Dieser "Lonely Boy" ist gefährlich: In "You" spielt "Gossip Girl"-Star Penn Badgley den psychopathischen Stalker von Nebenan. Warum er zunächst überhaupt keine Lust auf die Rolle in der Netflix-Serie hatte und von welchen Dingen er privat schon besessen war, verriet er uns im TVMovie.de-Interview!
Mit investigativen Techniken und Menschengespür dürfte sich Darsteller Penn Badgley bestens auskennen: Schließlich war sein eigener Vater jahrelang als Journalist tätig. Doch für den 32-jährigen Darsteller, der vor allem durch seine ikonische Rolle in "Gossip Girl" weltberühmt wurde, war die männliche Hauptrolle in "You" bei Netflix alles andere als ein kleiner "Recherchejob".
Zwar ist Hauptfigur "Joe" ebenfalls ein "Lonely Boy" wie er im Buche steht, doch seine Sehnsucht nach Nähe treibt ihn in die Arme von "Beck", die plötzlich zu seiner absoluten Obsession wird. Aus einer romantischen Kennenlern-Story wird plötzlich ein psychothisches Katz-und-Maus-Spiel, das jeden Moment zu eskalieren droht.
Im Interview verriet uns Hauptdarsteller Penn Badgley nicht nur, warum er zunächst große Bedenken hatte die Rolle in "You" zu spielen, sondern auch welches fiese Ende er "Joe" in der Zukunft wünscht.
TVMovie.de: Wie hast du auf “Joe” reagiert, als du das Drehbuch das erste Mal gelesen hast?
Penn Badgley: Ich habe Joe gehasst. Mich hat das Projekt sehr gereizt, aber ich hatte keine Lust in die Haut dieses furchtbaren Typen zu schlüpfen - womöglich auch noch über mehrere Staffeln hinweg! Doch dann wurde ich neugierig, was die Macher zu Joes Geschichte zu sagen haben. Und das hat mich letzten Endes überzeugt. Ich habe mich hauptsächlich versucht auf seine Neugier und seine große Sehnsucht nach menschlicher Bindung zu konzentrieren. Doch jede Entscheidung, die er nach danach trifft, ist natürlich katastrophal (lacht)! Und vielleicht war ich auch deshalb erst etwas zurückhaltend, was die Rolle angeht. Aber nachdem die erste Staffel schon abgedreht ist, bin ich ziemlich glücklich mit dem Ergebnis.
Fällt es dir leichter die Rolle eines Psychopathen zu spielen mit dem du vermeintlich wenig gemeinsam hast?
Für mich war das ein Prozess, der auf zwei Ebenen stattgefunden hat: Zunächst ist Joe keine echte Person. Alleine diese Tatsache hilft mir schon dabei keine Distanz zu seinen schlimmsten Verhaltensweisen aufzubauen. Und dann geht es in einer zweiten Stufe auch um die Message, die die Serie vermittelt: Was passiert mit uns, wenn wir aggressives bzw. respektloses Verhalten nicht mehr erkennen können?
Ich glaube, wenn ich als Schauspieler mit Joe als Figur hadere, weil ich ihn einfach nicht mag, erinnere ich mich einfach an diese Idee, die Joe im Kontext der Serie ausdrücken soll. Und dann fällt es mir einfach leichter mich in ihn hineinzuversetzen. Für mich war es eine ziemliche Herausforderung, weil es nicht der übliche Weg war, wie ich mich mit meinen Rollen beschäftige.
Warum hat Joe so ein Bedürfnis zu zeigen, dass er der perfekte Partner für Beck ist und ihr klar zu machen, was sie in ihrem Leben vermeintlich vermisst?
Wenn ich es positiv formuliere, dann hat Joe einfach dieses unerschöpfliche Verlangen danach verstanden zu werden – und gleichzeitig jemand anderen zu verstehen. Doch außer diesem Aspekt ist seine Motivation ziemlich korrupt. Er will Beck nach seiner Vorstellung formen und sie zu der Person machen, die in seiner Fantasie lebt. Und das hat nichts mit der Realität zu tun. Aber er versteht das nicht.
Wir alle sind manchmal manipulativ. Im kleinen oder im großen Rahmen. Und wir sind es manchmal auch so, dass wir die Menschen in unserem Umfeld verletzen, aber natürlich nicht auf eine gewaltsame Art und Weise. Vielleicht hält uns Joe auch nur einen Spiegel vor und zeigt uns Momente auf, in denen unsere Motivation vielleicht nicht ganz so rein ist.
Warst du schon mal so besessen von jemanden oder jemand so besessen von dir?
Vermutlich gibt es jemanden da draußen, der wegen meiner Position möglicherweise so fasziniert sein könnte. Ich selbst war glaube ich nie auf eine Person so fixiert, aber habe früher ohne Ende Musik aufgesaugt. Das war für mich das Geheimnis zum Leben. Und es war auch nicht ganz so ungesund wie Joes Sucht (lacht).
Während der Serie fragt man sich oft: Sind wir zu leichtsinnig geworden, wie wir unsere privaten Informationen im sozialen Netz teilen?
Ich wäre glücklich, wenn die Serie irgendjemanden dazu bringen würde über seine Social-Media-Gewohnheiten nachzudenken. Aber mir ist gleichzeitig wichtig zu wissen, dass niemand plötzlich Paranoia empfindet, weil er die Serie gesehen hat. Wir sollten nicht noch zynischer oder paranoider werden.
Eine zweite Staffel wurde bei Netflix bereits bestätigt: Was können wir von "Joe" und seiner weiteren Reise erwarten?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Wir starten jetzt die Dreharbeiten von „You“ – Staffel 2 und ich durfte das Drehbuch bisher nicht lesen. Ich bin also genauso ratlos wie die Zuschauer!
Wenn du alle Freiheiten hättest: Wie sollte die Geschichte von Joe in Staffel 2 deiner Meinung nach aussehen?
Ich würde mir wünschen, dass Joe von einer schwarzen Frau brutal umgebracht wird. Bis dahin soll er aber keine Form von Wiedergutmachung erleben: Denn meiner Meinung nach gibt es für eine Person wie Joe in diesem Leben keine Erlösung. Ich würde aber gerne sehen, dass sich Joe weiter verändert und herausfindet, wie er wirklich weiterleben soll und auch zu sich selbst findet. Gleichzeitig sollte er auch die Konsequenzen davon spüren, was es heißt, solch eine Person zu sein. Und am Ende muss er eben sterben!
Interview & Text: David Rams
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