Universal startet sein neues Monster-Universum: Mit "Die Mumie" und der Zugkraft von Tom Cruise läutet das Studio sein "Dark Universe" ein. Wir verraten in unserer Filmkritik, ob der Auftakt tatsächlich gelungen ist.
"Dracula", "Der Werwolf von London" oder "Frankenstein": Bis heute hat diese illustre Ansammlung an Monstern, Mythen und unheimlichen Geschichten ein gewisses Renommee beibehalten, auch wenn die früheren Horror-Ikonen wohl nur noch besonders ängstlichen Fans die Schweißperlen auf die Stirn treiben würden. Denn die Zeiten ändern sich nun mal: Besonders auch für große Filmstudios wie "Universal Pictures", die heute vor allem mit Mega-Blockbustern wie "Fifty Shades Darker", "The Fate of the Furious" oder "Warcraft" ihre großen Erfolge feiern.
Doch das war nicht immer so: Denn tatsächlich sorgte das legendäre Filmstudio zwischen den 1920er und 1950er Jahren vor allem mit ihren berühmt-berüchtigten Monster-Filmen für Aufsehen. "Der Glöckner von Notre Dame", "Dracula" oder eben "Die Mumie" waren allesamt Protagonisten der Universal Monsters und beherrschten die damaligen Kino-Leinwände genauso wie die Träume ihrer großen Fanschar.
Monster-Recycling
Umso überraschender erscheint es nun, dass Universal knapp 60 Jahre nach dem Ende seiner legendären Horror-Reihe seinen beliebten Monstern eine Frischzellenkur verpassen möchte. In den kommenden Jahren plant das Studio eine ganze Reihe von neuen Monster-Filmen, die nun mit dem Remake von "Die Mumie" eingeläutet werden und 2019 von „Frankensteins Braut“ fortgesetzt werden. „Mumie“-Regisseur Alex Kurtzman tauchte das neue Monsterversum kurzerhand „Dark Universe“.
Wen Universal mit seinem neuen „Monstern“ erreichen will, wird bereits im ersten Drittel von „Die Mumie“ deutlich: Nach einem längeren Intro, das die dramatische Geschichte der ägyptischen Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) erzählt, treffen wir Ex-Soldat Nick Morton (Tom Cruise) mit seinem Sidekick Chris (Jake Johnson) in der irakischen Wüste. In einer Rebellen-Hochburg gehen die beiden auf Artefakt-Jagd und stolpern blöderweise in ein auswegloses Feuergefecht. Doch die „Mission Impossible“ wird kurzerhand von der US-Armee aufgelöst und Nick findet mit Historienexpertin Jenny (Annabelle Wallis) tief unter dem Wüstensand einen sagenumwobenen Sarkophag – mitsamt einer ziemlich wütenden und machthungrigen Mumie!
Man nehme ein wenig "Uncharted"-Flair, streue ein paar "Indiana Jones" mäßige Oneliner ein und vermenge das ein wenig mit "Mission Impossible"-Optik: Schon hat man in etwa die Essenz, die Regisseur Alex Kurtzman seinem Publikum im ersten „Dark Universe“-Film „Die Mumie“ serviert. Mit dem vorherigen Remake mit Brendan Fraser und Rachel Weisz in den Hauptrollen hat das Ganze tatsächlich herzlich wenig zu tun: Doch den verbalten Schlagabtausch und die stimmige Chemie zwischen Fraser und Weisz vermisst man im neuen „Die Mumie“-Remake an allen Ecken und Kanten.
Wer braucht schon starke Figuren?
Solange „Die Mumie“ nämlich in Fahrt ist, funktioniert der Film vor allem als Action- und Unterhaltungs-Vehikel ziemlich gut. Doch geht es ans „Menscheln“, ist der Film gefühlt verstaubter als der 2000 Jahre alte Sarkophag seiner grimmigen Bewohnerin Ahmanet. Zwischen Action-Star Tom Cruise und seiner weiblichen Kollegin Sofia Boutella will einfach überhaupt keine Chemie aufkommen. Russel Crowe führt als Dr. Jekyll/Mr. Hyde eine der wohl bekanntesten Figuren der "Universal Munsters" ein und vermag nur äußerst bedingt zu faszinieren –bis hin zu einer ziemlich schwachen Transformation und eher hüftsteifen Actionszene.
Den peinlichen Höhepunkt der blassen Figurenriege bildet jedoch Jake Johnson als Sidekick Chris: Seine Auftritte im Verlauf des Films sind ein einziges großes Fragezeichen und bieten Fremdschäm-Potential ohne Ende. Warum zum Auftakt der „Dark Universe“-Reihe ausgerechnet an Figuren gespart wurde, die uns Lust darauf machen sie auf weiteren Kino-Abenteuern zu begleiten, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Diese "Film-Mumie" wird sich nämlich recht schnell wieder in die Untiefen der mittelprächtigen Blockbuster verziehen – hoffentlich wird der Auftritt von „Frankensteins Sohn“ dem „Dark Universe“ gerechter.
Den Trailer zu "Die Mumie" seht ihr hier: