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Kino

"Meine Stunden mit Leo" Emma Thompson: "Wir sind normale Körper nicht mehr gewohnt!"

Endlich startet der Berlinale 2022-Publikumsliebling "Meine Stunden mit Leo" in den deutschen Kinos. Wir sprachen mit den beiden Hauptdarsteller*innen Emma Thompson und Daryl McCormack über Intimität, enttäuschende Körperbilder und echte sexuelle Erfüllung.

Good Luck to You, Leo Grande
Wir konnten mit Daryl McCormack (l.) und Emma Thompson (r.) ausführlich über den exzellenten Kinofilm "Meine Stunden mit Leo" sprechen. Foto: Nick Wall
Inhalt
  1. Meine Stunden mit Leo: Von Kommunikation außerhalb der Komfortzone
  2. Emma Thompson: "Tinder ist keine sexuelle Revolution, sondern eine große Enttäuschung!"
  3. Emma Thompson: „Wir sind nicht mehr daran gewöhnt normale Körper im Kino zu sehen“

Ist es wirklich zu spät für guten Sex und einen echten Orgasmus? Für Nancy (brillant gespielt von Oscar-Preisträgerin Emma Thompson), die Protagonistin von "Meine Stunden mit Leo", lautet die Antwort: „Nein!“ Nach dem Tod ihres Mannes nimmt Nancy Stokes, eine pensionierte Lehrerin, ihren Mut zusammen und engagiert den jungen männlichen Sexarbeiter Leo (ebenso brillant: Daryl McCormack), um ihre sexuell unerfüllten Vorstellungen endlich ausleben zu können. Dass sich ein Leben von sexueller Repression jedoch nicht einfach auf Knopfdruck um 180 Grad wandeln lässt, muss nicht nur Nancy beim ersten Treffen mit Leo im schicken Designer-Hotel feststellen, sondern auch ihr junger Partner.

Für Schauspieler Daryl McCormack, bekannt bspw. durch seine Rollen in „Peaky Blinders“ und „Das Rad der Zeit“, ist einer der Kernpunkte des Films, dass Sexualität eben auch mit Kommunikation beginnt: "Der Film ist in erster Linie auch eine Diskussion darüber, wie wir uns als Menschen aufeinander einlassen und unsere Sehnsüchte und unsere Verwundbarkeit miteinander teilen. Aber natürlich steht uns bei diesem Prozess auch die Scham bzw. die Gesellschaft im Weg. Wie die beiden in ihren Gesprächen immer mehr Intimität zueinander finden, ist für mich der Kernpunkt des Films“, so McCormack im Interview mit TVMovie.de am Rande der Berlinale 2022.

 

Meine Stunden mit Leo: Von Kommunikation außerhalb der Komfortzone

Meine Stunden mit Leo
Daryl McCormack und Emma Thompson in "Meine Stunden mit Leo" Foto: WILD Bunch Germany

Tatsächlich ist bei Nancy und Leo auch der Weg das Ziel: Denn beide haben natürlich gewisse Vorurteile und Vorstellungen davon, wie ihr jeweiliges Gegenüber, eine pensionierte Lehrerin und ein junger Sexarbeiter, zu ticken haben. Für Thompson lag der Reiz in der Rolle eben auch darin, dass sich Nancy für jemanden, der komplett außerhalb ihrer eigenen Komfortzone liegt, öffnen muss: "Für mich ist es eine Art von Reise, die der Film zeigt, wie wir gewisse Vorstellungen von unserem Gegenüber haben und die sich im Verlauf von Gesprächen komplett auflösen. Diese zwei Menschen hätten sich nicht unter normalen Umständen getroffen. Was man daraus mitnehmen kann, ist die Erkenntnis, wie wichtig Gespräche sind. Und was es bedeutet wirklich miteinander zu reden, um bspw. eine Person wirklich kennenzulernen, die normalerweise außerhalb der eigenen Komfortzone gewesen wäre."

Und geredet wird tatsächlich viel: Zum Großteil spielt „Meine Stunden mit Leo“ in einem einzigen Raum. Ein abgeschlossenes kleines Setting, fast ohne Requisiten. Immer im Fokus der Kamera: Emma Thompson und Daryl McCormack. "Wir mussten jeden Tag zwölf Seiten Dialog lernen. Das war natürlich herausfordernd, weil man die Dialoge wirklich perfekt beherrschen musste. Aber letztendlich hilft das begrenzte Setting auch die Dinge so richtig überspringen zu lassen. Es war also gleichzeitig limitierend, aber auch befreiend für uns“, so Thompson im Interview mit TVMovie.de. Auch ihr Co-Star pflichtet ihr bei: "Es hat Spaß gemacht, aber war auch sehr herausfordernd. Es spielt sich zum Großteil in einem Raum ab und es gibt nichts, was daneben passiert. Wir mussten uns deshalb komplett aufeinander verlassen und dieses Thema gemeinsam erforschen. Es war gleichzeitig beängstigend, herausfordernd und auch sehr spaßig. Und natürlich bedeutungsvoll."

 

Emma Thompson: "Tinder ist keine sexuelle Revolution, sondern eine große Enttäuschung!"

Doch was wäre eigentlich, wenn Nancy in der heutigen Zeit „groß“ geworden wäre und Dating-Apps wie „Tinder“ zur Verfügung gehabt hätte? Hätte sich das für sie wie eine sexuelle Revolution angefühlt? Das glaubt Emma Thompson kaum: "Tinder ist für mich keine sexuelle Revolution, sondern für die meisten Menschen eine große Enttäuschung. Man trifft sich und hat Sex, aber letztendlich ist es komplett bedeutungslos." "Leo"-Darsteller Daryl McCormack sieht das ähnlich: „Es hat etwas von einer Transaktion: Wir begutachten und bewerten eine Mini-Biografie mit 10 Bildern. Es ist rein aufs Körperliche fokussiert. Um die Verwundbarkeit und das Kennenlernen geht es gar nicht."

Tatsächlich steht Nancy für Emma Thompson für eine große Anzahl an Frauen, die niemals gelernt hätten, wie befreiend und wichtig die Erkundung der körperlichen Lust für sie sein könnten: "Nancy deutet schon an, dass es in ihrer Generation Frauen gibt, die sexuell deutlich aktiver sind als sie. Aber sie kennt es nicht anders. Sie lebt in einer kleinen Stadt und macht eigentlich alles so, wie es von ihr erwartet wird. Sie heiratet. Sie bekommt Kinder. Ihr wird beigebracht sich zu beherrschen, sozusagen ein 'gutes Mädchen' zu sein. Und natürlich gehörte es nicht dazu sich mit den Freuden des eigenen Körpers zu beschäftigen."

Auch deshalb sei alles, was in „Meine Stunden mit Leo“ passiert, auch deutlich revolutionärer, als das „Wegswipen“ von vermeintlich perfekt-inszenierten Körperbildern bei Tinder & Co.: "Dort geht es nur darum, was das Kino und die Medien sowieso schon in den letzten Jahrzehnten propagiert haben, nämlich eine Version des menschlichen Körpers zu präsentieren, die unrealistisch und unerreichbar ist und zu der man unnötigerweise aufschaut. Das führt zu dieser immensen sexuellen Enttäuschung, die wir schon angesprochen haben. Der Film zeigt eine andere Form der Erfüllung, die äußerst selten ist, aber eben nur über echte Kommunikation passieren kann."

 

Emma Thompson: „Wir sind nicht mehr daran gewöhnt normale Körper im Kino zu sehen“

Viel wurde zur vermeintlich zentralen Nacktszene des Films bereits berichtet. Dass ein nackter Körper einer 63-Jährigen dermaßen viel Aufmerksamkeit erzeugt, sieht Emma Thompson auch als Teil des Problems und der Diskussion: “Die ganze Story läuft auf den Punkt hinaus an dem Nancy endlich bereit ist ihren Körper zu akzeptieren. Es ist ein unbehandelter Körper. Ein normaler Körper. Und wir sind nicht mehr daran gewöhnt normale Körper im Kino zu sehen.“

"Meine Stunden mit Leo" ist seit dem 14. Juli 2022 im Kino zu sehen. Den Trailer zum Film seht ihr hier:

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