In der Haut eines Na’vi: Ob "Avatar – Frontiers of Pandora" die Essenz der James Cameron-Filme einfangen kann oder, wie befürchtet, nur wie ein „Far Cry“ mit „Avatar-Skin wirkt, lest ihr in unserer Preview.
- „Avatar – Frontiers of Pandora“ – So hängen Spiel und Filme zusammen
- „Avatar – Frontiers of Pandora“: Das haben wir gespielt | Lässt sich Pandora spielerisch einfangen?
- Avatar – Frontiers of Pandora – Über den Wolken – So fliegt es sich
- Avatar – Frontiers of Pandora: Auf dem Schlachtfeld – So fällt die Action aus
- „Avatar – Frontiers of Pandroa“: Schöne Spielwelt mit Abzügen in der B-Note
- „Avatar – Frontiers of Pandora“: Unser erstes Fazit zum Spiel
Über fünf Milliarden (!) US-Dollar haben die beiden „Avatar“-Filme von James Cameron alleine an den Kinokassen weltweit eingespielt. Und auch wenn man berechtigterweise Kritik an der vorhersehbaren „Pocahontas“-Fabel formulieren kann, so ist kein Zweifel an der audiovisuellen 3D-Wucht, die Cameron vor allem auf der großen Leinwand abfährt. Und das liegt natürlich auch am Schauplatz der Leinwand-Spektakel: Pandora. Die vielfältige Fauna und Flora des Na’vi-Planeten haben die beiden Filme schon eindrucksvoll zelebriert. Und wer sich im 3D-Spektakel vielleicht das eine oder andere Mal gefragt hat, wie es denn so wäre auf einem Ikran entlang der die schwebenden Insel und über die dichten Dschungel-Landschaften zu fliegen, könnte möglicherweise schon in diesem Dezember eine Antwort darauf finden.
„Avatar – Frontiers of Pandora“ – So hängen Spiel und Filme zusammen
Und nein, James Cameron hat nicht den Turbo-Modus angeschmissen und „Avatar 3“ fertiggestellt. Stattdessen serviert uns Ubisoft in der filmischen „Avatar-Pause“ das erste richtig ambitionierte Videospiel zur XXL-Franchise. Passenderweise erscheint „Avatar – Frontiers of Pandora“ am 07. Dezember 2023 und positioniert sich damit als letzter Videospiel-Blockbuster des Jahres 2023. Ehrlicherweise bestand bei uns bis kurz vor der Preview auch eine Mischung aus Neugier und großer Skepsis: Zwar waren die ersten (Gameplay-)Schnipsel was Präsentation und Spielwelt angeht durchaus vielversprechend, doch in einem Jahr, in dem es sowohl überragende Rollenspiel-Erfahrungen (Baldur’s Gate 3) als auch fantastische Adaptionen von Film-Franchises (Marvel’s Spider-Man 2) gegeben hat, haben es ausgerechnet die zum Erfolg verdammten Na’vi alles andere als einfach den „normalen“ Videospielfan einzufangen.
Apropos Einfangen: Im Spiel selbst übernimmt ihr die Kontrolle eines Pandora-Bewohners bzw. einer Pandora-Bewohnerin, die als Na’vi in jungen Jahren von der RDA aufgenommen und trainiert wurde. Die sind bekanntlich die „Bösen“ im Avatar-Universum und wollen den Planeten der Na’vi besetzen und ausbeuten. Als Na’vi-Waisenkind werdet ihr nicht nur von der RDA trainiert, sondern wachst natürlich auch mit deren Ideologie auf. Doch dann kommt es zur großen Schlacht um den Baum der Seelen, die mehrere Clans der Na’vi gemeinsam für sich entscheiden konnten und die RDA vorerst aus Pandora vertreiben konnten. Eure Spielfigur wurde in einen Notfall-Cryoschlaf versetzt. Die Handlung des Spiels setzt an, als die RDA nach Pandora zurückkehrt und ihr ca. 15 Jahre nach der großen Schlacht erwacht: Von den Na’vi Clans werdet ihr als Aussätzige behandelt. Doch die barbarische Ausbeutung der RDA zwingt euch dazu zu euren Wurzeln zurückzukehren und Pandora und alle Bewohner:innen vor der Vernichtung zu bewahren…
Zeitlich spielt „Avatar – Frontiers of Pandora“ kurze Zeit vor den Ereignissen, die im 2. Avatar-Film „The Way of Water“ thematisiert wurden. Trotzdem handelt es sich beim Spiel inhaltlich um keine Adaption der Filme, denn das Spiel porträtiert eine brandneue Zone von Pandora, die bisher noch nicht in den Filmen zu sehen war: die Westgrenze. Hier werdet ihr nicht nur brandneue Landschaften erkunden können, sondern auch eine Reihe von neuen Clans treffen, die wieder eigene Problemchen mit der Ankunft der RDA und der beginnenden Ausbeutung in ihren Territorien haben.
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„Avatar – Frontiers of Pandora“: Das haben wir gespielt | Lässt sich Pandora spielerisch einfangen?
Beim Preview-Event von „Avatar – Frontiers of Pandora” konnten wir knapp zwei Stunden lang selbst durch Pandora streifen, einen Eindruck der ersten Quests und der Spielwelt gewinnen und natürlich unseren eigenen Ikran zähmen und auch fliegen. Die Preview fand mit einer Remote-Lösung namens Parsec statt, was tatsächlich wichtig ist, weil das Spiel über eine Cloud-Lösung extern gestreamt wurde. Das hat insgesamt auch sehr gut funktioniert, vor allem was den geringen Input-Lag anging, doch qualitativ konnte maximal mit Full HD gespielt werden, was sich natürlich auf unseren visuellen Eindruck des Spiels ausgewirkt hat – doch dazu äußern wir uns später noch ein wenig ausführlicher. Und grafische Opulenz hin oder her - für uns vor allem eine zentrale Frage vor dem Start der Preview-Session von Bedeutung: Können die Verantwortlichen die Faszination an Pandora auch filmisch umsetzen?
Die Antwort darauf bekamen wir schon recht früh in unserer ersten Quest, also wir einen Nektar aus bestimmten Pflanzen einsammeln mussten, um ein wichtiges Kinglor Ritual überhaupt erst möglich zu machen. Wir werden mehr oder weniger ohne Vorwissen in den dichten Dschungel von Pandora ausgesetzt und machten uns auf den Weg zum ersten Questmarker: Der ist im Gegensatz zu vielen anderen Ubisoft-Titeln nicht mit fetten Fragezeichen oder einem Kompass im HUD vermerkt, sondern zeigt sich erst, wenn wir unsere „Na’vi Sinne“ mit R1 auf dem DualSense aktivieren. Tatsächlich hat uns sofort beeindruckt, wie dicht bewachsen, überwuchernd und gigantisch die Spielwelt wirkt: Überall auf dem Bildschirm wehen kleine Farne zwischen leuchtenden Pflanzen. Kleine Tierchen wuseln ständig auf dem Bildschirm herum und irgendwann zischt eine unbekannte Spezies durchs Gebüsch und macht sich mit einem ungewöhnlichen Geräusch bemerkbar. Das Gefühl, als einzelner Na’vi in diesem gigantischen Dschungel fast schon ein wenig verloren zu sein, kommt schnell rüber. Natürlich auch in dem Moment, als uns ein paar fiese wolfsähnliche Kreaturen attackieren und wir das erste Mal zu Pfeil & Bogen greifen.
