelt zu erforschen
- Zwischen Rollenspiel-Aspekten und hölzernen Bosskämpfen
- „Enshrouded“: Solo- vs. Koop-Modus – Die Vor- und Nachteile
- Die Technik von „Enshrouded“: Hübsche Spielwelt, doch extrem hardwarehungrig
- Unsere Early-Access-Eindrücke zu „Enshrouded“
Timing ist alles! Diese Regel gilt auch im umkämpften Gaming-Markt, in dem neben etablierten Franchises unzählige ambitionierte Projekte um die Aufmerksamkeit und Gunst der Spielgemeinde kämpfen. Die Zeit wird zeigen, ob das Action-Survival-RPG „Enshrouded“ möglicherweise den kalten Schatten des unglaublichen Erfolges von „Palworld“ zu spüren bekommt oder dann doch noch den Weg aus dem dichten Nebel findet und sich langfristig in der Gunst der Gaming-Gemeinde nach vorne bugsieren wird. Wir hoffen inständig, dass es letzteres wird, denn tatsächlich bringt „Enshrouded“ so viel Herzblut, Enthusiasmus und Ambition mit, wie wir es nur selten bei einem deutschen Spielprojekt gesehen haben. Viel wichtiger: Hinter „Enshrouded“ steckt ein verdammt cooles Spiel, dem zwar in vielerlei Hinsicht noch der Feinschliff fehlt, doch das von der Early Access-Phase auch enorm profitieren könnte. Warum das so ist, verraten wir in den nächsten Abschnitten.
Was für ein Spiel ist „Enshrouded“ überhaupt?
Als das „deutsche Valheim“ wurde „Enshrouded“ spätestens seit der Demo beim Steam Next Fest bezeichnet. Und irgendwie steckt auch ein wenig „Zelda“ und vielleicht sogar eine Prise „Elden Ring“ im Action-Survival-Rollenspiel aus deutschen Landen. Klingt ja alles ganz toll, aber irgendwie dürften sich trotzdem die Wenigsten eine Ahnung haben, was für ein Spiel „Enshrouded“ tatsächlich ist? Wir versuchen etwas Licht in den totbringenden Nebel zu bringen.
Nachdem ihr euch in einem überschaubaren Charakter-Creator eine Hauptfigur erstellt habt, geht es fast schnurstracks in die große weite Welt namens „Embervale“. Ihr übernimmt nämlich die Rolle eines Flammengeborenen, der mitansehen muss, wie seine Heimat in einem tödlichen Nebel namens „Miasma“ versunken ist. Keine Angst: John Carpenter hat damit ausnahmsweise gar nichts zu tun, stattdessen müsst ihr entweder alleine oder mit bis zu 15 weiteren Mitspieler:innen herausfinden, was es mit dem Ursprung des Miasmas und der magischen Flamme auf sich hat, die den tödlichen Nebel zurückhält.
Zwar trägt „Enshrouded“ definitiv Survival-Spiel-Anteile in seiner DNA, doch ein „Valheim“ oder „Sons of the Forest“ ist das Spiel keinesfalls: Zwar führt euch das Spiel in den ersten Spielstunden mittels einfachen Quests in die Crafting-Möglichkeiten ein und erklärt euch, warum ihr hin und wieder auch mal etwas „futtern“ und „kochen“ solltet, doch der Survival-Aspekt ist eher Mittel zum Zweck, um euch in die gewaltige Open-World zu schicken. Im Gegensatz zu anderen Vertretern dient Nahrung nämlich nur als Buff und ist keinesfalls eine Notwendigkeit. Auch beim Bauen meint es Enshrouded gut mit euch: Perfekte statische Berechnungen beim Bauen, damit euer Domizil nicht zusammenkracht, sind komplett überflüssig. „Enshrouded“ macht es euch auch deshalb so einfach, weil es den Schwerpunkt des Gameplays auf einen ganz anderen Aspekt legt. Der Erkundung, Entdeckung und Beeinflussung der gigantischen Spielwelt, die definitiv der große Star des Spiels ist.
