Starke Gaming-Performance zum vermeintlich kleinen Preis? Der Ryzen 7600X soll der perfekte Nachfolger des attraktiven 5600X werden. Doch kann uns die CPU im Gaming-Test überzeugen? Und stimmen auch Preis/Leistung? Das verraten wir euch im Test!
Neues Jahr – neuer Gaming-PC? Ganz so ungewöhnlich dürfte der Wunsch vieler PC-Zocker:innen nicht unbedingt sein, schließlich war die Möglichkeit sich einen ganz individuellen Gaming-PC mit den Wunschkomponenten zusammenzustellen selten so gut wie aktuell. Das liegt zum einen daran, dass die Zeit des Grafikkarten-Schwundes mehr oder weniger der Vergangenheit angehört: Bis auf die aktuellen Top-Modelle von NVIDIA (Geforce RTX 4090) und AMD (Radeon 7900 XTX) sind fast alle sonstigen High-End- und Mid-End-Grafikkarten derzeit bei den Händlern erhältlich. Ob für einen fairen und gerechtfertigten Preis sei dahingestellt. Doch zumindest sind einzelne PC-Komponenten, wie bspw. schneller DDR5-Speicher, in den letzten Monaten deutlich erschwinglicher geworden, weshalb es für viele PC-Gamer jetzt Sinn macht das System sinnvoll aufzurüsten.
Neben der Grafikkarte betrifft eine der Kernfragen des Gaming-PCs natürlich auch immer den Prozessor bzw. die CPU: Hier haben sowohl AMD als auch Intel im vergangenen Jahr ihre brandneuen Prozessoren vorgestellt. Für AMD bedeutete der Launch von Zen 4-Generation bzw. der Ryzen 7000er-Reihe auch einen Sprung in Richtung Zukunft: Nach sehr erfolgreichen Jahren mit der AMD AM4-Plattform sind die Ryzen 7000er-Prozessoren die ersten CPUs, die den brandneuen AM5-Sockel unterstützen und letztendlich auch nur mit einem passenden Mainboard der AM5-Generation betrieben werden können. Das bedeutet natürlich auch für alle Umsteiger:innen, dass ein neues Mainboard neben der passenden CPU definitiv auf dem (virtuellen) Einkaufszettel stehen muss, was natürlich auch bei unserer Preisleistungsbeurteilung eine Rolle spielen wird. Doch der Umstieg auf AM5 bringt auch definitiv einen Vorteil mit sich: AMD hat beim Launch von AM5 bestätigt, dass der Sockel in etwas so lange unterstützt werden soll, wie bereits AM4. Das waren beim vorherigen AMD-Modell immerhin 5 Jahre und dementsprechend wohl auch 2-3 CPU-Generationen.
AMD 7600X vs. 5600X: Voraussetzungen | Die größten Unterschiede
Schon bei unserem Prozessoren-Test der Zen 3-Generation entpuppte sich der AMD Ryzen 5600X als einer der spannendsten AMD CPUs der letzten Generation: In Spielen mit einer Auflösung über WQHD waren die Unterschiede zum damaligen Spitzen-CPU, dem 5900X, oftmals eher vernachlässigbar. Dafür konnte man mit dem 5600X ordentlich sparen und trotzdem auf eine gute Gaming-Leistung zurückgreifen. Auch deshalb waren wir sehr gespannt darauf, wie sich der offizielle Nachfolger, der Ryzen 5 7600X, schlagen würde – gerade im Vergleich mit der Vorgänger-Generation. Wie schon eingangs erwähnt ist eine aktuelle AM5-Plattform mit DDR5-Speicher zwingend erforderlich, um den Ryzen 7600X betrieben zu können: Mainboardtechnisch stehen euch sowohl X670E und X670-Mainboards zur Verfügung als auch die etwas günstigeren B650E- und B650-Chipsätze, die etwas schwächer ausgestattet sind, als die Gaming-Boards mit X670-Unterstützung.
