„Dune“ ist ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur. Doch bisher konnte keine der Adaptionen des Stoffes Fans zufrieden stellen. Ob der neue Film von Denis Villeneuve es schafft, den Stoff angemessen auf die Leinwand zu bringen, lest ihr in unserer Kritik.
Die „Dune“-Romane gehören zu den wohl bekanntesten Science-Fiction-Büchern aller Zeiten. Frank Herberts Erzählung rund um den Wüstenplaneten Arrakis und das Haus Atreides ist gespickt mit soziologischen und religiösen Kommentaren, eingebettet in einer Geschichte mit unzähligen politischen Intrigen und einer riesigen Menge an Figuren.
Es wurde mehrmals versucht, den Stoff zu verfilmen – die bekannteste gescheiterte Version ist wohl die des chilenischen Regisseurs Alejandro Jodorowksy – bis David Lynch 1984 mit „Der Wüstenplanet“ zumindest eine Version in die kinos brachte. Doch weder Fans noch Kritiker waren überzeugt. Auch eine Miniserie des SciFi-Channels konnte auf Grund mangelnden Budgets nicht annähernd das abbilden, was die Faszination hinter „Dune“ ausmachte.
Große Fußstapfen also für Denis Villeneuve. Der Kanadier hat zwar mit „Arrival“ und „Blade Runner 2049“ bereits bewiesen, dass er bildgewaltige Science-Fiction inszenieren kann, doch schafft er es auch, den epischen und komplexen Plot auf die Leinwand zu transportieren? Um es vorweg zu nehmen: Ja, er schafft es, wenn auch nicht ganz ohne Stolpersteine.
Dune: Die Story
In „Dune“ geht es um die Familie Atreides, vor allem um Oberhaupt Leto (Oscar Isaac), seine Konkubine Jessica (Rebecca Ferguson) und Sohn Paul (Timothée Chalamet). Die wurden vom galaktischen Imperator beauftragt, den Planeten Arrakis zu verwalten. Auf dem Wüstenplaneten gibt es das sogenannte Spice, ein Rohstoff, der für die Raumfahrt benötigt wird. Die bisherigen Verwalter, die Harkonnens, wurden aus unerklärlichen Gründen abbeordert. Anders als sein Vorgänger möchte Leto die Einheimischen, die Fremen, nicht zu seinen Feinden machen, sondern sich mit ihnen verbünden. Unterdessen entdeckt Paul, dass ihm anscheinend eine andere Aufgabe vom Schicksal zugeteilt wurde: Viele Bewohner Arrakis sehen in ihm eine Art Propheten, der sie führen soll.
Mit dieser Inhaltsangabe wurde nur sehr grob umrissen, was alles in „Dune“ passiert. Dazu tummeln sich dutzende Nebenfiguren, Prophezeiungen, Visionen und natürlich Sandwürmer. Umso höher ist es Villeneuve und seinem Team anzurechnen, dass der Zuschauer nicht die Übersicht verliert in dem komplexen Story-Gewirr. Auch wenn sich die erste Hälfte manchmal gehetzt anfühlt, werden Themen, Allianzen und Personen gut genug etabliert, um zu verstehen, worum es geht und was die ganzen Fantasie-Begriffe bedeuten sollen. Dafür werden gelegentlich Figuren als Expositions-Erklärer benutzt, was aber nur selten negativ auffällt.
So bleibt der Film glücklicherweise über die meiste Zeit spannend – selbst für diejenigen, die wissen, was passiert. Einige Gegebenheiten kommen für die Kenner zwar nicht überraschend, entfalten aber dank der durchgehend superben Schauspieler-Riege immer ihre Wirkung. So hängt es zwar meistens an Timothée Chalamet, den Film über die meiste Zeit als trotziger Jung-Jesus zu tragen, was ihm häufig genug gelingt, er kann sich aber zum Glück auf seine namenhaften Co-Stars verlassen, die jeder Szene die nötige Gravitas und Schwere verleihen.
Dem kommt ebenfalls zu Gute, dass der Film fast komplett humorbefreit ist. In den Trailern sah man den einen oder anderen flapsigen Spruch, mehr als die kommen aber auch nicht vor. Es hätte auch nicht zum Stoff gepasst, „Dune“ ist bitterernst. So wird bei besonders grausamen Todes-Szenen zwar weg geschnitten oder die Sicht verdeckt, dennoch ist das hier eine bittere Geschichte voll Verrat und Tod.
Dune: Die Optik und das Negative
Der größte Pluspunkt des Films allerdings ist seine schiere Größe. Villeneuve versteht es meisterhaft zu zeigen, welche Ausmaße die Welt von „Dune“ hat. Die Sandwürmer sind hier natürlich besonders erwähnenswert, die erste Begegnung mit diesen Tieren ist wohl das größte Highlight des Films. Doch auch die Raumschiffe und Orte, alles wirkt riesig und episch. Nur ganz selten hat man das Gefühl, hier wäre etwas am Computer entstanden, der Look ist über jeden Zweifel erhaben. Von der Musik kann man dies leider nicht sagen, zwar passt sie in den häufigsten Fällen zum Geschehen, aber wenn selbst in ruhigeren Sequenzen laute Hörner blasen, verliert sich der Effekt leider zu schnell.
Ein anderes Problem ist die Erzählgeschwindigkeit. Während die erste Hälfte dicht gepackt ist mit der Einführung, wirkt die zweite viel mehr wie ein klassischer Action-Film, mit Gefahren, denen es an Spannung mangelt. Zum Glück fängt der Film sich gegen Ende wieder, wwas in einem kleinen, intimen Showdown mündet, welcher den Grundstein für alles Kommende legt.
Dune: Das Fazit
Denn wie der Anfang bereits verrät: Dies soll nur der erste Teil sein. In den zweieinhalb Stunden wurde nicht mal das gesamte erste Buch verfilmt, es soll also noch mindestens ein weiterer Teil folgen. Wir drücken die Daumen für einen Erfolg. Denn einen besseren, epischeren Blockbuster wird es 2021 wohl nicht geben.