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Filme

Wolfwalkers: Interview zum Oscar-nominierten Animationsfilm

Wir trafen die Regisseure des Oscar-nominierten Films „Wolfswalkers“, Tomm Moore und Ross Stewart, zum Interview.

Wolfwalkers: Interview zum Oscar-nominierten Animationsfilm
In "Wolfwalkers" verwandelt sich die junge Robyn in einen Wolf Foto: Cartoon Saloon

In „Wolfwalkers“ geht es um die junge Robyn und den Jäger Bill, die aus England ins irische Kilkenny gezogen sind. Bill ist Jäger und soll für den Lord Protector Cromwell die Wölfe, die in den Wäldern vor den Toren der Stadt leben, töten. Doch als Robyn Mebh kennen lernt, verändert sich alles. Denn Mebh ist eine Wolfwalker, tagsüber Mensch, wenn sie schläft ein Wolf. Robyn muss bald erkennen, dass ihre bisherige Weltsicht vielleicht doch nicht die richtige ist.

Der Film ist der Abschluss der sogenannten Irland-Trilogie von Tomm Moore. Zusammen mit Co-Regisseur Ross Stewart hat er nach „Brendan und das Geheimnis von Kells“ und „Melodie des Meeres“ einen wunderschönen und spannenden Animationsfilm geschaffen, der zu Recht für den Oscar nominiert wurde. Im Interview sprachen die beiden über ihre Heimatstadt Kilkenny, die historischen Bezüge des Films und was sie durch ihre Filme der nächsten Generation mitgeben möchten.

Interview geführt von: Matthias Holm

TVMovie.de: Ich war zu Erst überrascht, als ich im Film den Namen der Stadt gehört habe. Warum wurde als Setting Kilkenny, also eine reale Stadt, benutzt und kein Fantasy-Setting?

Tomm Moore: Es ist ja eine Art „Fantasy-Kilkenny“. Unser Startpunkt bei der Ideen-Entwicklung war die wahre Geschichte, es wurden eine Menge Wölfe getötet damals. Aber auch die Folklore der „Wolfwalkers“, welche wir adaptiert und eine eigene Version draus gesponnen haben. Es ist ein Liebesbrief an unsere Heimatstadt, wodurch der Film ein kleines bisschen authentischer wirkt.

Ross Stewart: Ich glaube, viele Menschen kennen den historischen Aspekt gar nicht. Es steckt eine Menge Wahrheit darin, dass Oliver Cromwell Kilkenny angegriffen und hier eingedrungen ist. Er führte eine Kampagne zur Vernichtung der Wölfe und der Zerstörung der Umwelt an, außerdem wollte er die Menschen unterdrücken. So hat unsere Geschichte eine Menge Historisches an sich, was wir mit der Folklore zu einem großen Sandwich zusammengeschmissen haben. (lacht)

TVMovie.de: Also basiert der Bösewicht auf einer echten geschichtlichen Figur? War er ebenfalls ein Mann des Glaubens?

Ross Stewart: Du würdest nicht glauben wie sehr, er war ein Fundamentalist. Er hat einen Feldzug in Irland geführt, um Rebellionen niederzuschlagen und diejenigen zu töten, die das Königshaus unterstützen oder Katholiken waren. Das hat er aber auch in Schottland und im Norden Englands gemacht, er war also selbst seinen Landsleuten gegenüber eine furchtbare Person. Was daran aber spannend ist: Er spaltet England immer noch. Er hat eine Statue vor dem House of Parliament in London. Je nachdem, wo man aus England aufgewachsen ist, sieht man ihn als Helden oder als Schurken.

TVMovie.de: Ihr meintet bereits, dass die „Wolfwalker“ auf Folklore basieren. Wie diese Fähigkeiten weitergegeben werden erinnert aber doch viel eher an Werwölfe.

Tomm Moore: Du kommst aus Deutschland, oder? Die deutschen Geschichten über Werwölfe sind recht ähnlich, da haben wir uns für den Film auch bedient. In der irischen Version des Wolfs-Fluches ist es ein Fluch von St. Patrick, der nicht per Biss weitergegeben werden konnte. Aber als wir die Story geschrieben haben fiel uns auf, dass wir irgendetwas brauchen, mit dessen Hilfe Robyn die Perspektive der Wölfe und von Mebh einnehmen kann. Es ist immer schwierig, sich neue Formen von Magie und die dazugehörigen Regeln einfallen zu lassen. Wir hatten zwar den Start der irischen Mythologie, aber haben dann eine Shopping-Tour überall anders gemacht und uns die nötigen Teile genommen.