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Wie uns „Enshrouded“ motiviert hat, jede Ecke seiner Spielwelt zu erforschen
Es gibt einen guten Grund dafür, warum wir „Enshrouded“ vor allem als Action-Rollenspiel und nicht unbedingt als Survival-Abenteuer sehen würden. Denn schon in den ersten Spielstunden wird klar, dass Keen Games die Erkundung der gigantischen Spielwelt in den Vordergrund stellen, die das Spiel viel stärker an die neuen „The Legend of Zelda“-Spiele auf der Nintendo Switch positionieren. Zwar ist aktuell nur knapp 40 Prozent der finalen Spielwelt und ihrer Biome in der „Early Access“-Fassung anspielbar, doch damit seid ihr entweder alleine oder im Koop-Modus sicher 70-100 Spielstunden beschäftigt. Dabei ist die Spielwelt der große Star des Spiels und komplett handgefertigt. Das unterscheidet „Enshrouded“ von vielen anderen Genre-Vertretern wie bspw. dem Genre-König „Valheim“, doch bringt viele Vorteile mit: Die Quests, die euch in neue Abschnitte bringen, sind mit neuen Biomen und dem Entdeckungsaspekt des Spiels stark verzahnt. Die Verantwortlichen nehmen euch zwar immer wieder etwas an die Hand, doch lassen euch gleichzeitig auch in der wunderschönen und abwechslungsreichen Spielwelt los, in der ihr Geheimnisse entdeckt, Dungeons klärt und Puzzles lösen müsst.
Dabei könnt ihr euch recht schnell per Greifhaken durch die Spielwelt fortbewegen oder dem genialen Wingsuit, der euch von Anhöhen durch die nebeldurchtränkten Landschaften gleiten lässt. Im Miasma verbergen sich übrigens oft Schätze oder Höhlen, die wertvollen Loot bereithalten. Doch ihr könnt nur eine gewisse Zeit im tödlichen Nebel verbringen, bevor ihr Lebensenergie einbüßt bzw. sterbt, was natürlich eine gewisse Spannung ins Gameplay bringt, wenn ihr die Nebelabschnitte erforschen wollt. Da das Spiel auf einer Voxel-Engine basiert, könnt ihr übrigens (fast) die komplette Spielwelt nach Gusto auseinandernehmen, was natürlich auch bei der Exploration bzw. der Erreichung von scheinbar „unerreichbaren“ Orten eine wichtige Rolle spielt.
Zwischen Rollenspiel-Aspekten und hölzernen Bosskämpfen
Während ihr die jetzt schon gigantische Spieltwelt von „Enshrouded“ erkundet, macht ihr natürlich nicht nur die Bekanntschaft mit einigen netten NPCs bzw. Schriftrollen, die euch mehr von der Spielwelt erzählen, sondern auch mit denjenigen, die vom Miasma befallen wurden: Im „Action“-Aspekt des Spiels kämpft ihr regelmäßig mit verschiedenen Monstern, die euch das Leben schwermachen wollen. Fairerweise müssen wir sagen, dass uns das Kampfsystem im Spiel nicht unbedingt begeistert hat, aber zumindest passabel ausfällt: Ihr könnt verschiedene Waffen wie Schwerter, Bogen & Co., oder je nach Klasse, auch Zauberstäbe & Co. ausrüsten, mit denen ihr angreifen, ausweichen oder per Schild & Co. blocken könnt. Auch bei späteren Bosskämpfen geht es eher darum, wie ihr euch mit bestimmten Kampfarten wohlfühlt und diese geschickt einsetzt. Ein Schwachpunkt des Spiels ist sicherlich die KI der Widersacher, die sehr simpel gestrickt ist, manchmal auch im Terrain steckenbleibt oder sich eben eher dümmlich anstellt.
Immerhin ist der Rollenspiel-Aspekt tatsächlich gut gelungen: Mit jedem Levelaufstieg verteilt ihr in einem großen Fertigkeitenbaum Punkte, um entweder eine bestimmte Klassenart voranzutreiben oder Mischformen wie einem Kampfmagier usw. auszubilden. Der Skillbaum hat vor allem auch im Koop-Modus eine wichtige Funktion, weil eine diverse Erkundungstruppe in „Enshrouded“ definitiv deutliche Vorteile besitzt als eine Gruppe von reinen Tanks. Wichtig: Den Level eurer Gegner solltet ihr definitiv ernst nehmen, denn Widersacher, die ein paar Level über euch stehen, können euch sehr einfach komplett zerstören, was natürlich auch die Erkundung bzw. die Bereiche, die ihr euch anschauen wollt, etwas beeinflussen kann.
