Im Interview mit TV Movie Online sprach Nina Kunzendorf über ihre neue Serie „Spuren“ und wie sie damals zur Schauspielerei kam!
Am 07. Februar startet die neue True-Crime-Serie „Spuren“ in der ARD Mediathek. Im Ersten werden alle vier Episoden dann am 15.02. ab 20.15 Uhr laufen. Die Serie basiert auf dem SPIEGEL-Bestseller „SOKO Erle“ des ehemaligen Freiburger Polizeisprechers Walter Roth.
„Spuren“: Darum geht es
Eine junge Frau wird vermisst. Nach intensiver Suche wird ihre Leiche gefunden, erschlagen von einem Unbekannten. Kriminaloberrätin Barbara Kramer (Nina Kunzendorf), Thomas Riedle (Tilman Strauß) und ihr Team beginnen die Suche nach dem Täter, sprechen mit Zeugen, sammeln Indizien. Schnelle Erfolge bleiben aus, das Team wird auf eine vielköpfige Sonderermittlungseinheit aufgestockt. Dann muss sich die Soko mit einem zweiten Mord auseinandersetzen, von dem nicht klar ist, ob und wie er mit dem ersten zusammenhängt. Unter den Augen der beunruhigten Öffentlichkeit fragen sich die Polizisten und Polizistinnen immer wieder, ob überhaupt noch neue Erkenntnisse zu erwarten sind und wo sie gefunden werden können.
„Spuren“: Diese Darsteller:innen sind dabei!
- Nina Kunzendorf als Barbara Kramer
- Tilman Strauß als Thomas Riedle
- Aliki Hirsch als Sandra Herrmann
- Božidar Kocevski als Bernd Klingspor
- Atrin Haghdoust als Navid Sabet
- David Richter als Tobias Berghoff
- Liliane Amuat als Ronja Irlinger
- Florian Hertweck als Michael Bausching
- Markus Krojer als Rocco Dettmers
- Katja Bürkle als Dr. Christine Birkle
- Sophia Schober als Sonja Aipperspach
- Mira Huber als Britta Schänzle
"Spuren": Nina Kunzendorf über eine mögliche Fortsetzung der Serie
Wir hatten die Gelegenheit mit Nina Kunzendorf, einer der Hauptdarsteller:innen, zu sprechen. Die 53-Jährige berichtet unter anderem über die Herausforderungen am Set und wie sie zur Schauspielerei kam..
TV Movie Online: „Spuren“ behandelt echte Fälle. War es da schwer für dich, sich mit dem emotionalen und auch den psychologischen Aspekten der Verbrechen auseinanderzusetzen? Und falls ja, hat es denn deine Darstellung beeinflusst?
Nina Kunzendorf: Es hat sich schon anders angefühlt, weil man tatsächlich mit einer anderen Sensibilität und einem anderen Respekt an die ganze Sache rangeht. Es ist schon im Bewusstsein, in der Vorbereitung und auch während des Drehs im Kopf, dass es sich um wirkliche Menschen handelt. Dass es da Opfer gibt und, dass es Angehörige gibt, die immer noch ein großes Leid tragen. Und, dass diese Fälle nach wie vor auch noch eine große Bedeutung für die Gegend haben, in der das passiert ist. Erleichternd war, dass wir uns tatsächlich inhaltlich doch ein bisschen von den realen Fällen wegbewegt haben. Es ist also durchaus fiktionalisiert und die beiden Kommissare zum Beispiel sind rein erfundene Figuren. Insofern hatte ich da ein bisschen Freiheit. Angenehm war auch, dass die Hauptfiguren Menschen sind, die sich als Kommissare sehr anständig und sehr, sehr sensibel verhalten. Insofern war das okay.
TV Movie Online: Du spielst Barbara Kramer. Konntest du dich irgendwie mit der Figur identifizieren? Also gab es da Parallelen zwischen dir und der Rolle?
Nina Kunzendorf: Das kann ich im besten Fall immer mit den Rollen, die ich spiele. Gibt es Ähnlichkeiten? Ich glaube, wir sind beide straight forward - also brauchen nicht so viele Worte und nicht so viel Gewese um die eigene Person. Ich kann auch eine gewisse Hartnäckigkeit an den Tag legen und gebe nicht so schnell auf. Das vielleicht.
TV Movie Online: Sollte es eine zweite Staffel oder eine Fortsetzung irgendeiner Art von Spuren geben, was würdest du dir für oder von deiner Figur wünschen?
Nina Kunzendorf: Erstmal würde ich mir grundsätzlich wünschen, dass es fortgesetzt wird. Das fände ich ganz toll. Ich würde mir dann wünschen, dass wir mit dem, was wir jetzt mit den ersten Folgen gemacht haben, inhaltlich weiterziehen. Das wir wirklich ein Stück weit auch ein Alleinstellungsmerkmal darüber haben, dass es nicht der klassische „whodunnit“-Krimi, sondern ein Polizeifilm ist. Das müsste auf jeden Fall das Wesen der Erzählung bleiben. Und das Kernteam müsste auch bestehen bleiben, weil das wirklich ganz toll war. Es würden sicherlich im Süddeutschen angesiedelte Fälle sein. Ich finde auch toll, dass das Privatleben der Figuren keine große Rolle spielt. Es wird zwar so ein bisschen angedeutet, aber es wäre nach wie vor auch mein Wunsch, dass man das gar nicht so sehr auserzählt.