Weil wir als Na’vi von der RDA trainiert wurden, beherrscht die Spielfigur sowohl typische Na’vi-Waffen wie Pfeil & Bogen als auch menschliche Waffen. Als Na’vi mit einem Raketenwerfer Pandora unsicher machen? Kein Problem, auch wenn es natürlich etwas befremdlich wirkt, wenn ihr als flinker und sprunggewaltiger Na’vi plötzlich „Rambo“-Style mit zwei schweren Maschinenpistolen um euch schießt. Doch zurück zur ersten Quest: Die ist im ersten Moment gar nicht so easy, weil das oftmals überladene HUD etwas rudziert wird und Questmarker meist nicht das genaue Ziel anzeigen, sondern euch im Zielgebiet auch etwas „suchen“ lassen. Als wir den wichtigen Nektar finden, sammeln wir die Ressource nicht etwa per Knopfdruck ein, sondern müssen die Pflanze erst einmal mit einem Mini-Puzzlespiel rausziehen. Dass den „Na’vi“ die Flora und Fauna-Welt auf Pandora hoch und heilig ist, dürfte Fans der Filme kein Geheimnis sein, weshalb es cool ist zu sehen, dass Ressourcen-Sammeln auch hier eine gewisse Bedeutung hat. Tötet ihr übrigens besagte Wölfe, so bedankt sich unser Na’vi natürlich ganz artig für die „geschenkten“ Ressourcen. Auch beim Thema Kochen kombiniert ihr verschiedene Zutaten á la „The Legend of Zelda – Tears of Kingdom“ zu wohlschmeckenden Mahlzeiten, die euch mehr Ausdauer und kurze Buffs gewähren können.
Avatar – Frontiers of Pandora – Über den Wolken – So fliegt es sich
Da unsere Titelfigur die Clans der Westgrenze unterstützen, hilft natürlich auch ein wenig dabei sie als voll akzeptierter Na’vi in die Gesellschaft zu integrieren. Doch in den ersten Story-Quests wird klar, dass gegenüber euch sehr viel Skepsis und Vorsicht herrscht. Wie gut die Story im fertigen Spiel ausfallen wird, konnten wir ehrlicherweise nur im Ansatz erahnen, weil die einzelnen Levels sich dann doch eher auf die einzelnen Gameplay-Elemente konzentriert haben, die euch im fertigen Spiel erwarten. Unser Highlight der Anspielsession war sicherlich die 2. Mission, in der wir unseren eigenen Ikran wählen bzw. überzeugen müssen und dabei in Parkour-Manier über gewaltige Pandora-Bäume klettern und springen.
Hier offenbart sich auch, dass die Verantwortlichen Pandora wirklich mit viel Liebe zum Detail umgesetzt haben: Ständig begegnet uns ein neues Postkarten-Panorama, das wir gerne erstmal in Ruhe inhalieren würden, wenn wir nicht gerade unserem Ikran hinterherjagen müssten. Kleinere Rätseleinlagen bieten neben Platforming und Wegfindung etwas Abwechslung im Gameplay und zumindest bis zum Moment, als wir unseren Flug-Kumpanen endlich gefunden haben, ist die Quest dramaturgisch wirklich stark aufgebaut. So viel Spaß es macht in Parkour-Manier durch den Seelenbaum usw. zu klettern, so träge und fummelig fällt leider das Fliegen mit dem Ikran aus. Der ist grundsätzlich natürlich super praktisch, weil er letztendlich wie euer persönliches Gefährt fungiert und euch deutlich schnell von A nach B bringt, als durch den Dschungel per Fuß zu stapfen. Doch schon in der nächsten Mission, als wir Flugstationen der RDA ansteuern und „kaputthacken“, fühlt sich das Fliegen einfach nicht wirklich gut an. Apropos: Mit eurem Ikran habt ihr natürlich nicht nur eine starke Bindung, sondern müsst auch dessen Ausdaueranzeige im Auge haben. Mehr Energie verschafft ihr eurem Flugvieh mit kleineren Snacks und Leckerlis, die ihr zuvor auf dem „Boden“ gesammelt habt. Übrigens könnt ihr euren Na’vi natürlich im Laufe der Zeit mit Skill-Punkten upgraden: Die bekommt ihr meist durch Haupt- und Nebenquests und könnt sie in mehreren Kategorien verteilen.