Grundsätzlich hat sich an der Anzahl der Prozessorkerne zwischen den CPU-Generationen nicht geändert: Der Ryzen 7600X weist wie der 5600X erneut sechs Prozessorkerne mit insgesamt 12 Threads auf. Doch schon bei der Taktfrequenz der neuen Zen 4-CPU ist ein deutlicher Unterschied festzustellen: Während der 7600X mit einer Standardfrequenz von 4,7 GHz und einem Boost-Clock von 5,3 GHz taktet, sind es beim 5600X „nur“ 3,7 GHz Standardfrequenz und 4,6 GHz Boost-Frequenz. Während der L3-Cache mit 32MB gleichgeblieben ist, hat sich der L2-Cache beim Ryzen 7600X auf 6 MB verdoppelt. Last but not least ist der Ryzen 7600X allerdings auch deutlich leistungshungriger als der Vorgänger: Mit einer TDP (Thermal Design Power) von 105 Watt im Gegensatz zu den 65 Watt des Ryzen 5600X erfordert der neue Zen 4-Prozessor deutlich mehr Power als sein Vorgänger. Grundsätzlich bilden die reinen Spezifikationen der CPUs zwar einen ersten Anhaltspunkt, ob und inwiefern eine neue CPU-Generation schneller und leistungsstärker als die vorherige sein kann, doch die Wahrheit finden wir letztendlich nur in echten Gaming- und Produktivitäts-Benchmarks, zu denen wir im nächsten Abschnitt kommen.
Wie immer geht es uns in den Gaming-Benchmarks tatsächlich um die aktuelle Leistung von Spielen. Doch natürlich nutzen wir die Prozessoren auch für rechenintensive Programme und Prozesse wie bspw. den Schnitt mit DaVinci Resolve, das Bild-Editieren mit Adobe Photoshop usw.: Hier haben wir den Ryzen 7600X natürlich auch mit dem Ryzen 5600X verglichen und wirklich spanennde Ergebnisse gefunden. Beim beliebten Cinebench R23 Test, der unserer Meinung nach die generelle Leistungsfähigkeit der Prozessoren gut abbilden kann, schneidet der Ryzen 7600X beim Single-Core Test um knapp 21% schneller ab, als der 5600X. Beim Multi-Core-Test, also auch bei Anwendungen, die alle Kerne der CPU beanspruchen sind es sogar bis zu 26% mehr Leistung laut unserem Cinebench R23-Test. Konkret konnten wir auch bei einzelnen Anwendungstests, wie bspw. bei DaVinci Resolve, eine Leistungssteigerung von knapp 20% feststellen. Das ist natürlich für all jene essenziell, die den Prozessor nicht nur zum Gaming nutzen worden, da die reine Leistungssteigerung von Generation zu Generation mit bis zu 30% mehr Performance bei Multikern-Anwendungen wirklich beträchtlich ist.
AMD 7600X vs. 5600X: Mit verschiedenen Spielen getestet
Wir haben beide Prozessoren mit einer Nvidia Geforce RTX 3090 FE getestet (weitere Tests zur Validierung wurden später noch mit einem Setup mit einer Gainward Geforce RTX 4080 Phantom durchgeführt.). Unser Ryzen 5600X-Setup sah folgendermaßen aus: DDR4-3600 RAM von Corsair sowie ein Gigabyte X570 Aorus Pro-Mainboard. Beim Ryzen 7600X sah das AM5-Setup folgendermaßen aus: ein ASUS ROG Crosshair X670E Hero Mainboard sowie G.Skill Trident Z5 DDR5-6000 Ram-Speicher. Das System wurde mit einem Noctua NH-D15 gekühlt und im Standard-Takt für die Gaming-Tests betrieben (sowohl ohne Overclocking, also auch ohne den ECO-Modus des Ryzen 7600X) und natürlich kam eine schnelle PCIe 4.0 NVME-Festplatte zum Einsatz.
Wie immer unser Hinweis: Selbstverständlich ist uns bewusst, dass die wenigsten Konsumenten eine RTX 3090 bzw. eine RTX 4080 im System verbaut haben, doch gerade im Anbetracht von potenten Gaming-Builds, die man mit den aktuellen Prozessoren aufbauen will, wollten wir die GPU-Limitierung so niedrig wie möglich halten.
Wir starten unsere Tests gerne mit Cyberpunk 2077, weil das mittlerweile ordentlich oprtimierte Sci-Fi-Rollenspiel von CD Projekt RED das fast perfekte Beispiel dafür ist, warum es bei einem Prozessorvergleich mit den Vorgängergenerationen oftmals schwierig wird. Denn kaum ein anderes Spiel ist derart limitiert von Grafikkarten (selbst in der neuesten Generation) wie Cyberpunk 2077. Unsere Benchmark-Ergebnisse:
Cyberpunk 2077 (1080p Ultra Einstellungen, kein Raytracing oder DLSS)
- Ryzen 7600X: 120 FPS
- Ryzen 5600x: 112 FPS
Cyberpunk 2077 (1440p ULTRA Einstellungen, kein RayTracing oder DLSS)
- Ryzen 7600x: 97 FPS
- Ryzen 5600x: 95 FPS
Cyberpunk 2077 (4k Ultra Einstellungen)
- Ryzen 7600x: 47 FPS
- Ryzen 5600x: 47 FPS
In unserem Gaming-Test zeigte sich das altbewährte Problem: Während in Full-HD-Auflösung zumindest ein spürbarer Unterschied von ca. 7% bemerkbar ist, verringert sich dieser Umstand bei WQHD bereit auf knapp über 2% und verschwindet bei 4K-Auflösung komplett, weil das Spiel dann GPU-limitiert ist.
Bei CS:GO, immer noch einem der beliebtesten eSports-Titeln überhaupt, sieht der Sacherhalt etwas anders aus. Das Spiel hat bereits einige Jährchen auf dem Buckel und ist generell auf deutlich ältere Systeme ausgelegt, weshalb der Anspruch an eine moderne Grafikkarte eher gering ist und tatsächlich eher die CPU zum Flaschenhals wird. Hier hatten wir einige der größten Unterschiede zwischen dem Ryzen 5600X und dem Ryzen 7600X:
Counter-Strike: Global Offensive (1080p Max-Einstellungen)
- Ryzen 7600X: 427 FPS
- Ryzen 5600x: 348 FPS
Counter-Strike: Global Offensive (1440p Max Einstellungen)
- Ryzen 7600x: 425 FPS
- Ryzen 5600x: 338 FPS
Counter-Strike: Global Offensive (4K MAX-Einstellungen)
- Ryzen 7600x: 412 FPS
- Ryzen 5600x: 339 FPS
Tatsächlich sind für eSportler hohe Framerates durchaus relevant, schließlich kommt es nicht nur auf schnelle Reaktionszeit an, sondern auch auf möglichst niedrige Latenzen. Hier kann sich der Ryzen 7600X deutlich vor dem Vorgänger absetzen: Bei 1080p-Auflösung konnten wir einen beachtlichen Vorsprung von 23% beim Ryzen 7600X zum Ryzen 5600X feststellen. Bei 4K-Auflösung immerhin noch eine starke Differenz von 21% zwischen dem Ryzen 7600X und dem Ryzen 5600X.
Far Cry 6 ist eines unserer neuen Benchmark-Games und hier wollten wir die GPU-Limitierung so niedrig wie möglich halten, weshalb hier auch unseren RTX 4080 zum Einsatz kam. Auch hier setzt sich der Ryzen 7600X mit unserem AM5-Build deutlich ab:
Far Cry 6 (1080p High Settings)
- Ryzen 7600X: 147 FPS
- Ryzen 5600x: 118 FPS
Far Cry 6 (1440p High Settings)
- Ryzen 7600x: 142 FPS
- Ryzen 5600x: 115 FPS
Far Cry 6 (4K High Settings)
- Ryzen 7600x: 130 FPS
- Ryzen 5600x: 108 FPS
Bei „Far Cry 6“ zeigt sich, dass das Spiel mit einer RTX 4080 bereits CPU-limiert, was dem Ryzen 7600X definitiv in die Karten spielt. Bei 1080p-Auflösung konnten wir ein starkes Plus von knapp 24% zum Ryzen 5600X verzeichnen. Bei 4K betruf der Vorsprung dann nur noch knapp 20%, was jedoch trotzdem ein wirklich gutes Ergebnis für den Ryzen 7600X darstellt.
Weitere Vergleichswerte zwischen dem Ryzen 5600X und dem Ryzen 7600X in weiteren Gaming-Bechmarks bei 1080p/Ultra-Settings:
Marvel’s Spider-Man (1080p Ultra Settings)
- Ryzen 7600X: 171 FPS
- Ryzen 5600x: 135 FPS
God of War (1080p Ultra Settings)
- Ryzen 7600X: 179 FPS
- Ryzen 5600x: 158 FPS
PUBG (1080p Ultra Settings)
- Ryzen 7600X: 217 FPS
- Ryzen 5600x: 203 FPS
Ryzen 7600X: Weitere wichtige Beobachtung bei unseren Tests
Grundsätzlich haben wir noch zwei wichtige Beobachtungen beim Testen des Ryzen 7600X gemacht: Zum einen kann die CPU im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich heiß laufen. Bei unserem „Blender“ bzw. „TimeSpy CPU-Test“ ist der Ryzen 7600X trotz guter Kühlung bis zu 88 Grad Celsius heiß geworden – die Maximaltemperatur liegt bei 95 Grad bevor die CPU schließlich Leistung abbaut. Eine gute Kühllösung mit einem starken klassischen Lüfter oder einer ordentliche Wasserkühlung, wie bspw. der ARCTIC Liquid Freezer II 360, die wir für viele Tests ebenfalls standardmäßig nutzen, ist quasi eine Voraussetzung.
