Zwischen Vermund und Battahl haben wir uns in „Dragon’s Dogma 2“ in unzählige Kämpfe und Quests gestürzt – und sind größtenteils restlos begeistert!
- „Dragon’s Dogma 2“ erzählt trotz Open-World-Scharmützeln eine packende Story
- „Dragon’s Dogma 2“: So funktioniert das brillante Vasallen-System
- „Dragon’s Dogma 2“: Das Klassensystem lässt euch (fast) maximale Freiheit
- „Dragon’s Dogma 2“ ist so großartig, weil diese Spielwelt „lebt“ und „atmet“
- „Dragon’s Dogma 2“: Die Technik bereitet uns leider Kopfschmerzen
- Unser Fazit zu „Dragon’s Dogma 2“
Ich starte meinen Test zu „Dragon’s Dogma 2“ vielleicht mit einem etwas unpassenden Vergleich zum aktuellen Multiplayer-Hit „Helldivers 2“: Nicht unbedingt, weil ihr in beiden Spielen gegen fiese Viecher kämpfen müsst, sondern weil mich die brillanten Überraschungsmomente beider Spiele immer wieder aufs Neue begeistern. In „Helldivers 2“ meine ich damit einen fehlgeleiteten "Orbital Strike", der am Hintern eines „Chargers“ hängt, mich kilometerweit durch die Map schleudert und mir trotzdem ein verdammt großes Lächeln auf die Lippen zaubert. Warum erzähle ich das in meiner „Dragon’s Dogma 2“ Review? Weil es mir mit dem neuen RPG-Epos von Capcom ganz ähnlich ging.
Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass jeder, der „Dragon’s Dogma 2“ mehr als ein paar Stunden spielt, mindestens eine total kuriose, großartige oder abgedrehte Geschichte zu erzählen hat. Von einer Quest, die er eigentlich abschließen wollte, doch plötzlich von einem überdimensionalen Greif angegriffen und ewig weit weg geschleppt wird. Von einem gemütlichen Trip in einem öffentlichen Ochskarren, der verdammt schief läuft, als ein gewaltiger Troll eingreift und ihr mit euren Trupp plötzlich mitten in der Wildnis sein – ohne Möglichkeit am Lagerfeuer zu nächtigen und mit wenig verbliebener Lebensanzeige. „Dragon’s Dogma 2“ lebt total von seiner lebendigen, kompromisslosen und wilden Open World, die sicherlich auch ihre Schwächen hat, aber die Idee von einem großen RPG-Abenteuer so groß auf der Stirn stehen hat, wie kaum ein anderer Vertreter. Und das macht einfach den größten Reiz des Spiels aus.
„Dragon’s Dogma 2“ erzählt trotz Open-World-Scharmützeln eine packende Story
Doch RPG-Fans, die vielleicht eher von eventartigen Open-World-Scharmützeln abgestoßen sein könnten, müssen keine Angst haben: Im Kern erzählt „Dragon’s Dogma 2“ trotzdem eine fast schon (zu) klassische Rollenspiel-Geschichte, die auch durch eine umfassende Quest-Reihe getragen wird. Im Herzen steht die Hauptfigur, die ihr im großartigen und sehr umfangreichen Charakter-Editor selbst gestalten könnt: Ihr spielt dabei einen Erweckten, der als Auserwählter eigentlich auch den Anspruch hätte auf dem Thron von Vermund zu sitzen. Doch dort sitz aktuell ein falscher „Erweckter“: Der wurde von Queen Regent Disa eigenhändig „auserwählt“ und auf dem wichtigsten Posten des Königreichs installiert. Nur wenige ahnen, dass ihr als rechtmäßiger Erweckter Anspruch auf den Thron hättet.
Einer davon ist der Kapitän der Palast Garde namens Brant, der sich gegen die treuen Gefährten von Disa stellt und gemeinsam mit euch einen Plan entwirft, um zu beweisen, dass es sich beim vermeintlichen „Erweckten“ auf dem Thron von Vermund nur um einen Scharlatan handelt. Der „Erweckte“ wird deshalb quer durch das blühende Vermund und das angrenzende zerfallene Königreich Battahl geschickt, um die Verschwörung rund um die Thronfolge aufzudecken. Viel mehr wollen wir an dieser Stelle auch nicht verraten, weil es sich lohnt die Story von „Dragon’s Dogma 2“ am eigenen Leib zu erleben mit dieser Art von mittelalterlicher Fantasy, die uns teilweise dann doch sehr an „The Elder Scrolls: Skyrim“ erinnert hat, auch wenn das Spiel narrativ nicht ganz an andere Rollenspiel-Schwergewichte rankommt.
„Dragon’s Dogma 2“: So funktioniert das brillante Vasallen-System
Vorweg: „Dragon’s Dogma 2“ ist ein Einzelspieler-Erlebnis. Doch allein seid ihr auf den Straßen von Vermund eigentlich nie unterwegs: Das liegt am einzigartigen Vasallen-System des Spiels. Zu Beginn des Spiels erhaltet ihr euren persönlichen Vasallen, den ihr selbst gestaltet und dem ihr eine eigene Klasse verleiht. Er begleitet euch durch das komplette Abenteuer und levelt, genauso wie ihr als Hauptfigur, mit zunehmender Erfahrung auf. Doch darüber hinaus könnt ihr zwei weitere Vasallen in der Spielwelt rekrutieren, die ihr entweder beim Erkunden der Spielwelt trefft oder die an sogenannten Rift-Steinen auf euch warten und von anderen User:innen generiert wurden.
Diese Vasallen leveln jedoch nicht auf, was bedeutet, das ihr die zwei Positionen im Verlauf des Spiels regelmäßig „tauschen“ werdet. Das liegt auch daran, dass die Vasallen absolut essenziell für den Spielverlauf sind: Gerade im Kampf gegen Drachen, Zyklopen & Co. leisten eure „Diener“ oftmals die Hauptarbeit, während ihr mit eurer Klasse entweder aus der Ferne supportet (Magier, Bogenschütze) oder eben selbst als Krieger à la „Shadow of the Colossus“ auf den Rücken der „Riesen“ steigt und euer Schwert in deren Schwachpunkte rammt. Die Vasallen können jedoch auch Sprachen übersetzen, die ihr nicht versteht oder helfen euch dabei in Quests die Zielpersonen zu finden, da sie euch den Weg weisen können. Das Spiel lässt euch oftmals nicht komplett im Dunkeln tappen, aber entledigt sich dem typischen Fragezeichen-Wahnsinn vieler Open-World-Titel, was uns sehr gut gefallen hat.
Auch wenn die KI der Vasallen grundsätzlich gut funktioniert, gibt es natürlich Momente, wo das Spiel etwas verbuggt ist: Bspw. hat sich ein Ochsenkarren vor den Eingang eines Dorfes gestellt, was meine Vasallen meistens blockiert hat beim Herauslaufen aus dem Dorf. Ich musste sie immer deshalb umständlich zusammenziehen, damit sie mich auch weiter herausbegleiten. Grundsätzlich leisten eure Gefährten aber sehr gute Arbeit und haben auch immer wieder witzige Anekdoten parat – je nach Naturell und Stimmung. Das gibt euch auch wirklich das Gefühl, dass ihr mit einer Gruppe von treuen Gefährten unterwegs seid auf eurer beschwerlichen Reise.
Auch spannend:
- „Final Fantasy VII Rebirth“: Wird die Remake-Fortsetzung dem Hype gerecht?
- PS5 Spiele 2024: Release-Liste | Diese PlayStation 5-Games erscheinen bald!
- Amazon: Die besten Deals des Tages*
„Dragon’s Dogma 2“: Das Klassensystem lässt euch (fast) maximale Freiheit
Zu Beginn des Spiels habt ihr die grundlegende Wahl aus vier Laufbahnen: Kämpfer, Magier, Bogenschütze und Dieb. Die könnt ihr im Verlauf des Spiels in weitere Spezialisierungen erweitern wie bspw. Zauberer, Krieger, magischer Bogenschütze, Trickster usw. Die Klassen spielen sich dabei sehr unterschiedlich und entpuppen gerade im Zusammenspiel ihre Stärken: Als Magier braucht ihr zu Beginn bspw. sehr lange, damit ihr eure Spezialzauber wie „Feuer“ oder „Blitzschläge“ auch wirklich casten könnt. Hier ist es bspw. wichtig Nahkampf-Vasallen einzuplanen, die eben den Fokus des Monsters auf sich ziehen können. Seid ihr mit einer Klassenwahl nicht so happy, könnt ihr in Klassen-Gilden jederzeit für einen geringen „Betrag“ umskillen: Wir haben in unserem Abenteuer bspw. von Zauberer auf Bogenschützen gewechselt, was problemlos möglich war und natürlich auch viel neue Kurzweiligkeit reingebracht hat, weil sich der mobile Bogenschütze natürlich ganz anders steuert als unser mächtiger, aber auch eher „langsamer“ Zauberer.
Apropos Langsamkeit: Ein etwas diffiziles Thema ist die Ausdauer-Anzeige bzw. die Belastbarkeit eurer Hauptfigur. Zwar könnt ihr mit „Goldenen Käfern“ in der Spielwelt diese immer weiter erhöhen, aber letztendlich hatten wir das Gefühl, dass uns nach 50m auf einem Marathon immer wieder die Puste ausgeht und uns witzigerweise unsere Vasallen zur Hilfe eilen, um uns bei unserer Kurzatmigkeit zu supporten. Etwas weniger nervige Stamina-Portionierung wäre wünschenswert gewesen, zumal ihr natürlich auch in den Kämpfen schnell aus der Puste sein – blöd, wenn euch gerade ein Zyklop mit einer Arschbombe ins Jenseits befördern möchte.
