Ein emotionales Anime-Beben, das erschüttert, mitreißt und größtenteils begeistert: Makoto Shinkai wandelt mit „Suzume“ in mehrfacher Hinsicht auf den Spuren von Studio Ghibli-Legende Hayao Miyazaki.
Über 1.500 Erdbeben sollen in Japan jährlich zu registrieren sein. Und gravierenden Auswirkungen der Nuklear-Katastrophe in Fukushima aus dem Jahr 2011 sind bis heute nicht vollends absehbar. Anime-Ausnahmeregisseur Makoto Shinkai ("Your Name") nimmt sich das Thema zum Anlass, um in seinem neuen Projekt „Suzume“ ein junges Mädchen in ein schicksalhaftes Abenteuer zu schicken. Einerseits geht es natürlich darum, die japanische Halbinsel vor einiger großen Gefahr zu retten, andererseits auch darum, die traumatische Vergangenheit endgültig aufzuarbeiten.
Unsichtbare Gefahren, ahnungslose Menschen, lebensfrohe und gleichzeitig auch sensible Protagonistinnen und der unbändige Zorn von Mutter Erde – das erinnert natürlich nicht nur ein wenig an die herausragenden Animationsarbeiten von Studio Ghibli-Legende Hayao Miyazaki. Und das ist tatsächlich nicht die einzige Verbindung zu Makoto Shinkais „Suzume“: Denn als erster Film seit „Chihiros Reise ins Zauberland“ von Hayao Miyazaki im Jahr 2002 durfte ein Anime im Berlinale-Wettbewerb um den Goldenen Bären konkurrieren. Eine außergewöhnliche Ehre, die "Suzume" völlig zu Recht zuteil wurde.
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Suzume und die Suche nach den Portalen in die Vergangenheit
In „Suzume“ geht es um die gleichnamige 17-jährige Protagonistin, die ihre Mutter einstmals bei einem schweren Erdbeben und nachfolgenden Tsunami verloren hat. Jetzt lebt sie gemeinsam bei ihrer Tante in einer Kleinstadt auf Japans südlicher Hauptinsel Kyushu. Zufällig begegnet sie auf dem Weg zur Schule dem mysteriösen Fremden Souta, zu dem sie sofort eine Verbindung spürt. Wie von fremder Hand gesteuert, folgt sie ihm zu einer verlassenen Ruine und öffnet eine marode wirkende Tür, die das Tor zu einer gigantischen Wurm-Gestalt aufstößt. Mithilfe von Souta können sie das Portal schließen, doch müssen sich auf einen Roadtrip quer durch Japan machen, um weitere „Türen“ ausfindig zu machen und für immer zu versiegeln…
Suzumes Kampf gegen gigantische phallische Wurmgestalten ist sicherlich auch für den einen oder anderen Lacher gut, doch im Kern des Anime-Films geht es vor allem um Trauer- und Vergangenheitsbewältigung, die Shinkai in ein mitreißendes Anime-Abenteuer packt, das nach einer großen Leinwand quasi schreit. Die fantastische, bildgewaltige und epische Animationsarbeit sorgt immer wieder für „Wow“-Momente, während der melancholische Soundtrack von Kazuma Jinnouchi stark an Miyazaki-Hofkomponist Joe Hisaichi erinnert. Doch es wäre unfair „Suzume“ nur konsequent mit Hayao Miyazakis Werk zu vergleichen, weil Shinkai vor allem immer wieder wunderbare humoristische Kontrapunkte setzt und es gleichzeitig hinbekommt, einem dreibeinigen Stuhl mehr Charakter zu verleihen, als viele Regisseur:innen ihren Protagonist:innen in anderen Filmen.
Wie der Wurm, der sich gefühlt seinen Weg durch die japanischen Inseln bahnt und ihre Zerbrechlichkeit ausnutzen möchte, ist es Shinkai selbst, der die Wurzeln der Resilienz einer betroffenen Nation in einer Coming-of-Age-Geschichte eines traumatisierten und mutigen Mädchens positioniert. Und letztendlich ist auch das ein Faktor, der mit der berührend-erzählten Geschichte für große Kinomomente und Emotionen sorgt.
"Suzume" war im Wettbewerb der Berlinale 2023 zu sehen. Der Film startet am 13. April 2023 in den deutschen Kinos. Den Trailer zum Film seht ihr hier:
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