Mit der Veröffentlichung von “Zelda: Breath of Wild” wird nicht nur die Nintendo Switch eingeweiht, sondern die legendäre Videospielreihe in die Neuzeit geholt. Warum das so großartig gelungen ist, lest ihr im Test.
Es war, wie ein Stich ins Herz. Wie eine alte Liebe, bei der plötzlich das Feuer vollends erloschen war. Als Nintendo das letzte Zelda-Abenteuer Skyward Sword für die Wii veröffentlichte, hofften viele Fans der japanischen Videospielschmiede auf einen letzten Hochgenuss in der erfolgreichen Wii-Ära. Stattdessen kam es für mich persönlich ganz anders: Nach ca. 10 Spielstunden erlosch meine Passion für jene Videospielreihe, die mich von klein auf begleitet und begeistert hatte.
Das Spielprinzip von „Skyward Sword“ wirkte nicht nostalgisch, sondern lediglich altbacken. Das Abtauchen in die Welt von Hyrule hatte seinen einstigen Reiz endgültig verloren. Vielleicht auch deshalb ließ sich „Big N“ mit dem neuesten Abenteuer der Zelda-Reihe so viel Zeit. Doch die Gefahr war diesmal umso größer: Als gefühlt einziges Zugpferd der neuen „Nintendo Switch“ musste „Zelda: Breath of the Wild“ nicht nur Alt-Fans überzeugen, sondern auch Neueinsteiger und Wiederkehrer gleichermaßen von einer legendären Spielereihe begeistern, die mittlerweile einige Jahr auf dem Kerbholz hat.
Es weht ein neuer Wind in Hyrule
Schon in den ersten atmosphärischen Minuten von "Zelda: Breath of the Wild" wird deutlich, dass Nintendo hier nicht nur kosmetisches Facelifiting betrieben hat, sondern seine Vorzeigereihe von hinten bis vor komplett umgekrempelt hat. Wenn Link das erste Mal auf einen Vorsprung rennt und in die gigantische Weite von Hyrule blickt, dann verspricht „Zelda: Breath of the Wild“ genau jenes Erlebnis, das nur ganz wenige Spiele in dieser Brillanz halten können: Ein offenes, exploratives Abenteuer in einer gigantischen Spielewelt, die stundenlang entdeckt, bereist und ausgeforscht werden darf.
Selbstverständlich liegt auch "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" eine Geschichte zugrunde, die sich erzähltechnisch stark an den alten "Link"-Abenteuern anlehnt. Und immer wieder nette Referenzen an jene unvergesslichen Geschichten bereithält. Doch anstatt den Spielern mit langen Einführungen und Tutorials zu nerven, ist das Abenteuer in seiner Komplexität und Gesamtheit als „Learning by Doing“ angelegt – was auch einen der heftigsten Schwierigkeitsgrade zur Folge hat, die Nintendo je einem AAA-Game verpasst hat.
Kämpfen und Überleben mit Tücken
Keine Herzchen mehr unter Tonkrügen oder versteckt in Grasbüchen: „Zelda: Breath of the Wild“ stellt stärker denn je den Survival-Aspekt unseres Helden Link in den Vordergrund, der Lebensenergie und lebenswichtige „Upgrades“ dadurch gewinnt, dass er sich aus unzähligen Zutaten und Überresten Lebensmittel „kocht“. Auch hier nimmt uns Nintendo so wenig wie möglich an die Hand: Fast alles, was man in den Top schmeißt, bringt im Endeffekt auch einen gewissen Effekt, den man vorher jedoch nicht immer absehen kann.
