In dieser Woche erscheint der zauberhafte Film "Mrs. Harris und ein Kleid von Dior" im Kino. Wir hatten die Gelegenheit, mit Darstellerin Ellen Thomas zu sprechen...
„Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ erscheint am 10. November 2022 in den deutschen Kinos. Die Geschichte um die Putzfrau Ada Harris basiert auf dem Romanklassiker von Paul Gallico aus dem Jahr 1958. Das Leben von Ada Harris, gespielt von Lesley Manville nimmt eine Wendung, als sie sich auf eine abenteuerliche Reise von London nach Paris begibt, um einem Dior-Kleid nachzujagen. Aber geht es in dem Film wirklich nur um ein Kleid?
Ellen Thomas, die Violet Butterfield verkörpert, die beste Freundin von Ada Harris verrät uns im Interview unter anderem, was sie für die eigentliche Botschaft des Films hält …
TVMovie.de: Violet Butterfield ist ein richtiger Wohlfühl-Charakter. Sie bleibt an der Seite ihrer Freundin Ada Harris. Warum ist eine Freundschaft wie diese so wichtig für die Entwicklung von Ada?
Ellen Thomas: Ich glaube, jeder Mensch braucht eine Freundschaft wie die von Ada und Violet. Freunde, die sich gegenseitig unterstützen, füreinander da sind, ohne darüber zu urteilen, ob eine Idee vielleicht etwas verrückt klingt. Manchmal bedeutet das auch nur zuhören, wenn die andere Person sich über etwas auslassen will. Ich kann mich selbst so glücklich schätzen, zwei Freunde in meinem Leben zu haben, die mit mir durch dick und dünn gehen.
Selbst wenn das bedeutet, die Freundin dabei zu unterstützen, ans andere Ende der Welt zu reisen, um ein teures Dior-Kleid zu kaufen.
Absolut, Violet hat es Ada von Herzen gewünscht, dass ihr Traum in Erfüllung geht.
Wann war das letzte Mal, dass Sie sich einen Traum erfüllt haben?
Als ich elf Jahre alt war, habe ich angefangen, Ballett zu tanzen. Ich war fasziniert von der Musik, den schönen Tutus und der ganzen Atmosphäre. Da habe ich gemerkt, dass ich Geschichten erzählen möchte – damals durch Tanz und Musik und jetzt durch viele schöne Momente auf der Bühne, im Film oder Radio. Den Traum vom Geschichten erzählen habe unerbittlich und furchtlos verfolgt.
Das war sicher nicht einfach.
Man muss mutig sein, denn schwierige Zeiten kommen immer. Es gab Zeiten ohne Arbeit, dann habe ich gekellnert, geputzt oder an der Bar gearbeitet, nur um die Rechnungen zahlen zu können, bis ich wieder das tun konnte, was ich liebe.
Anhand Ihrer vielen Produktionen kann man sehen, dass Sie wirklich lieben, was sie tun – an 90 Produktionen waren Sie schon beteiligt. Zählen Sie da noch mit?
Oh nein, manchmal muss ich eher nochmal den Fernseher einschalten, um zu sehen, was was war. Aber jede Produktion ist auf die eigene Art besonders. Dieser Film war besonders schön! Ich kann mich sehr, sehr glücklich schätzen.
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Im Film wird die Gutherzigkeit von Ada Harris oft ausgenutzt. Glauben Sie, dass man auch zu nett sein kann?
Man darf sich nie ausnutzen lassen und die eigene Freundlichkeit zur Schwäche werden lassen. In meiner jamaikanischen Kultur haben wir ein Sprichwort „Tahlequah“, was bedeutet „klein – aber mächtig“. Ada Harris ist auf jeden Fall "Tahlequah"! Wenn man sie schlecht behandelt, schlägt sie zurück und lässt das nicht mit sich machen.
Am Set war Jenny Beavan, mehrfache Oscar-Gewinnerin, für die Kostüme zuständig. Wie war die Zusammenarbeit?
Jenny war großartig. Beim Fitting zeigte sie mir eine Jacke, die sie sich für Violet vorgestellt hat und ich brach in Tränen aus. Die Jacke erinnerte mich an die meiner verstorbenen Mutter und das löste so viele schöne Erinnerungen aus. Der Mädchenname meiner Mutter war auch Harris – ich hatte das Gefühl, dass sie mir ein Zeichen schickt und ganz nah bei mir ist.
Das klingt wunderschön! Haben Sie eine vergleichbare Sache in Ihrem Leben, die Ihnen so wichtig ist wie Ada Harris das Dior-Kleid?
Das klingt wahrscheinlich etwas traurig, aber es ist meine Karriere. Es gibt so viele wichtige und spannende Geschichten, die erzählt werden wollen! Besonders Geschichten über Frauen, die – egal in welchem Alter noch alles erreichen können. Ich möchte andere Frauen ermutigen, dass das Leben nicht vorbei ist, sobald die 50-Jahre-Marke geknackt wurde. Die Welt steht uns noch offen.
Der Film basiert auf einem alten Roman. Hatten Sie Bedenken, dass die Geschichte nicht modern genug ist?
Bevor ich zum Casting gegangen bin, habe ich das Buch gelesen und mich natürlich gefragt, wie das funktionieren soll. In dem Buch gab es meinen Charakter nicht oder eine schwarze Frau. Aber unser Casting Director Andy Pryor und Regisseur Anthony Fabian haben mir direkt versichert, dass das gesamte Skript ein Update bekommen hat und auch die Rollen andere Bedeutungen bekommen. Für Ada und Violet haben wir eine tolle Hintergundgeschichte geschaffen: Sie haben sich in der Waffenfabrik kennengelernt und sind seither beste Freundinnen und genießen ihr Londoner Leben zusammen. Das fand ich großartig, denn viele schwarze Menschen sind nach dem Krieg in London geblieben und Violet ist eine von Ihnen.
Violet und Ada sind starke unabhängige Frauen, die hart arbeiten – aber manchmal das Gefühl haben unsichtbar zu sein und ändern das. Würden Sie den Film als feministisch bezeichnen?
Ich denke es, ist ein wichtiger Film für jeden. Denn es wird deutlich, dass niemand unsichtbar ist. Jeder Mensch ist wichtig – die Gesellschaft versagt, wenn es bestimmte Jobs nicht gäbe. Ich glaube, das viele Menschen diese Botschaft aus dem Film mitnehmen werden: Du bist wichtig - und man weiß nie, ob es dein Traum ist, auf den die Welt wartet.
Interview & Text: Antonia Hartmann
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