Zombies vs. Biker: Zwei Jahre nach der PS4-Veröffentlichung erscheint "Days Gone" nun auf PC. Wir haben uns im Test noch einmal in die lebensfeindliche Open World gestürzt!
- Days Gone auf PC: Neuerungen, Technik und Kurzfazit
- Days Gone: Hier geht es zu unserer ursprünglichen Spielbesprechung
- Days Gone: Get Your Freak On | Schön-schaurige Open World
- Days Gone: Spielerisch altbewährt | Waffenhandling und KI
- Days Gone: So gut ist die Technik auf PS4
- Days Gone: Fazit zum Spiel
Days Gone auf PC: Neuerungen, Technik und Kurzfazit
Nach "Death Stranding" und "Horizon Zero Dawn" erscheint mit "Days Gone" nun das nächste frühere PS4-Exklusivspiel für den PC. Spannenderweise feiert das Open-World-Epos der Bend Studios aktuell auch auf der PlayStation 5 ein kleines Revival seit es Teil der PlayStation Plus-Collection geworden ist und dank einem PS5-Patch auch mit 60 Bildern pro Sekunde genossen werden kann. Tatsächlich macht es aus durchaus Sinn, dass das Zombie-Epos jetzt auf dem PC aufschlägt: Von all den wahnsinnig erfolgreichen Sony-Franchises und Exlusivspielen ist "Days Gone" vielleicht am Ehesten unter dem Radar gelaufen und hatte es wegen seines mäßigen technischen Zustand zum Release und dem Recyceln altbewährter Open-World-Elemente zurecht durchaus schwer bei Spieler*innen und Kritiker*innen. Auch ein möglicher Nachfolger soll sich laut Gerüchten zerschlagen haben. "Bend Studio"-Director John Garvin äußerte sich unlängst auch frustriert auf die Nachfrage zu einem Sequel und gab den Käufer*innen indirekt die Schuld, weil die meisten das Spiel nicht zum Vollpreis gekauft hätten und damit eben auch dafür gesorgt haben, dass "Days Gone" nicht zum erwünschten Exklusiverfolg wurde.
Umso spannender war es zwei Jahre nach Release noch einmal in Oregon aufzuschlagen und festzustellen, dass sich "Days Gone" überraschend gut gehalten hat. Besonders die Open-World, das ungewöhnlich coole Verhältnis zwischen Deacon und seinem Bike und die starke Grundatmosphäre machen "Days Gone" auch heute noch genauso aus wie am ersten Tag. Doch wie schlägt sich die PC-Fassung? Zunächst einmal dürfen sich PC-User darüber freuen, dass alle Post-Launch-Inhalte des Spiels direkt zum PC-Release enthalten sind, darunter auch bspw. der Herausforderungsmodus sowie New Game Plus. Darüber hinaus haben PC-Zocker*innen natürlich die Möglichkeit auf Maus- und Tastatur-Steuerung umzustellen, die hier erstaunlich gut funktioniert und die teilweise rasanten Actionpassagen deutlich besser handeln lässt.
Auch die Technik kann überzeugen: Auf unserem sehr potenten Testsystem mit Ryzen 5600x und RTX 3090 lieferte "Days Gone" bei "Sehr Hoch"-Settings durchgängig deutlich über 60 Bilder pro Sekunde in 4K-Auflösung und sah dabei wirklich toll aus. Auf unserer zweiten Test-Setup GTX 1080 waren bei Full HD-Auflösung auch deutlich über 60 FPS drin bei Einstellungen zwischen "Hoch" und "Sehr Hoch". Führt man sich die ursprüngliche PS4-Performance von "Days Gone" vor Augen, dann liefert das Open-World-Spiel hier einen deutlich besseren Eindruck ab. Außerdem konnten wir keine schwerwiegenden Bugs oder Abstürze feststellen. Schade nur, dass "Days Gone" auf neue PC-Features wie RayTracing und DLSS verzichtet, um die ahnsehnliche Grafik möglicherweise noch ein stückweit zu verbessern.
Kurzfazit zur PC-Fassung von "Days Gone"
Die PC-Fasssung von "Days Gone" überzeugt mit einer technisch-einwandfreien Portierung und bringt das durchaus umstrittene Open-World-Zombiespiel endlich auf den PC. Wer sich auf die Geschichte einlassen kann und möchte, bekommt ein atmosphärisches Open-World-Spiel geboten, das deutlich besser ist, als sein vermeintlich "schlechter Ruf".
Den Trailer zur "Days Gone" PC-Fassung seht ihr hier:
Mehr zum Spiel mit einer ausführlichen Besprechung findet ihr in den nächsten Abschnitten!