Avatar – Frontiers of Pandora: Auf dem Schlachtfeld – So fällt die Action aus
Auch wenn Action in der Spielwelt natürlich immer wieder eine Rolle spielt, weil ihr auf die fiesen Schergen der RDA in ihren Mechs auch zwischendurch immer wieder mal trefft, weil sie bspw. Tiere eingesperrt haben, die ihr dann spontan befreien könnt usw., lässt uns die letzte Mission der Preview eine große RDA-Basis infiltrieren. Das funktioniert tatsächlich so ein bisschen nach dem „Far Cry“-Prinzip: Ihr könnt hier eher Stealth-mäßig vorgehen und eure mächtigen Widersacher an ihren Standpunkten attackieren und zum Fall bringen oder ihr holt eben das Doppel-Maschinengewehr raus und werden zum „Guns Blazing“-Na’vi. Grundsätzlich spielt sich die Action wegen des großen Aktionsradius und der Flexibilität der Spielfigur sehr flott und spaßig.
Wenn euer Na’vi im Vollsprint „CoD“-mäßig über den Boden rutscht und dabei mit dem Maschinengewehr einen menschlichen Mech im Sperrfeuer zerlegt, dann wirkt das zwar manchmal etwas drüber, doch letztendlich unterstreicht es den „Superhelden“-Status der Spielfigur. Cool gefallen hat uns, dass die einzelnen Missionsziele bspw. auch erfordern, dass ihr mit eurem Ikran auf das Dach eines Fabrikgebäudes fliegt, um dort in einem kleinen Puzzle-Minispiel á la „Watch Dogs“ eine wichtige Anlage zu hacken und schließlich die Mission abzuschließen.
„Avatar – Frontiers of Pandroa“: Schöne Spielwelt mit Abzügen in der B-Note
Grafisch machte „Avatar – Frontiers of Pandora“ einen soliden bis guten, aber keinen herausragenden Eindruck. Positiv fällt definitiv die sehr gut gelungene Spielwelt inkl. üppiger Vegetation, viele kleinen und großen Elementen sowie die Animationen der Na’vi und der weiteren Spielfiguren aus. Beim genaueren Hinsehen offenbaren sich viele schwache Texturen in der von uns angezockten Spielfassung: Die gigantische Open-World hat auch auf Next-Gen-Maschinen eben ihren Preis. Zur Performance des Spiels lässt sich noch kein Urteil fällen: Zum Großteil lief das Spiel in der Cloud-Streaming-Variante relativ solide bis auf ein paar wenige sehr actionreiche Passagen, in denen kleinere Slowdowns definitiv spür- und sichtbar waren. Mit einem richtigen Fazit müssen wir aber natürlich noch bis zur finalen Fassung des Spiels warten.
„Avatar – Frontiers of Pandora“: Unser erstes Fazit zum Spiel
Ist „Avatar – Frontiers of Pandora“ das Spiel auf das alle Fans der Film-Reihe von James Cameron gewartet haben? Das lässt sich nach zwei Spielstunden ehrlicherweise noch nicht beantworten. Was die bisherige Spielerfahrung angeht, hat uns vor allem die Umsetzung von Pandora begeistert: Die toll umgesetzte Flora und Fauna machen die Spielwelt sehr lebendig und gigantisch groß. Der Fokus auf Sammeln, Kochen und Erkunden ist grundsätzlich erfreulich, auch wenn die einzelnen Mechanismen wie Kochen & Co. wenig tiefgründig ausfallen. Und auch die Action ist zwar einsteigerfreundlich, spaßig und recht abwechslungsreich, doch ein bisschen fehlt uns hier noch die Wucht bzw. das Besondere.
Elementar wichtig wird aber sein, inwiefern uns das Spiel nicht nur in die Welt von Pandora abtauchen lässt, sondern auch eine packende Geschichte zu erzählen vermag. Die Ansätze mit den Konflikten innerhalb der Na’vi-Clans sowie der Rückkehr der RDA klingen grundsätzlich vielversprechend. Auch deshalb freuen wir uns auf die nächsten Spielsessions in Pandora und haben Hoffnung, dass „Avatar – Frontiers of Pandora“ einen guten Jahresabschluss eines herausragenden Spielejahres 2023 landen könnte.
"Avatar - Frontiers of Pandora" erscheint am 07. Dezember für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC.
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