Mit "Anno 1800" besinnen sich die Blue Byte Studios wieder auf die einstigen Stärken des Aufbau-Strategiereihe. Wie uns das Spiel gefallen hat, lest ihr im Test!
Zurück aus der Zukunft. So ungefähr lautet das Motto im 7. Ableger der "Anno"-Spielreihe, die seit knapp über 20 Jahren zum festen Repertoire von begeisterten Aufbau-Strategen gehört. Während die beiden Vorgänger Anno 2070 und Anno 2205 noch deutlich futuristischer ausgerichtet waren, versuchen die Blue Byte Studios sich im neuesten Ableger Anno 1800 deutlich stärker am bisher wohl beliebtesten Spiele-Teil Anno 1404 zu orientieren und diesen mit brandneuen Features zu erweitern.
Wo ist der Schnaps? | Aufbauen in Reinkultur
Am grundlegenden Spielprinzip hat sich seit über 20 Jahren kaum etwas geändert und das ist auch gut so. Schließlich entfaltet der schrittweise Aufbau einer Siedlung aus dem "Nichts" seinen ganz eigenen Reiz. Auch in „Anno 1800“ müssen wir zunächst Wohnhäuser errichten, für den nötigen Ressourcennachschub sorgen und so schnell wie möglich die Schnapszufuhr in Wirtshäusern sicherstellen. Schließlich ist ein unzufriedener Arbeiter ein schlechter Arbeiter. Mit der Zeit steigen natürlich die Bedürfnisse unserer Bevölkerung – besonders, wenn man nach fleißigen Aufbau-Arbeiten schließlich die nächste Entwicklungsstufe erreicht.
Grundsätzlich ist das Spielprinzip wieder extrem gut abgestimmt und leicht verständlich. An Aufbau-Komplexität mangelt es aber wahrlich nicht: Spätestens ab den dritten Entwicklungsstufe müssen Strategen dann bspw. auch über mehrere Inseln hinweg ihre Produktionsketten verzahnen und dabei viele kleine Details und Aspekte nicht aus den Augen lassen. Um in späteren Stufen auch bspw. Zoos oder Museun ins Stadtbild zu integrieren, wurden als neues Feature Expeditionen eingeführt, mit denen man wichtige Items einsammeln kann. Doch natürlich gehören auch Krieg (wobei die Seegefechte etwas an der KI kranken), Handel und Diplomatie zu den elementaren Bestandteilen des „Anno 1800“-Erlebnisses. Generell bietet „Anno 1800“ eine sehr gute Mischung vieler Features aus den vorangegangenen „Anno“-Ablegern gepaart mit einigen sinnvollen Neuerungen.
Endlos aufbauen | Kampagne mit Verbesserungspotential | Schicke Optik
Bevor sich Spieler ins Getümmel stürzen, können sie aus drei Modi auswählen: der Kampagne, dem Multiplayer und dem Endlosmodus. Während letzterer vermutlich zu den klassischen und beliebtesten Modi der Reihe gehört, ließ uns die Story-Kampagne etwas zwiegespalten zurück. Grundsätzlich müsst ihr euer eigenes Reich aufbauen, nachdem euer (Spiel-)Vater zu Unrecht im Gefängnis verstorben ist. Der Familienclan ist heiß aufs Erbe – doch die intriganten Spielchen der Sippschaft wollt ihr mit aller Macht durchkreuzen.
Generell fällt die Kampagne etwas hektisch und visuell manchmal etwas zu öde aus, auch wenn gerade die ersten Spielstunden ziemlich in den Bann ziehen. Doch vor allem zum Ende hin wird die knapp 15 bis 20-stündigen Story-Kampagne ziemlich schnell und hektisch auserzählt.
Schick und äußerst gelungen ist hingegen die hübsche Spieloptik, die nach den ersten Patches auch nicht mehr ganz so hardwarehungrig daherkommt. Auch der Soundtrack weiß insgesamt sehr gut zu gefallen und fügt sich ins äußerst stimmige Gesamtbild ein.
Fazit
Blue Byte besinnt sich tatsächlich wieder auf die Stärken der Reihe und liefert mit „Anno 1800“ wohl das beste Aufbaustrategie-Gesamtpaket seit langer Zeit ab. Die wunderschöne Präsentation lässt den Spieler vor allem im Endlos-Modus im Aufbausog versinken und dürfte selbst routinierte Strategen mit der immer komplexeren Materie vor einige Herausforderungen stellen. Insgesamt wirkt das Spiel gut ausbalanciert, auch wenn noch einige Schwachpunkte, wie die schwache KI, die etwas zu simplen See-Schlachten und die verbesserungswürdige Story-Kampagne den Spielspaß leicht trüben. Wir sind jedoch jetzt schon gespannt, welche Inhalte Blue Byte bei „Anno 1800“ in der kommenden Zeit nachliefern wird.
Bis dahin ist und bleibt der neueste „Anno“-Ableger aber ein Aufbau-Strategiespiel der Königsklasse.