Sarah Engels erster Schauspielauftritt wurde ihr anscheinend auf den Leib geschrieben. Ob „Die Tänzerin und der Gangster“ überzeugen kann, erfahrt ihr in dieser Kritik.
Als vor einiger Zeit Sarah Engels das erste Mal Bilder vom Set gepostet hatte, war vielen Fans klar: Der erste Ausflug ins Schauspielbusiness der ehemaligen „DSDS“-Teilnehmerin muss etwas musikalisches sein. Als Sat.1 dann verkündete, dass es sich um ein Musical handeln soll, waren die Ohren gespitzt. Am Montagabend läuft „Die Tänzerin und der Gangster“ um 20.15 Uhr im Free-TV. Wir konnten den Film vorab sehen und verraten, ob sich das Einschalten lohnt.
Toni (Sarah Engels) ist eigentlich Theater-Darstellerin. Doch nachdem ihr Partner starb, muss sich die junge Frau alleine um Tochter Matti (Yuna Bennett) kümmern. Während sie die Familie mit Gelegenheits-Jobs über Wasser hält, kümmert sich ihr Schwiegervater Piet (Lutz Blochberger) um die Kleine. Als Toni sich aufrafft und zu einem Casting geht, bekommt Piet Besuch von Tom (Christopher Patten). Der ist Schuldeneintreiber – und anscheinend stand Mattis Vater vor seinem Ableben bei einigen zwielichtigen Gestalten in der Kreide. Allerdings ist Tom nicht glücklich mit seinem Dasein als Gangster. Das soll sich jedoch schon bald ändern, denn Toni und Matti stellen sein Leben gehörig auf den Kopf.
So ziemlich jedem, der mehr als einen Film im Leben gesehen hat, sollte klar sein, in welche Richtung die Geschichte verläuft, sobald sich Toni und Tom (wie der Film übrigens in Österreich heißt) zum ersten Mal sehen. Zwar ist es kein „Liebe auf den ersten Blick“-Moment, aber große Überraschungen sollte man im Skript dennoch nicht erwarten.
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Das ist schade, denn es gibt gelegentlich spannende Ansätze. So scheint das Theaterstück, in dem Toni mitspielt, ihre Lebensgeschichte zu reflektieren. Doch während andere Filme, die dieses Stilmittel einsetzen, wie „Birdman“ oder, um beim Musical zu bleiben, „Moulin Rouge“, geschickt Theater- und eigentliche Handlung verweben, bleibt es bei „Die Tänzerin und der Gangster“ nur eine Randnotiz, ohne dass das Drehbuch diese Idee vertieft.
Das gleiche gilt für die etwaigen angeblich überraschenden Wendungen. Gerade in der ersten Hälfte fragt man sich häufig, wieso bestimmte Dinge passieren oder woher Figuren ihr Wissen haben. Manches davon wird dann später in einem Dialog erklärt – bis hierhin haben die Zuschauer:innen aber wieder vergessen, dass dies mal wichtig war, weshalb die Reaktion wohl eher ein Schulterzucken als ein überraschtes Gesicht sein wird.
Generell scheint sich der Film zu viel vorgenommen zu haben. Die Geschichte von Tom, Tonis Kampf am Theater, ihre Beziehung – manche Filme-Macher:innen machen aus dem Stoff drei Filme. Und auch wenn ein ambitioniertes Werk löblich ist, in den 90 Minuten hat keine dieser Story-Ansätze genügend Luft, um sich vernünftig zu entfalten.
Das liegt vor allem am Drehbuch, nicht unbedingt an den Schauspielern. Der unterstützende Cast rund um Hauptdarsteller Christopher Patten macht seine Sache gut, ohne jedoch zu begeistern. Doch der Hauptfokus liegt natürlich auf Sarah Engels. In den Gesangs- und Tanzsequenzen ist sie sichtbar zu Hause, auch wenn die handvoll Lieder nicht über den Status als nette Pop-Balladen hinausgehen. Wenn es dann dramatisch wird oder sie große Emotionen zeigen soll, sind diese ihr zwar anzusehen, aber richtig mitnehmen tut sie die Zuschauer:innen nicht. Für ein Debüt geht die Leistung aber in Ordnung.
Was den Film jedoch wirklich runterzieht ist die Technik. Selbst für eine TV-Produktion ist die Optik uninspiriert. Lediglich die Szenen, die im Foyer des „Theater des Westens“ spielen, haben einen Charakter. Der Rest ordnet sich absoluten Klischees unter. Ein Ort, an dem sich Bösewichte treffen? Eine verrauchte Kneipe! Wo wohnt der nachdenkliche Schlägertyp? In einem Betonklotz ohne Persönlichkeit! Beim Schnitt jedoch fallen die merkwürdigsten Dinge auf.
So nimmt Toni an einer Stelle einen alten Pullover aus einer Kiste. Statt zu zeigen, wie sie dran riecht, ihn sich anzieht und damit suggeriert wird, dass sie an ihren Partner denkt, gibt es einfach einen Schnitt, sie sitzt mit dem Kleidungsstück angezogen an der gleichen Position und blättert in einem Buch. Auch diverse Szenenübergänge sind so abrupt, dass manche Figuren plötzlich ganz woanders sind, ohne dass Zuschauer:innen die Information bekommen haben, wieso sie sich jetzt dort befinden.
„Die Tänzerin und der Gangster“ ist kein abgrundtief schlechter Film – lediglich etwas langweilig. Es ist seichte TV-Unterhaltung, während der man getrost aufs Handy schauen kann, ohne etwas zu verpassen, da ein paar der spannenden Ideen nicht zu Ende gedacht wurden.
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