Ross Stewart: Der größte Unterschied zwischen unserer Geschichte sowie der Folklore, auf der wir sie aufgebaut haben, und den typischen Werwolf-Geschichten liegt darin, dass Werwölfe Monster sind. Die Wolfsmenschen aus unseren Sagen werden einfach zu normalen Wölfen, die durch die Gegend streifen und manchmal sogar Menschen durch Wälder leiten. Statt den Wolf also als Symbol für die dunkle Seite der Natur zu zeigen, ein Dämon vor dem man sich fürchten muss, sind die Tiere in älteren Mythen viel normaler.

Robyn (rechts) freundet sich mit Mebh an Bild: Cartoon Saloon

TVMovie.de: Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb in dem Film den Wölfen das bösartige genommen wurde und stattdessen die Menschen als Monster dargestellt werden.

Tomm Moore: Absolut. So ist es nun mal leider, die anderen Spezies sind nicht das Problem, sondern wir.

Ross Stewart: Die Werwolf-Geschichten kamen ungefähr gleichen Zeit auf wie der Puritanismus. Da wurde gelehrt, dass alles, was den Menschen mit der Natur verbindet, grundsätzlich schlecht ist. Wir wurden ja in Gottes Ebenbild geschaffen, also sind Tiere und eh die ganze Erde uns unterwürfig. Und wenn wir es wollen, können wir das alles einfach töten. Ich glaube, daher rühren auch viele unserer heutigen Probleme mit der Umwelt. Wir sind ein Teil des Ökosystem, wir sind ihm nicht übergeordnet. Das ist etwas, was Tomm und ich dringend ansprechen wollten. Und glücklicherweise hat es perfekt zu dem Wolfwalker-Mythos gepasst.

TVMovie.de: Es ist ja auch definitiv ein zeitgenössisches Thema, da reicht als Beispiel ja die gesamte „Fridays for Future“-Bewegung.

Tomm Moore: Greta Thunberg ist ein tolles Beispiel. Wir hatten das Konzept für Robyn fertig bevor sie ins Rampenlicht trat, aber sie ist genau die Art von Person, die wir mit unserer Figur erschaffen wollten. Eine junge Person, die für das eintritt, was richtig ist, obwohl die Gesellschaft möchte, dass sie Ruhe gibt. In dem Film gibt es eine Menge Themen wie Diskriminierung von Spezien, die auch heute noch relevant sind.

TVMovie.de: Was ja auch alles Themen sind, die in der nächsten Generation sehr präsent sind, die durch den Film aber auch an junge Kinder herangetragen werden.

Tomm Moore: Ich hoffe wirklich, dass dem so ist. Es ist unsere letzte Chance, zusammen mit den nächsten Genrationen zusammen zu arbeiten um die Welt nicht wie eine Kolonie zu betrachten, die wir ausnutzen können wie wir möchten. Das ist auf jeden Fall einer der wichtigsten Punkte, die der Film vermitteln soll. Es liegt an uns, den Älteren, die Jungen zu ermutigen, diese Probleme anzugehen.

TVMovie.de: Anfangs wolltet ihr eigentlich einen viel düsteren und dunkleren Film machen. Wie sahen denn die ersten Entwürfe ungefähr aus?

Ross Stewart: Wenn man mit einer Story arbeitet, die im 17. Jahrhundert spielt, gibt es diverse Aspekte wie Hexenverbrennung, Folter und furchtbare Bestrafungen. Damit haben wir anfangs gespielt, ursprünglich sollte Robyn angeklagt werden eine Hexe zu sein und hatte Angst davor, auf dem Dorfplatz verbrannt zu werden. Als wir das mit unserem Drehbuchautor weiter ausgebaut haben ist uns aber aufgefallen, dass wir hier wahrscheinlich einen Film für Erwachsene statt für Kinder machen. Aber das Gute daran war, dass man viele verschiedene Wege erkundet hat und wir einfach schauen konnten, wohin uns die Geschichte führt. Wir hatten auch noch lange im kreativen Prozess die Idee, dass Robyn und Bill als Flüchtlinge nach Kilkenny kommen. Dort wurden sie vor den Lord Protector gebracht, der mit einem Messer drohte, die beiden für immer zu trennen. Das war ein faszinierendes Drama, aber eben auch enorm düster und vielleicht nicht der richtige Weg, in den Film zu starten.

Tomm Moore: Ich glaube die größte Herausforderung war es, in allen Versionen, dass Robyn zu passiv war, es war mehr Bills Geschichte. Also mussten wir den ersten Akt spät in der Storyboard-Phase überarbeiten, um ihn aus der Perspektive von Robyn zu erzählen. Der Rest des Films war aber zum Glück schon so, wie er jetzt zu sehen ist.

TVMovie.de: Vielen Dank für das Gespräch.

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