Mit „The Batman“ steht die neueste Interpretation des maskierten Rächers kurz vor dem Kinostart. Wie sich Robert Pattinson als Batman und Regisseur Matt Reeves gegen ihre Vorgänger schlagen, erfahrt ihr in der Kritik.
Zwei Stunden und 55 Minuten. So lange geht „The Batman“, der neue Film rund um die bekannte Comic-Figur. Und diese Zeit merkt man, wenn man aus dem Kino kommt. Das liegt aber bei Weitem nicht daran, dass der Film schlecht ist. Stattdessen schickt Regisseur Matt Reeves seinen Protagonisten und damit auch die Zuschauer:innen auf eine Tour de force, die eher einem unfassbar düsteren Thriller gleicht als den Comic-Verfilmungen der letzten Zeit.
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„The Batman“: Die Story
Seit zwei Jahren sorgt Bruce Wayne als Batman (Robert Pattinson) dafür, dass sich die Ganoven auf den Straßen Gotham Citys vor der Dunkelheit fürchten. Zusammen mit dem Polizisten James Gordon (Jeffrey Wright) muss er jetzt aber einen ganz besonderen Fall knacken: Der Bürgermeister Don Mitchell (Rupert Penry-Jones) wurde ermordet. Am Tatort befindt sich ein Rätsel – und ein Brief an Batman. Schnell gibt sich jemand als Mörder zu erkennen: Der Riddler (Paul Dano) hat es auf Gothams Elite abgesehen. In den folgenden Tagen muss Bruce herausfinden, was der Wahnsinnige wirklich will – und trifft dabei unter anderem auf Selena Kyle (Zoe Kravitz) und Oswald Copplepot, genannt „Der Pinguin“ (Colin Farrell).
Das ist allerdings nur der Auftakt zu einer Schnitzeljagd der äußerst makabren Art, die in einem Finale endet, welches sich hinter den ganz großen Momenten der Batman-Historie nicht verstecken braucht. Das gilt auch für den restlichen Film. Matt Reeves zeigt hier ein Batman und ein Gotham, welches mit keiner vorherigen Version vergleichbar ist, gerade in Sachen Atmosphäre.
„The Batman“: Mehr „Sieben“ und „Saw“ als „Justice League“
Das bekommen die Zuschauer:innen bereits von der ersten Sekunde an zu spüren. Zu den Klängen von „Ave Maria“ spioniert jemand eine Villa aus. Man sieht einen kleinen Jungen als Ninja verkleidet – es ist Halloween. Nach einem Schnitt verfolgt der Bürgermeister den Wahlkampf um seine Nachfolge im Fernsehen. Er bemerkt jedoch zunächst nicht, dass hinter ihm eine Figur steht, und das nicht nur kurz. Er wird beobachtet, während die Kamera den Zuschauer:innen alles zeigt.
Diese ersten fünf Minuten allein setzen den Ton für den restlichen Film. „The Batman“ ist keine typische Comic-Verfilmung. Das war die „Dark Knight“-Trilogie auch nicht. Aber während die Filme von Christopher Nolan unterhaltsame Action-Streifen sind, inszeniert Matt Reeves viel mehr einen düsteren Psychothriller, der manchmal auch stark an der Schwelle zum Horrorkino steht. Zwar wird mit der Kamera nie explizit auf besonders gewalttätige Szenen drauf gehalten, doch die Reaktion der Umstehenden und die Dialoge lassen das Kopfkino schnell anspringen.
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Einen Großteil dieser Atmosphäre macht der Riddler aus. Paul Dano ergibt sich vollends dem Wahnsinn der Figur, die ihre Opfer mit verschiedenen Apparaturen erst foltert und dann auf brutale Weise umbringt – Jigsaw lässt grüßen. Jede Szene mit ihm auf der Leinwand lässt einem den Schauer über den Rücken laufen. Er ist zwar nicht so faszinierend wie Heath Ledger oder Joaquin Phoenix als Joker, aber reiht sich dennoch auf diesem Level als fesselnder Schurke im Batman-Kosmos ein.
„The Batman“: Wenig Bruce Wayne, viel Batman
Robert Pattinson steht als Batman Paul Dano aber in wenig nach. Seine Präsenz ist es, die die Zuschauer:innen durch den Film zieht. Allein die erste Szene, in der er auftritt, sorgt für Gänsehaut. Wenn er dann mal zulangt, kann man die Schmerzen, die er seinen Kontrahenten beifügt, beinahe selbst fühlen. Diese Version erinnert mehr an den Batman aus den Zack-Snyder-Filmen – er ist grob und rabiat, was jedoch perfekt in den restlichen Film passt.
Auch spannend ist, dass Pattinson den Anzug nur äußerst selten ablegt. Sein Bruce Wayne wird nicht bei allen gut ankommen, dafür ist er zu wenig Dandy, sondern mehr eine gequälte Seele. Vielleicht ist es deswegen gut, dass Bruce Wayne sparsam eingesetzt wird. Was aber auch zu bedenken gilt: Er steht erst am Anfang seiner Entwicklung als Held.
Denn „The Batman“ ist im Grunde eine Origin-Story. Wir bekommen hier erste Varianten von später wichtigen Figuren wie eben Catwoman oder dem Pinguin. Es ist schön zu sehen, wie die Darsteller:innen kleine Eigenheiten in ihr Spiel einbauen, um den Comic-Vorbildern gerecht zu werden, und jede:r ist auf ihre oder seine Weise absolut top besetzt. Am Ende stehen die Held:innen und Schurk:innen an einem Punkt, an dem man mehr von ihnen sehen will, gerade der Charakterbogen von Batman ist enorm gut dargestellt.
Die Menge an Figuren führt aber auch dazu, dass der Film Wege geht, die sich im Nachhinein als eher unnötig erweisen. Natürlich möchte man nicht, dass die Held:innen stets den richtigen Riecher haben. Aber wenn das dazu führt, dass zwanzig Minuten Film verschwendet wirken, hinterlässt das nicht nur einmal einen bitteren Beigeschmack – so stark inszeniert diese zwanzig Minuten auch sein mögen.
„The Batman“: Optisch und soundtechnisch über jeden Zweifel erhaben
Denn selbst in normalen Dialog-Szenen sieht „The Batman“ einfach fantastisch aus. Im Gotham City von Matt Reeves scheint der Regen nie aufzuhören, alles ist dreckig und dunkel, was besonders für die Tatorte gilt. Umso schöner sind die Momente der Dämmerung, diese kurze Zeit zwischen Tag und Nacht, in der es Hoffnung zu geben scheint, der Himmel aufklart und Figuren sich annähern. Auch die Actionsequenzen sind allerhöchster Güte. Die Kamera hat stets im Blick, wo sich Batman und Kontrahenten befinden, jede Aktion ist gut nachvollziehbar und toll choreographiert. Reeves erschafft in den drei Stunden viele Momente, die sich nachhaltig ins Gedächtnis einprägen.
Ähnliches gilt für den Soundtrack. Michael Giacchino findet die passenden Themen für die Figuren: Batmans Melodie steigert sich im Laufe des Stückes zum heroischen Pathos, bei Catwoman pirschen sich die Pianotöne quasi an und beim Riddler setzen nach einem langsamen Start erschreckend plötzlich laute Streicher und Bläser ein. Im Film selbst wird die Musik stets passend eingesetzt, sogar ein Nirvana-Song wirkt nicht deplatziert, sondern eigentlich wie für „The Batman“ geschrieben.
„The Batman“: Fazit
Am Ende verlässt man geplättet das Kino. Aber eben nicht nur wegen der Länge, sondern weil Matt Reeves einen intensiven, unbequemen Film inszeniert hat, indem alle Beteiligten ihr Ganzes geben. Das ist auch der Grund, weswegen man „The Batman“ den einen oder anderen unnötigen Schlenker verzeiht: Alles andere ist einfach auf einem viel zu hohen Niveau, womit sich der Film auf jeden Fall unter den besten Beiträgen des dunklen Ritters einreiht.
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