Medizin und Nahrung heilen jedoch nicht nur die Lebensanzeige, sondern erhöhen bspw. kurzfristig die Ausdaueranzeige. Oder lassen unseren Helden in lebensfeindlichen Umgebungen bestehen, wenn er bspw. die Spitze eines Schneebergs erklimmt und mithilfe eines feurigen Chilli-Gerichts zumindest mehrere Minuten der klirrenden Kälte trotzen kann. Ähnlich verhält es sich mit dem Kampfsystem: Unzählige Klingen, Äxte oder Besen (!) lassen sich als Waffen benutzen, zerbrechen jedoch nervigerweise nach relativ kurzer Zeit wieder. Das notwendige Ressourcenmanagement gehört nicht unbedingt zu den großen Stärken des neuen „Zelda“-Abenteuers, verdirbt einem aber auch nicht den Spielspaß.
Wer wagt, gewinnt nicht immer
Selbst, wenn man sich hin und wieder etwas im Stich gelassen fühlt, passiert so viel in der Welt von „Breath of the Wild“, dass man sich immer wieder in spaßige Nebenpfade stürzt, als die loose, aber stringente Geschichte konsequent weiterzuverfolgen. Immer wieder ertappt man sich als Spieler auf einem Berg oder einer Erhöhung zu stehen und sich mittels Pseudo-Fallschirm in den nächstbesten und spannenden Landschaftsabschnitt zu stürzen, ohne wirklich zu wissen, was einen erwartet.
Tatsächlich war einer meiner größten Vorbehalte im Vorfeld von „Zelda: Breath of the Wild“ jener Eindruck, dass die gigantischen Spielewelt von Hyrule in den Promos leer, kahl und unbelebt wirkte. Tatsächlich gibt es im fertigen Spiel an so ziemlich jeder Ecke etwas zu entdecken, zu finden oder zu bekämpfen. Generell sind gerade die Duelle gegen größere Gegner nun eine richtige Herausforderung, denn der Schwierigkeitsgrad bewegt sich oft auf einem recht hohen Niveau.
Tolle Präsentation mit ärgerlichen Mängeln
"The Legend of Zelda: Breath of the Wild" mag kein graphischer Leckerbissen im herkömmliche Sinn sein und schafft selbst im Konsolen-Modus auf der Nintendo Switch gerade einmal eine Auflösung von 900p. Doch das Artdesign und die generelle Präsentation sind eine absolute Augenweide. Besonders die fantastische Physik, der schöne Tag/Nacht-Wechsel und das brillante Wettersystem beeinflussen nicht nur den Look der Spielewelt, sondern tatsächlich auch die taktische Vorgehensweise in jener.
Unerklärlich sind jedoch die deutlich sichtbaren und spürbaren Ruckler und Framedrops in der „Nintendo Switch“-Konsolenversion bzw. auf der WiiU. Teilweise sind diese so eklatant, dass es zu einer spürbaren Beeintrichtigung des Spielverlaufs kommt – meist zum Glück aber nur sehr kurz. Die Handheld-Variante der „Nintendo Switch“, die in einer schicken 720p-Version läuft, leidet hingegen kaum an Slowdowns. Wir hoffen, dass Nintendo in den kommenden Wochen da noch einmal deutlich nachbessern kann. Die Kollegen von „Digital Foundry“ haben die Probleme in ihrem Video wieder einmal sehr schön nachgezeichnet.
Fazit
Tatsächlich schafft Nintendo mit "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" das schier Unmögliche und beschert seiner neuen Hardware-Hoffnung Nintendo Switch gleich einen echten "System"-Seller: Links neuestes Abenteuer spielt in einer gigantischen und lebendigen Spielewelt, die dem Spieler freie Wahl lässt, wie er sein Abenteuer bestreiten möchte. Der knackige Schwierigkeitsgrad, die fantastische Präsentation und die fordernde Spielewelt sind die großen Höhepunkte eines herausragenden Spiels, dass die Abenteuer von Link & Co. wohl für immer prägen wird. Seit "The Witcher 3" hat mich keine Open World so in den Bann gezogen wie hier.
Den Trailer zu "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" seht ihr nachfolgend. Alle Infos zum Preis, Ausstattung und Spiele der "Nintendo Switch", findet ihr in unserem Artikel.