Das Lizenzgame "The Walking Dead: Destinies" musste im Vorfeld hart einstecken. Doch wie schlimm steht es wirklich um die "Gurke des Jahres"? Wie haben das Actiongame für dich getestet.
Ja, Grafik ist bei Videospielen nicht alles! Denke ich mir und starte als Zombie-Fan und Kenner der Serie "The Walking Dead: Destinies" auf meiner Xbox Series X. Ohne das große Trara vieler AAA-Blockbuster bin ich mit wenigen Einstellungsmöglichkeiten auch schon im Spiel selbst.
Und ebenfalls ohne Intro-Sequenz erwacht ein verwirrter Rick Grimes mit Schusswunde im Krankenhaus. So weit, so nah an der Vorlage. Gut, ich hätte mir gewünscht, Rick sähe seinem Serienschauspieler Andrew Lincoln etwas ähnlicher, als ich das hölzerne Gesicht des Charaktermodells sehe – vor allem, weil die Ähnlichkeiten aller spielbaren Charakter zu ihren Serienpendants durchaus gegeben ist. Aber es ist eben kein Vollpreistitel.
Nachdem ich Rick durch die blutverschmierten Gänge des Krankenhauses manövriere und mit Gedrückthalten von Tasten Hindernisse überwinde, tauchen auch schon die ersten Zombies auf. Gut für mich, dass Zombies strohdoof sind: An den ersten kann ich mich vorbeischleichen, an den nächsten vorbeirollen und bei weiteren kommt ein offenbar essenzielles Feature zum Einsatz: Gasflaschen.
So spielt sich "The Walking Dead: Destinies"
Der Zombie-Budget-Titel bedient sich spielerisch an einigen Elementen der beliebten From-Software-Titel. Neben einer Energieanzeige gibt es auch den berühmten Ausdauerbalken. Rollen oder Schlagen verbraucht Ausdauer – ohne Ausdauer bist du den Angriffen der Zombies quasi ausgeliefert. Leichte Schläge führst du mit der rechten Schultertaste aus, harte Schläge mit dem rechten Trigger.
Interaktionen mit der Spielwelt, wie Hindernisse bewegen oder Vorsprünge greifen, geschehen mit Gedrückthalten der Buttons. Ebenso wie das Aufsammeln von Gegenständen. Neben Waffen, gesundheitsherstellende Medikamente und Items, durch die du Skillpunkte für den Fertigkeitsbaum gutgeschrieben bekommst, findest du überall auch besagte Glasflaschen.
Einmal aufgehoben kannst du diese werfen, um Zombies abzulenken. Schleiche dich vorbei oder räume sie mit einem Schleichangriff aus dem Weg. Doch Vorsicht, ein Zombie kommt selten allein. Und eine Horde Beißer kann schon sehr schnell unangenehm werden.
So setzt sich jeder Charakter mit anderen Standartwaffen zur Wehr. Bevorzug Rick etwa den Baseballschläger, dessen Angriffe du im Skillmenü auch aufwerten kannst, bevorzugt Shane etwa eine Axt. Leider laufen die Kämpfe oft gleich ab. Schlag zu, bringe den Zombie aus dem Gleichgewicht, Messer in die Birne. Ausdauer regenerieren und der nächste bitte.
Wirst du von Beißern attackiert, nagen diese an deiner Energieleiste. Um sie abzuschütteln, hämmerst du auf den Button, der auf dem Bildschirm angezeigt wird. Genügend starke Schläge auf die Beißer-Birne verwandeln diese ebenfalls in Brei. Im Verlauf des Spiels findest du natürlich auch Schusswaffen.
Legst du genügend Zombies endgültig schlafen, füllt sich deine Adrenalin-Anzeige auf. Beim nächsten erledigten Beißer per Spezialangriff füllt sich deine Energieleiste zum Teil auf. Apropos wenig Energie: Situationsabhängig kann dein Charakter bei geringer Lebensenergie in zwei Zustände verfallen. In Panik kannst du nur flüchten und ausweichen. Im Blutrausch führst du nur noch harte Angriffe aus und musst dir deinen Ausweg freikämpfen, um zu überleben.
So ist "The Walking Dead: Destinies" in Szene gesetzt
Erinnerst du dich an die atmosphärische Inszenierung der Serie und die stärker werdenden Beziehungen unter den Charakteren? Tja, das ist leider keine Stärke von "The Walking Dead: Destinies". Kann ich über die Last-Gen-Grafik noch hinwegsehen, stößt mir die hölzerne Inszenierung doch sauer auf. Wichtige Wendepunkte und Entscheidungen, die du im Spiel treffen kannst, haben keine spannungsgeladenen Zwischensequenzen erhalten. Stattdessen werden diese Szenen in Standbildern erzählt.
An bestimmten Punkten kannst du nämlich Partei für deine (potenziellen) Mitstreiter*innen ergreifen. Im Streit zwischen Merle und T-Doc kannst du dich auch auf die Seite von Daryls Bruder stellen und diesen in deine Party aufnehmen.
Schade, denn hier hätte das Spiel so viel gewinnen können. Stell dir vor, du könntest deine Lieblingsserie nachspielen, dich vor Zombiemassen gruseln, bekommst cineastische Sequenzen, in denen du über das Schicksal deiner Mitstreiter*innen entscheidest. Potenzial verschenkt.
Mein Fazit
Leider fordert mich das Gameplay auf Dauer nicht genug und dank holperiger Inszenierung werde ich auch einfach nicht genug abgeholt. Die namensgebenden Schicksale gehen einem am erkalteten Zombie-Hintern vorbei.
Am Ende des Tages ist "The Walking Dead: Destinies" allerdings ein recht leicht zugängliches Action Game. Wenn du drauf stehst, Zombies wie am Fließband zu Klump zu hauen und The-Walking-Dead-Ultra bist, darfst du durchaus ein Blick riskieren – ohne die Erwartungen zu hoch zu stecken. Atmosphäre à la "Resident Evil" wirst du vermissen und so smooth durch Zombie-Massen schnetzeln wie in Capcoms "Dead Rising" ist auch nicht drin.
"The Walking Dead: Destinies" erscheint in der physischen Version für PlayStation 5 | PlayStation 4 | Nintendo Switch. Eine Retail-Version für die Xbox Series X ist derzeit nicht bei Händlern gelistet.
Deine Alternativen
Wie bereits erwähnt, greifen Horror-Gamer*innen gern zu den aktuellen Remakes der "Resident Evil"-Reihe. Wenn du auf der Suche nach Spaß mit Zombie-Horden bist, sieh‘ dir unbedingt die "Dead Rising"-Reihe einmal genauer an.
Switch-Spieler*innen haben hier leider eine begrenztere Auswahl, da viele Games nicht für die Nintendo-Konsole umgesetzt wurden. Hier kann ich dir aber die atmosphärisch dichten "The Walking Dead"-Spiele aus der Telltale-Reihe empfehlen. Auf der Nintendo Switch ist "The Walking Dead: Destinies" also eine willkommenere Alternative im Zombie-Genre.
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