Der Übersichstrailer gibt euch einen guten Eindruck des Gameplays von Enshrouded:
„Enshrouded“: Solo- vs. Koop-Modus – Die Vor- und Nachteile
Wie schon erwähnt ist „Enshrouded“ sowohl solo als auch mit bis zu 15 weiteren Mitspieler:innen anspielbar: Wir haben das Early-Access-Spiel sowohl alleine als auch mit zweit weiteren Weggefährten ausprobiert. Unser Favorit: Im Koop-Modus ist „Enshrouded“ schon wirklich spaßig, besonders beim Craften, Erkunden und Kämpfen, in denen ihr jeweils die Stärken der jeweiligen Klassen ausspielen könnt. Viel leichter ist das Spiel im Koop aber nicht: Der Schwierigkeitsgrad passt sich der jeweiligen Spieler:innen-Anzahl an. Doch auch im Solo-Spiel macht das Action-Rollenspiel definitiv viel Spaß und lädt mit seiner gigantischen Spielwelt und den vielen Geheimnissen zu kurzen und langen Spielsessions ein, die ihr ganz frei gestalten könnt: Doch nur kurz ein wenig Bauen und Erkunden oder sich doch riskant ins Miasma stürzen und vielleicht ein geheimes Dungeon mit totbringenden Fallen finden? „Enshrouded“ belohnt eure Neugier - egal, wie lang ihr in der Welt von "Embervale" verbringen wollt.
Die Technik von „Enshrouded“: Hübsche Spielwelt, doch extrem hardwarehungrig
Ein Aspekt, der definitiv verbesserungswürdig ist, ist der technische Zustand von „Enshrouded“. Nicht falsch verstehen: Das Action-Rollenspiel sieht mit seiner gigantischen Spieltwelt und der hübschen Voxel-Grafik teilweise wirklich großartig aus, auch wenn die Charaktere etwas „simpel“ daherkommen. Doch das Ganze hat auch seinen Preis: „Enshrouded“ erfordert teilweise modernste Prozessoren und Grafikkarten, um wirklich flüssig zu laufen.
Die minimalen Systemanforderungen mit einer GTX 1060 sind für uns etwas zu niedrig angesetzt: Einer unserer Mitspieler hatte mit einem Ryzen 5600X und einer GTX 1080 nicht nur eine niedrige Framerate trotz FSR2-Einsatz, sondern auch immer wieder mit schweren Abstürzen zu kämpfen. Auf unserem Hauptrechner mit RTX 4080 lief „Enshrouded“ hingegen weitgehend butterweich, auch wenn die Framerate stark im oberen Bereich von 70-110 FPS bei einer WQHD-Auflösung geschwankt hat. Immerhin stehen fast alle wichtigen Upscaling-Technologien wie FSR oder DLSS zur Verfügung. Trotzdem erhoffen wir uns noch baldige technische Updates, so dass „Enshrouded“ noch mehr Spieler:innen in einer vernünftigen Qualität und Aufllösung genießen können.
Unsere Early-Access-Eindrücke zu „Enshrouded“
„Enshrouded“ bedient sich zwar Elementen aus vielen weiteren Spielen wie „The Legend of Zelda“, „Valheim“ oder sogar „Elden Ring“, doch kombiniert sie zu einem spannenden Genre-Mix, der schon im Early-Access einen tollen Eindruck hinterlässt. Besonders die handgemachte Spielwelt hat uns begeistert: Das Erkunden und Erforschen der unterschiedlichen Biome, Dungeons und Miasmen hat es uns wirklich angetan. Weniger das Kämpfen bzw. die Survival-Aspekte, die zwar durchaus solide ausfallen, aber letztendlich nur eine nette Draufgabe zum eigentlichen Action-Rollenspiel-Kern darstellen. Etwas mehr Motivation in puncto Quest-Design, bessere Gegner-KI sowie spannende Kämpfe würden „Enshrouded“ definitiv noch gut stehen. Doch auch so haben Keen Games jetzt schon einen sehr vielversprechenden Titel im Jahr 2024 veröffentlicht, den wir in den kommenden Monaten gerne noch weiter begleiten werden!
"Enshrouded" ist seit dem 24. Januar 2024 im Early-Access auf Steam erhältlich!