Days Gone: Hier geht es zu unserer ursprünglichen Spielbesprechung
"Ich hasse diese verdammten Freaker… und ich hasse diesen gottverdammten Regen." In einer der ersten Missionen von "Days Gone", dem neuen Action-Adventure der Bent Studios für Sonys Playstation 4, macht Protagonist Deacon St. John seinen Unmut über den Status Quo dieser Welt ziemlich eindeutig Luft – es soll nicht das letzte Mal in der knapp 30-stündigen Singleplayer-Kampagne des Spiels sein. Und doch sind es genau diese kleinen und fast unscheinbaren Charakter-Momente des neuen Playstation-exklusiven Titels, die "Days Gone" aus der Masse der Open-World-Titel positiv herausstechen lassen.
Denn schon seit der ersten Enthüllung des Spiels auf der E3 2016, in der vor allem der Kampf mit einer massiven Freaker-Horde im Mittelpunkt stand, haben sich viele Spieler die Frage gestellt, in welche Richtung die Bent Studios ihr neues Spiel tatsächlich ausrichten würden. Stünden die Kämpfe mit den Zombies aka "Freakern" im Vordergrund? Ist das Spiel vielleicht doch nicht linear und setzt mehr auf Erkundung und Survival? Oder würde Sony, wie auch zuletzt bei "God of War", vor allem eine glaubwürdige Story in den Mittelpunkt rücken? Ganz so leicht lässt sich das Ganze allerdings auch nicht beantworten, denn "Days Gone" bedient sich gewissermaßen aller Elemente (manchmal vielleicht auch etwas auf zu sichere Art und Weise) und überrascht vielleicht am Ehesten mit seinem starken Story-Einschlag.
Days Gone: Get Your Freak On | Schön-schaurige Open World
Denn im Ausgangsszenario von "Days Gone" treffen die "Sons of Anarchy" auf "The Walking Dead": Zumindest sind das in etwa die geistigen Story-Väter, wenn man die Geschichte von Biker Deacon St. John zusammenfassen würde. Denn nach dem obligatorischen Ausbruch einer weltweiten Epidemie, die unzählige Menschen in hirnlose und feilschnelle "Freaker" verwandelt hat, muss sich Deacon gemeinsam mit seinem Motorrad-Buddy „Boozer“ in der lebensfeindlichen Post-Apokalypse durchschlagen. Zwischen verschiedenen gewaltbereiten Fraktionen, die Gebiete in Oregon für sich beanspruchen und der ständigen Gefahr durch "Freaker" und völlig irre Kultisten, die im Spiel als „Ripper“ bezeichnet werden, muss sich Deacon auch mit seinen eigenen Dämonen auseinandersetzen: Denn den tragischen Verlust seiner Frau Sarah hat er bis heute nicht überwunden.
Die schneebedeckten Höhen, die dichten Wälder und die holprigen Straßen von Oregon: Sie sind gleichzeitig der heimliche Star und das schaurige Zeitzeugnis vom langsamen Zerfall einer Zivilisation, die durch eine einzige Epidemie an ihr Ende gebracht wurde. Es passt irgendwie, dass sich Deacon mit seiner schlammbedeckten Biker-Kleidung und seinem zusammengeklaubten Motorrad durch die erstaunlich vertikale Landschaft von Oregon hindurch wälzt – ständig in der Gefahr von hinterhältigen Scharfschützen umgenietet zu werden oder einer der vielen gewaltigen Freaker-Horden in die Arme zu laufen. Die Spielewelt von "Days Gone" ist nicht nur erstaunlich detailreich, sondern in sich auch unheimlich stimmig und extrem atmosphärisch. Und nebenbei, die wohl unangenehmste Open-World aller Zeiten: Bei quasi jedem Ausflug hat man nonstop ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bezüglich der Gefahren, die auf den Spieler lauern. Dahingehend haben die Bent Studios wirklich hervorragende Arbeit geleistet.
Days Gone: Spielerisch altbewährt | Waffenhandling und KI
Spielerisch steht vor allem Deacons Motorrad im Vordergrund, das uns nicht nur von A nach B bewegt, sondern auch gewartet und aufgetankt werden muss – jene Elemente, die für eine Art Survival-Aspekt (light) in Days Gone sorgen. Deacon und Boozer wollen eigentlich gen Norden aufbrechen – doch müssen sich ihren vermeintlichen Abschied erst mit Aufträgen in den Camps der verschiedenen Fraktionen in Oregon verdienen, in denen sie beispielsweise Freaker-Ohren gegen Geld eintauschen und damit bspw. das Motorrad aufmotzen können. Das Spiel geht dabei meist nicht unbedingt linear vor – verschiedene Haupt- und Nebenmissionen sind meist parallel verfügbar und spielbar. Zwar wiederholen sich Missionstypen schneller als einem lieb ist, doch gibt es in der Open World auch abseits bspw. mit dem Zerstören von Freaker-Nestern usw. genug zu tun.
