Am Sonntagabend zeigt das ZDF die Rosamunde Pilcher-Verfilmung "Stadt, Land, Kuss". Wir sprachen mit Darsteller Günther Maria Halmer über den Dreh.
Es ist der erste neue Rosamunde Pilcher-Film, den das ZDF seit Beginn der Corona-Krise zeigt: Ursprünglich sollte „Stadt, Land Kuss“ im Frühjahr vergangenen Jahres in England gedreht werden. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Dreh jedoch auf den August verschoben werden. Nun ist der Film endlich fertig und es kann am Sonntag endlich wieder vor der romantischen Filmkulisse in Cornwall mit einer neuen Geschichte der Erfolgsautorin losgehen.
"Stadt, Land, Kuss": Darum gehts in der Pilcher-Verfilmung
Worum gehts? Luke hat eine leichte Form von ADHS und sorgt in der Schule für Ärger. Daher will seine Mutter Flora mit ihm die Sommerferien bei ihrer Mutter in Cornwall verbringen, um dort etwas zur Ruhe zu kommen. Doch Flora und ihre Künstler-Mutter sind sehr verschieden und haben es in der Vergangenheit kaum miteinander ausgehalten. Daher ist Flora bereits vor 14 Jahren weit weg in die Großstadt gezogen, wo sie bald Mutter wurde.
Im eigentlich ruhigen Cornwall dauert es jedoch nicht lange, bis Luke wieder Ärger hat. Er betritt den privaten Großgrundbesitz von Sir Henry, einen miesepetrigen Vogelkundler, der mit dem halben Dorf verkracht ist. Nachdem sich Luke eine Ohrfeige von Sir Henry eingefangen hat, will Flora Anzeige erstatten. Doch der Dorfpolizist Eric ist nicht nur Sir Henrys Vater, sondern auch Lukas Erzeuger und so macht Flora auf der Schwelle wieder kehrt, als sie realisiert, wen sie vor sich hat. Sie hat keine guten Erinnerungen an ihren Ex: Eric wollte damals, mit 17 Jahren, nämlich kein Kind.
Luke und der kauzige Sir Henry freunden sich währenddessen an und ahnen nicht, dass sie verwandt und Opa und Enkel sind...
In der Rosamunde Pilcher-Verfilmung "Stadt, Land, Kuss", die am Sonntagabend um 20.15 Uhr in der Herzkino-Reihe des ZDFs gezeigt wird, schlüpft Günther Maria Halmer ("Tatort“, „Ein Drilling kommt selten allein“, „Prinzessin Maleen“, „Der Polizist und das Mädchen“) in die Rolle des Außenseiters Sir Henry, der seinem Sohn, dem Dorfpolizisten, durch seine verbitterte Art immer wieder Ärger bereitet, und dessen Herz schließlich von dem 14-Jährigen Luke erweicht wird. TVMovie Online hatte vor der Ausstrahlung die Gelegenheit, mit dem Schauspieler über die Dreharbeiten während der Corona-Pandemie zu sprechen.
TVMovie Online: "Stadt, Land, Kuss" war Ihr erster Pilcher-Film. Wie wars?
Günther Maria Halmer: Mir hat der Dreh sehr gut gefallen. Man lernt neue Menschen und neue Gegenden kennen. Der Film spielt in Cornwall und die Gegend dort ist wunderschön. England ist ein schönes, interessantes Land. Und das ist ja auch ein Grund, warum die Rosamunde Pilcher-Filme so gern gesehen werden.
Hatten Sie vorher schon mal in Cornwall gedreht?
Ja, aber schon vor ewig langer Zeit. Das war vor über 40 Jahren, da habe ich schon einmal in England gedreht. Und dann habe ich mit meiner Frau und meinen Kindern, die damals noch sehr klein waren, Urlaub in Cornwall gemacht. Das war dann auch ein ganz anderes Cornwall als ich es jetzt erlebt habe. Damals war das noch ein Geheimtipp. Und diese kleinen Orte, die ich damals als kleine Städtchen kannte, die haben sich nun zu richtigen Hotspots für Touristen entwickelt. Nichtsdestotrotz bleibt die Gegend schön. Das war auch ein Grund, warum ich da so gerne hingefahren bin und für „Stadt, Land Kuss“ gedreht habe.
Die Arbeit an dieser Verfilmung war allerdings ganz anders als ihre vorherigen Projekte - dank Corona. Zunächst musste der Dreh verschoben werden. Wie war das für Sie?
Als mir die Rolle angeboten wurde, wurde mir gleich gesagt, dass es unsicher sei, ob überhaupt gedreht werden könne. Ich kam gerade von einer Tournee und anschließend wurde ja hier in Deutschland und auch in anderen Ländern alles streng reglementiert. Andere Pläne für Drehs habe ich nicht gehabt, denn man konnte gar nicht so sehr vorausplanen. Man war gezwungen, zu schauen, was aus diesem Jahr mit Corona wird.
Wie haben Sie den ersten Lockdown im Frühjahr verbracht?
Eigentlich wollte ich Theater spielen, aber das ist ja alles ausgefallen. So war ich am See oder Wandern. Die Hauptaufgabe war, dass man die Masken nicht vergisst und dass man nicht in irgendwelche Ansammlungen gerät. Verreisen konnte man ja auch nicht einfach, wohin und wie man wollte. Als dann die ersten Lockerungen kamen und man wieder in den Biergarten gehen konnte, hat dies auch nicht so richtig Spaß gemacht, weil man warten musste, ob man überhaupt reindarf, dann die Masken aufsetzen, Hände desinfizieren, unterschiedliche Ein- und Ausgänge beachten… Man ist permanent auf Vorsicht getrimmt. Das war in England bei den Dreharbeiten genauso. Man konnte nirgends mehr so unbefangen reingehen und sich hinsetzen.
Das ganze vergangene Jahr und auch immer noch spürt man die Grenzen, die Enge, die das Coronavirus mitbringt. Das ist schon eine gewisse Belastung. Und ich nehme an, für junge Menschen noch viel mehr. Das Angenehme im Alter ist, dass man nicht mehr arbeiten muss. Man bleibt halt zu Hause, die Kinder sind aus dem Haus. Man muss nicht gucken, wie das Kind betreut werden kann...
Wie bereitet man sich vor, wenn der Drehtermin immer wieder verschoben wird?
Man liest sich immer mal wieder das Drehbuch durch. Aber es ist auch nicht so, dass man in den Startlöchern steht. Man hat die Szenen im Kopf, mit denen man arbeitet. Und ob der Drehtermin dann verschoben wird, das ist dann für die Arbeit an sich nicht so wichtig. Ich bin ja auch schon lang genug dabei.
So 14 Tage vor Drehbeginn rief dann die Agentur an und sagte mir, dass es in zwei Wochen losgehen werde. Das war dann relativ kurzfristig, aber kein Problem.
War es für Sie überraschend, dass Sie überhaupt noch in England drehen konnten?
Ich habe permanent die Nachrichten gehört und verfolgt, wie sich die Lage in Großbritannien entwickelt und ob überhaupt andere Nationen in das Land gelassen werden. Aber wenn man kann ja nichts machen. Nur abwarten.
Mussten Sie vor Ihrer Einreise nach England bestimmte Vorkehrungen treffen?
Da musste schon einiges beachtet werden. Um überhaupt nach England einreisen zu können, musste ich drei DIN A4-Seiten ausfüllen. Dort musste ich genau angeben, wo ich mich wann in England aufhalten werde und mit welchen Transportmitteln ich dort hinkomme, um für den Fall mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können. Einen negativen Coronatest musste ich ebenfalls vorweisen. Sonst hätte ich gar nicht nach England reingekonnt.
In England war es zeitweise ja auch noch komplizierter als in Deutschland. Dort waren die Zahlen der Corona-Erkrankten teilweise höher als hier, dann gab es erst eine komplette Einreisesperre, bevor diese wieder gelockert wurde. Dass sich der Drehtermin weiter nach hinten verschoben hatte, hatte sicher auch mit vielen weiteren organisatorischen Dingen zu tun, die an einem solchen Dreh hängen wie das Buchen der Hotels. Denn auch diese hatten ja zeitweise geschlossen.
In Quarantäne mussten wir aber zum Glück nicht. Kurz vorher wurde das tatsächlich noch verlangt. Aber als der Drehtermin da war, war die Bestimmung schon wieder gelockert worden.
Wie war es, unter Corona-Bedingungen zu drehen?
Man wurde zwar mit einem negativen Test nach England reingelassen. Bevor es mit dem Drehen allerdings losgehen konnte, wurde dieser in England von einer Ärztin wiederholt.
Selbst wenn man mit Schauspielkollegen in einem Hotel untergebracht war, wurde jeder einzelne Schauspieler mit einem eigenen Fahrer abgeholt. Gemeinsam zum Drehort zu fahren, so wie es früher bei anderen Drehs üblich war, und sich so noch mal über seine Rolle auszutauschen, war nicht möglich. Und sowohl der Fahrer, als auch ich selbst hatten im Auto die Maske auf. Am Set angekommen, wurde jeden Morgen von der medizinischen Assistentin Fieber gemessen. Sonst hat man sich nach einem Drehtag oder am Wochenende auch mal mit den Kollegen an der Bar getroffen. Das war alles nun nicht möglich und der Austausch mit ihnen hat gefehlt. Jeder blieb für sich allein. Man hielt sehr streng die Corona-Vorschriften ein.
Da ich zwischenzeitig zehn Tage Drehpause hatte, bin ich in dieser Zeit wieder nach Deutschland gereist. Dann ging die gleiche Prozedur erneut los. Wieder ein Test, um Einreisen zu dürfen, wieder drei Seiten ausfüllen. Das war natürlich mit dem Risiko verbunden, dass ich dann nicht mehr reinkomme. Denn es hätte ja auch sein können, dass sich in der Zwischenzeit etwas verändert. Das war zum Glück nicht so. Und auch vor dem Drehen musste wieder erneut ein Test gemacht werden.
Rosamunde Pilcher-Filme leben ja auch von der Romantik und Berührungen. Musste darauf aufgrund der Corona-Auflagen verzichtet werden?
Nein, wir hatten ja alle den negativen Corona-Test.
In der Dokumentar-Reihe „Lebenslinien“ erzählen Sie, dass Ihr Vater Ihnen mal eine Backpfeife gegeben hat. Nun mussten Sie ihrem Film-Enkel ebenfalls eine Backpfeife geben. Hat Sie das zurückversetzt in Ihre eigene Kindheit?
Nein, die Rolle ergab sich so und ich konnte mich einfach gut in sie hineinversetzen. Den Mann, den ich in der Rosamunde Pilcher- Verfilmung spiele, ist jemand, der an dem Ort, in dem er wohnt, nicht so gern gesehen wird. Seine Frau ist früh gestorben. Er hat sich allmählich von der Welt abgekapselt und sich der Vogelbeobachtung gewidmet. Dass dann so ein unbekümmerter Junge das Herz des alten Mannes erweicht, das konnte ich mir gut vorstellen.
Ich habe übrigens sehr gerne mit dem Jungen - Leonard Artur Conrads, der in dem Film meinen Enkelsohn spielt - zusammengearbeitet. Er war ein netter, intelligenter Junge, der sehr professionell gearbeitet hat. Der ist auch schon ein routinierter Schauspieler und kein Anfänger mehr! Wenn der Text geändert wurde, war das für ihn kein Problem. Es war eine schöne Arbeit mit dem jungen Mann.
Luke wächst Ihrer Filmrolle sehr ans Herz. Sie selbst sind ebenfalls Großvater…
Ja, ich habe eine Enkelin, die noch ganz klein ist und bei ihren Eltern in Berlin lebt. Im Moment können wir ja nicht nach Berlin. Und so kann ich sie leider nicht herzen und habe da nicht die Möglichkeit den Opa zu spielen…
Der Mann, den Sie in „Stadt, Land, Kuss“ spielen, widmet sich der Beobachtung von Vögeln. Wie wichtig ist es Ihnen, auch mal zur Ruhe zu kommen und auszuspannen?
In meinem Alter ist es ja nun auch nicht so, dass man noch groß auf die Piste geht (lacht). Man geht viel spazieren oder trifft sich mit Freunden, wenn es denn möglich ist. Und ich reise gerne, wenn es möglich ist. So einen Dreh in einem anderen Land, macht mir daher nichts aus. Für die Jugendlichen ist diese Corona-Zeit sicher schwieriger: sie müssen sich finden, müssen sich kennenlernen. Und das muss ich ja in meinem Alter nicht mehr. Da ist alles schon geklärt und das ist sehr angenehm.
Haben Sie schon Pläne für nächste Drehs?
Nein, ich kann keine Pläne machen. Eigentlich hatte ich einen Vertrag bis Mitte Januar zum Theaterspielen. Ich habe zwar Anfragen für Filme, aber ob die dann wirklich stattfinden, das bleibt alles dahingestellt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Interview und Text: Stephanie Tantius