TV Movie Online: Du hast auch schon angesprochen, dass „Spuren“ sich ein bisschen von den anderen Krimi-Formaten abhebt, weil es eben ein Polizeifilm ist. Gibt es da noch andere Unterschiede, die die Serie von Formaten wie SOKO abhebt oder unterscheidet?
Nina Kunzendorf: In den meisten Krimiformaten, die wir haben, sind es 1 bis 2 Kommissare. Die haben dann im besten Fall noch 1 bis 2 Assistenten zur Seite und einen Polizeichef, der alle zwei Tage vorbeiguckt und schimpft, weil noch nicht ausreichend Ergebnisse da sind. Das ist hier wirklich sehr anders. Wir sehen eine 40-köpfige Soko arbeiten, denn Mord-Ermittlungen sind Teamarbeit. Dann peitschen wir auch nicht von der einen in die andere Emotion. Wir erzählen wenig über den Täter zum Beispiel – der bleibt im Hintergrund. Das Privatleben der Kommissare ist auch nicht so entscheidend. Entscheidend ist, wie machen Sie Ihre Arbeit? Und wir sehen, dass Ermittlungsarbeit im seltensten Fall so ist, dass man schon nach zwei Tagen Erfolg hat und nach dem dritten eine heiße Spur. In der Realität ist das häufig eine langatmige, spröde, akribische und oft auch echt frustrierende und anstrengende Arbeit. Wir hatten jetzt in Freiburg eine Preview und da waren viele Freiburger Polizisten, die damals der wirklichen Soko angehört haben, anwesend. Es war total toll, mit denen zu sprechen, weil die von „Spuren“ völlig begeistert waren und wirklich einfach gesagt haben: 'Ja, so, so ist es. Es ist genau so. Es geht um Datensätze, es geht darum, dass du an einem Tag euphorisch bist, weil du denkst, jetzt hat man eine Spur und dann zeigt sich, dass das in eine Sackgasse führt. Dann fängt man wieder von vorne an.' Das war total schön.
TV Movie Online: Gab es irgendwelche Herausforderungen während der Dreharbeiten für dich, Momente, in denen du an Grenzen gestoßen bist, sei es emotional oder durch die Anforderungen der Rolle - einfach durch dieses Gefühl und dieses Setting, in dem „Spuren“ stattfindet.
Nina Kunzendorf: Nein. Das kriege ich schon eigentlich immer ganz gut hin. Die einzige Frage, die sich so durchzog, war tatsächlich zwischen mir und Tilman, der meinen Mit-Kommissar spielt. Wir fragten uns immer wieder 'Ist das spannend, was wir hier machen? Reicht das aus? Ist es spannend, wenn man uns jetzt einfach beim Arbeiten zuschaut, ohne dass wir permanent parallel erzählen, dass wir ein Alkoholproblem haben, eine sterbende Mutter zu betreuen oder sonst irgendwelche Absonderlichkeiten?' Das war eine große Herausforderung.
Nina Kunzendorf über Wunschprojekte und ihre Schauspielanfänge
TV Movie Online: Deine Karriere fand ihren Ursprung im Theater. Wie kam es denn überhaupt zur Schauspielerei und auch zu dem Genre Kriminal?
Nina Kunzendorf: Ich hatte einfach Glück, ich habe gleich die erste Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule bestanden. Und das Glück ging weiter. Warum Krimi? Ich glaube, die erste Kommissarin war der „Tatort“. Nein, stimmt nicht, „In aller Stille“ war davor. Offensichtlich besetzt man mich gerne als Kommissarin, warum auch immer. Also sprich ich, ich suche mir das nicht aus. Ich mache das gerne und mir liegt das. Aber ich renne jetzt nicht rum und schreie überall „Ich möchte eine Kommissarin spielen!“
TV Movie Online: Gäbe es denn gerade irgendwelche Rollen oder Projekte, die dich besonders reizen würden, wo du sagst, 'ich hätte da mal unbedingt Lust drauf? Das würde ich gerne ausprobieren wollen?'
Nina Kunzendorf: Ich bin 53, und da werden die wirklich richtig reichhaltigen Stoffe und reichhaltigen Figuren echt dünn. Was ich überhaupt nicht verstehen kann. Nicht nur, weil das mich persönlich gerade betrifft, sondern weil ich denke, dass es da so tolle Geschichten zu erzählen gäbe. Das würde ich mir wünschen, dass man - so wie es in anderen Ländern schon auch passiert - das mehr in den Fokus stellt. Es ist zwar mehr im Bewusstsein inzwischen, aber da ist noch viel Luft.
TV Movie Online: Auf jeden Fall. Und hättest du da jetzt ein Projekt, was bereits existiert, wo du denken würdest, 'Das würde ich jetzt ganz cool finden'?
Nina Kunzendorf: Ehrlich gesagt, dann eher, wenn ich internationale Sachen oder Netflix gucke. Zum Beispiel habe ich neulich „Mare of Easttown“ mit Kate Winslet gesehen. Die ist ein paar Jahre jünger als ich, aber auch nicht mehr die Jüngste. Sie spielt auch eine Kommissarin. Die Serie unterscheidet sich sehr von „Spuren“, da geht es schon sehr viel auch um das Private. Aber ich fand das großartig. Sowas gucke ich und denke mir, 'das möchte ich auch!'.