Tatsächlich erreicht der AMD die Leistungsspitze bzw. die hohen Temperaturen nur seltem beim Zocken. Darüber hinaus hat der Ryzen 7600X den spannenden ECO-Mode an Bord, der sich im BIOS aktivieren lässt und das Power-Limit des Ryzen 7600X auf maximal 65W limitiert. Das sorgt nicht nur dafür, dass der Prozessor deutlich weniger Strom aufnimmt, sondern natürlich auch deutlich kühler läuft. Tatsächlich ist der Einfluss auf viele Gaming-Aufwendungen gar nicht so groß, wie gedacht: Bei den meisten Spieler verzeichneten wir bei unseren Tests Leistungseinbußen von 1-5%, was das Aktivieren der ECO-Option definitiv sehr attraktiv und spannend macht.
Fazit zu Ryzen 7600X: Ist der Prozessor eine gute Wahl für euren Gaming-Build im Jahr 2023?
Tatsächlich hat der Ryzen 7600X uns bei unserem Gaming-Test vollends überzeugen können: Bei Full-HD-Auflösung und mit einer starken Grafikkarte ausgestattet konnte der Prozessor immer wieder ein Leistungsplus von bis zu 25% einfahren – von modernen Singleplayer-Spielen wie „Far Cry 6“ bis hin zu kompetitiven eSport-Titeln wie „CS: GO“. Zur Wahrheit gehört aber natürlich auch, dass Grafikmonster wie „Cyberpunk 2077“, die vor allem auf eine starke Grafikkarte Wert legen, die Unterschiede bei hohen Auflösungen wie 4K fast obsolet machen. Trotzdem empfehlen wir den 7600X ohne Einschränkungen, weil die Singlecore- und Multicore-Leistung grundsätzlich laut unseren Tests deutlich über der 20%-Marke gegenüber dem Ryzen 5600X landet, wovon eben auch Anwendungen wie Adope Photoshop, Adobe Premiere, DaVinci Resolve, Winrar usw. profitieren.
Nach einem kleinen Preisrutsch ist der Ryzen 7600X aktuell für knapp 269 Euro erhältlich, was in preislich absolut spannend macht. Allerdings gehört zum Umstieg auf die neue Ryzen-Generation eben nicht nur die neue CPU, sondern zwansläufig auch DDR5-Ram sowie ein neues Mainboard: Während Ersterer mittlerweile einigermaßen erschwinglich ist (DDR5-Ram-Kits mit 32 GB Speicher beginnen bei ca. 149 Euro), müsst ihr bei X670-Boards aktuell tief in die Tasche greifen: Vernüftig ausgestattete Boards beginnen bei ca. 300 Euro. Ein ASUS TUF-Gaming X670E-Plus WIFI ist bspw. aktuell für 365 Euro erhältlich. Das ist natürlich verdammt viel Geld für einen „simples“ Upgrade. Wer jedoch sein Gaming-Rig ganz neu aufstellt, bekommt mit AM5 auch ein Stück Zukunftsfähigkeit geboten: Denn zumindest die nächste CPU-Generation wird AMD definitiv noch unterstützen und DDR5-RAM ist letztendlich auch gekommen, um zu bleiben. Außerdem seid ihr dann auch schon für die spannenden X3D-Prozessoren von AMD gewappnet, die gerade im Gaming-Bereich mit dem großen Cache nochmal deutlich an Leistung zulegen. Das hat bereits der Ryzen 5800X3D bewiesen und wäre auch aktuell unsere Preis-Leistungstipp für all diejenigen, die bspw. noch nicht upgraden möchten und „günstig“ bspw. ihre AM4-Plattform mit einer starken Gaming-CPU erweitern wollen.
Wer den Schritt auf AM5 macht, ist mit dem Ryzen 7600X im Gaming-Bereich definitiv sehr gut auch für die nächsten Jahre und Spiele aufgestellt und bekomm einen flotten Prozessor geboten.
Für den Test wurde uns der Prozessor, der DDR5-Arbeitsspeicher sowie das Mainboard von AMD und den jeweiligen Partnern zur Verfügung gestellt.