Die Kämpfe rangieren von episch und actionreich, wie bspw. in den seltenen Aufeinandertreffen gegen Freaker-Horden, bis hin zu taktisch und gezielt. Weil Munitionsressourcen begrenzt sind, macht eine schleichlastige Vorgehensweise oft am meisten Sinn. Im Nahkampf und im Stealth-Modus funktioniert Days Gone dann auch ziemlich gut. Das Handling mit den zahlreichen Waffen, die sich auch durch Extras aufgemotzt werden können, hinterlässt hingegen keinen sonderlich guten Eindruck. Ob es der leichte Input-Lag ist oder die generell etwas schwergängige Ziel-Steuerung: Der Umgang mit den Waffen "fühlt" sich in Days Gone einfach nicht sonderlich gut an.
Das erzeugt dann auch das eine oder andere Problem im Umgang mit den Freakern, die sich tatsächlich erstaunlich gut in der Spielewelt von „Days Gone“ bewegen und je nach „Freaker“-Art unterschiedliche Angriffsmuster beherrschen. Ihre menschlichen Counterparts sind da teilweise deutlich dämlicher unterwegs, obwohl menschliche Gegner Schutz suchen und natürlich deutlich taktischer Vorgehen. Doch leider schleichen sich in den Action-Passagen oftmals auch ärgerliche KI-Bugs ein, die den Spieler aus dem ansonsten intensiven Geschehen manchmal hinausreißen. Gut und intuitiv geht hingegen die Steuerung des Crafting-Menüs von der Hand: Molotow-Cocktails oder Bandagen sind blitzschnell auch inmitten von actionreichen Passagen gecraftet.
Days Gone: So gut ist die Technik auf PS4
Dass "Days Gone" schon einige Zeit in Entwicklung ist, sieht man dem Spiel auch an: Von einer absoluten grafischen Brillanz eines „Red Dead Redemption 2“ ist das Spiel noch etwas entfernt. Und dennoch macht der neue Titel der Bent Studios eine hervorragende Figur, gerade auch was die abwechslungsreiche Spielewelt und die sehr detaillierten Charakter-Modelle angeht. Besonders herauskehren möchten wir noch die exzellente Vertonung und die tollen Stimmen der „Days Gone“-Protagonisten: Sie machen das Geschehen deutlich cineastischer und damit auch immersiver. Sowohl in der deutschen als auch englischen Sprachfassung.
Nachdem die Previews im Vorfeld noch für etwas Stirnrunzeln aufgrund der offensichtlich ruckligen Präsentation gesorgt haben, gibt es auch Entwarnung bezüglich der Performance des gigantischen Open-World-Titels: Insgesamt läuft "Days Gone" vor allem auf der PS4 Pro mit relativ stabilen 30 Frames pro Sekunde. Hin und wieder gibt es jedoch ärgerliche Bugs und Freezes, die uns vor allem beim Motorrad-Fahren aufgefallen sind. Doch zum Glück sind die technischen Schwächen nur die absolute Ausnahme als die Regel.
Days Gone: Fazit zum Spiel
Es sind die inneren Dämonen von Protagonist Deacon St. John, die der gewaltigen Open-World von „Days Gone“ ihre emotionale Tiefe geben. Tatsächlich erfindet das Action-Adventure der Bent Studios das Rad nicht neu: Das Szenario wirkt altbekannt und dank Zombie und "The Walking Dead"-Overkill auch etwas altbacken. Weder das Missionsdesign noch die Story bieten allzu viel Abwechslung und ein paar ärgerliche Bugs sowie das schwache Waffenhandling trüben insgesamt den Spielspaß.
Doch in keinem Open World-Spiel zuvor haben wir uns derart unwohl und angespannt gefühlt – und das tatsächlich nur im positiven Sinne. Denn "Days Gone" zelebriert die Gefahr und die Ausweglosigkeit des postapokalyptischen Settings so konsequent und spannend wie nur wenige Spiele zuvor. Auch deshalb sollten PS4-Fans dem spannenden Szenario eine Chance geben und sich der Dunkelheit der Post-Apokalypse stellen.
Days Gone ist seit dem 26. April 2019 auf PS4 und PS4 Pro erhältlich. Einen Eindruck vom Spiel findet ihr hier: