Ein von Wut zerfressender Protagonist und ein frauenfeindlicher Männlichkeitskult: Jesse Eisenberg und Adrien Brody versuchen den Wettbewerbsfilm zu retten, doch „Manodrome“ stolpert von einem „uff“ ins Nächste.
Es ist kein fremdes Terrain, dass Regisseur John Trengove in „Manodrome“ betritt: Schon in seinem Langfilmdebüt „The Wound“, das 2017 nicht nur im Berlinale Panorama zu sehen war, sondern später auch als südafrikanischer Beitrag auf der Oscar-Shortlist 2018 gelandet ist, ging es um Maskulinität bzw. viel mehr die unterdrückte Maskulinität. Während es in „The Wound“ allerdings um ein Mannbarkeitsritual ging, durch das unterdrückte Gefühle freigesetzt werden, steht hier der junge Ralphie (Jesse Eisenberg) im Mittelpunkt, der gemeinsam mit seiner Freundin Sal (Odessa Young) in einem kleinen Appartement lebt und kurz davor ist, zum ersten Mal Vater zu werden.
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Manodrome: Von Pump-Sessions und Mysogynie
Ralphie und Sal geht es dabei wie vielen Millionen von jungen Eltern: Die beiden halten sich irgendwie mit Jobs über Wasser, doch eine wirkliche Perspektive können sie weder sich selbst noch ihrem baldigen Nachwuchs geben. Während Sal sich darüber aufregt, dass ihre Chefin ihr ein "Lächel"-Gebot an der Kasse auferlegt hat, hat Ralphie bei seinen Uber-Fahrten mit allerlei Klientel von Jung bis Alt schon lange keine Miene mehr verzogen. Lediglich im gefühlt unterirdisch versteckten Fitnessstudio entlädt sich immer wieder mal ein Portiönchen des angestaunten Frustes, der allerdings schon so lange in ihm werkelt, dass jede Pump-Session nur einen Hauch von Befriedigung bietet und nur so lange anhält, bis Ralphie wieder in sein Auto steigen muss und in seine Lebensrealität zurückkehrt.
Die allgemeinen Geldprobleme von Ralphie sind auch seinem Pump-Buddy Jason (Philip Ettinger) nicht verborgen geblieben, der da „ein paar Typen kennt“, die Ralphie möglicherweise wieder aufbauen können. Nach ein paar ersten vorsichtigen Annäherungen, die Ralphie immer wieder auch abrupt beendet, findet Ralphie in Anführer Dan (Adrien Brody), der von den Mitgliedern des Männlichkeitskults Dad Dan genannt wird, eine männliche Bezugsperson, die ihn offensichtlich versteht. Immer weiter driftet Ralphie in die Arme des frauenfeindlichen Kultes, während sein innerer Frust weiterhin kein wirkliches Ventil findet…
Manodrome: Der Weg ist hier nicht das Ziel
Trengove ist es offensichtlich ein Bedürfnis, die innere Zerrissenheit seines Protagonisten so nahbar wie möglich zu machen: Eisenberg macht es schon ziemlich gut, weil er dieses toxische männliche Pulverfass, das jederzeit hochzugehen droht, mit viel Unsicherheit behaftet. Ralphies Weg ist keinesfalls vorgezeichnet, was dem Film eine gewisse Unvorhersehbarkeit verleiht. Und auch Adrien Brody ist vermutlich der charismatischste Sektenführer seit langem und übertrifft damit auch Chris Pine in Olivia Wildes „Don’t Worry Darling“. Doch ähnlich wie letzterer, schafft es "Manodrome" nicht wirklich Tiefgang in seine vielen Themen, Motive und Ebenen zu bekommen.
Stattdessen wirrt sich der Film von einem vermeintlich dramaturgischen „Höhepunkt“ zum Nächsten ohne den Figuren oder Plot Points ein wirkliches Fundament zu geben, dass den Film wirklich tragen könnte und uns als Zuschauer:innen mit seiner Hauptfigur mitfühlen lässt. Dabei ist „Manodrome“ leider oftmals ein sehr großes filmisches Ärgernis, obwohl die Zutaten für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit toxischer Maskulinität durchaus gegeben wären.