„Dragon’s Dogma 2“ ist so großartig, weil diese Spielwelt „lebt“ und „atmet“
All diese wichtigen Elemente werden noch durch einen Tag & Nacht-Rhythmus ergänzt und auch Quests, die sich weiterentwickeln, wenn ihr sie tagelang nicht weiterverfolgt bzw. frisches Essen, das verrotet, wenn ihr es unbenutzt in euren Taschen haltet. Das Crafting-System ist dabei recht simpel gehalten – ihr könnt jederzeit neue Tränke mixen, beim Schmied eure Waffen kaufen oder erweitern und eben all den Rollenspiel-Kram machen, den es in anderen Spielen auch so in der Art gibt.
Was „Dragon’s Dogma 2“ aber wirklich abhebt, ist die Tatsache, dass all diese durchaus komplexen Mechanismen aufgehen, weil sich die Spielwelt einfach so verdammt lebendig und echt anfühlt und mit ihren vielen Zufallsbegegnungen für viel Kurzweiligkeit sorgt. Selbst auf den einfachsten Wegen kann so viel Verrücktes passieren und ihr zufällig auf Höhlen oder Geheimnisse stoßen. Diese herausragende Gefühl für eine Open World, die wirklich zum Erkunden einlädt, bringen nur wenige Spiele wie „Elden Ring“ oder „The Legend of Zelda: Twilight Princess“ wirklich perfekt zur Geltung und wir würden „Dragon’s Dogma 2“ in dieser Hinsicht definitiv in die hochrangige Riege einreihen.
„Dragon’s Dogma 2“: Die Technik bereitet uns leider Kopfschmerzen
Last but not least kommen wir zum unschönsten Thema und dem größten Kritikpunt an „Dragon’s Dogma 2“: der Technik. Das Spiel erscheint auf PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC. Wir werden in einem separaten Artikel noch einmal ausführlich auf die Performance des Spiels eingehen, doch nur soviel vorweg: Selbst auf einem High-End-Rechner (Ryzen 7600X, RTX 4080) sowie einem High-End-Laptop (13900HX, RTX 4080) macht „Dragon’s Dogma 2“ eine sehr ambivalente Figur: Teilweise läuft das Spiel in der Open-World mit Einbeziehung von DLSS Balanced auf WQHD-Auflösung mit hohen Settings (ohne Raytracing) mit 80-90 Bildern pro Sekunde, doch schlittert in Actionpassagen in den 60er Bereich und wird in Vermund dann teilweise leider zur Ruckel-Orgie: Nicht per se wegen der Frames, die immer noch bei 40-50 Bildern pro Sekunde liegen, sondern wegen den typischen Stutter-Problemen, die auch schon andere Spiele in der Vergangenheit geplagt haben. Auf der PlayStation 5 haben sich die Verantwortlichen entschlossen das Spiel mit einer „Uncapped“-Framerate zu veröffentlichen, was wieder ein sehr unruhiges Bild mit großen Schwankungen in der Bildwiederholrate bewirkt und das Spiel wirklich zum unangenehmen Ruckel-Fest macht. Sehr schade. Wer einen potenten PC zuhause stehen hat, sollte definitiv zur PC-Fassung greifen, doch auch die ist alles andere als unrund. Hoffentlich legt Capcom da nochmal etwas nach, um die Framerate zu stabilisieren.
Immerhin: Abstürze und schwerwiegende Bugs konnten wir trotz des anspruchsvollen Gameplays nicht feststellen, was tatsächlich alles andere als selbstverständlich ist.
Unser Fazit zu „Dragon’s Dogma 2“
Ein Spiel, das sich in den besten Momenten wie ein episches Oldschool-RPG anfühlt, doch gleichzeitig eine unfassbar lebendige, wilde und beeindruckende Open-World auf uns loslässt: „Dragon’s Dogma 2“ hat uns von Beginn an voll in den Bann gezogen und auf der epischen Reise auch nicht mehr losgelassen. Das flexible Klassensystem, die charmanten Location, die coolen Vasallen, die abwechslungsreichen Monster und die großartige Action sind nur Teil eines beeindruckenden Spiels, das tatsächlich nochmal mehr ist als die Summe seiner großartigen Einzelteile. Für uns ist „Dragon’s Dogma 2“ das nächste große Spielhighlight im Jahr 2024, auch wenn Capcom unbedingt noch an der Performance auf Konsolen und PC schrauben muss.
"Dragon's Dogma 2" erscheint am 22. März auf PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC