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Netflix, schäm dich! So geht man nicht mit Vergewaltigungsvorwürfen um!

In der Reunion-Folge von „Love Is Blind: Brazil“, Staffel 4 berichtet Teilnehmerin Ingrid, sie sei von Ehemann Leandro vergewaltigt worden. Unfassbar, wie lapidar Netflix damit umgeht!

"Love is Blind: Brazil"-Teilnehmerin Ingrid wirft Ehemann Leandro Vergewaltigung vor
Die „Love Is Blind: Brazil“-Kandidatinnen der 4. Staffel scharen sich um Ingrid, als diese von sexuellen Übergriffen berichtet. Foto: Netflix
Inhalt
  1. „Love Is Blind: Brazil“-Teilnehmerin Ingrid konfrontiert Ehemann Leandro nach sexuellen Übergriffen  
  2. Ingrid Santa Rita muss Reunion-Dreh nach Schilderung traumatischer Erlebnisse abbrechen
  3. Netflix versagt im Umgang mit sensiblem Thema auf ganzer Linie
  4. Wölfe im Schafspelz gibt es überall, Vergewaltigung ist keine Seltenheit

Kommentar: Es ist relativ offensichtlich, dass die Produktion nicht wusste, was Ingrid Santa Rita bei der Aufzeichnung der bereits vor einigen Wochen erschienenen Wiedersehens-Folge von „Love Is Blind: Brazil“ sagen würde, als man sie nach ihrem Beziehungsstatus mit Show-Ehemann Leandro Marçal fragte. Der Dreh dürfte mittlerweile aber schon eine Weile zurückliegen – und trotzdem haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, die Szene in völlig pietätloser Weise zu präsentieren und die Folge trotz der unbeholfenen Reaktion der Moderatoren und des seltsamen Verhaltens der übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer online zu stellen. Es wäre genügend Zeit geblieben, eine Trigger-Warnung einzubauen und das Publikum vorzuwarnen. Stattdessen zeigte man mehrere Minuten Hölle salopp zwischen Patricks Ausführungen über seine Haartransplantation und Renatas Selbstbeweihräucherung.

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„Love Is Blind: Brazil“-Teilnehmerin Ingrid konfrontiert Ehemann Leandro nach sexuellen Übergriffen  

Bevor Ingrid zu sprechen begann, wies absolut nichts darauf hin, dass es gleich um einen sexuellen Übergriff gehen würde. Dass es kein Happy End für sie und Leandro gegeben haben konnte, ließ sich aber bereits den versteinerten Gesichtern der beiden entnehmen, während ein Zusammenschnitt ihrer schönsten „Love is Blind“-Momente und der Hochzeit gezeigt wurde. Nach einem kurzen Schlagabtausch über die Wohnsituation und die Familien des Paares schnitt die sichtlich angespannte Ingrid dann das Thema Sexualität an: „Als ich dich als Ehemann ausgewählt habe, bin ich davon ausgegangen, dass du, da du drei […] Schwestern hast, weißt, was du nicht tun solltest ...“ Dann schilderte sie, wie Leandro nach der Hochzeit im gemeinsamen Zuhause abgewartet habe, bis sie eingeschlafen sei, um sich ihr sexuell zu nähern.

Das Wort Vergewaltigung fällt in der Episode kein einziges Mal, trotzdem weiß jeder, worum es geht. Mehrfach fordert Ingrid Leandro auf, zu benennen, was er mit ihr gemacht hat. Dieser Bitte kommt er zwar nicht nach, bestreitet aber auch an keiner Stelle ihre Vorwürfe. Er wisse, dass das, was er getan habe, falsch sei, versichert er. Doch er habe versucht, das Problem um seine Erektionsstörungen „alleine zu beheben“.

 

Ingrid Santa Rita muss Reunion-Dreh nach Schilderung traumatischer Erlebnisse abbrechen

Während Ingrid erzählt, wie sie nachts immer mehr Klamotten getragen habe, um sich vor Leandro zu schützen, werden die entsetzten Gesichter der übrigen Kandidaten eingeblendet. Ingrid bricht schließlich in Tränen aus, bittet um ein Glas Wasser und muss die Aufzeichnung dann ganz abbrechen. Das Moderatoren-Paar Camila Queiroz und Klebber Toledo ist mit der Situation sichtlich überfordert, bittet Leandro dann höflich, ebenfalls zu gehen – und macht dann nach einem kleinen Einschub darüber, wie dankbar man für die Offenheit der Beteiligten sei, quietschvergnügt weiter. Teilnehmerin Renata, die sich kurz zuvor noch unterstützend an Ingrid gelehnt hatte, steht auf und gibt „Love Is Blind: Brazil“-Ehemann Alexandre einen leidenschaftlichen Kuss, bevor sie über ihre „nicht monogame Beziehung“ mit ihm und ihren eigenen ikonischen Status philosophiert. Dabei lacht sie viel, auch die übrigen Anwesenden wirken wieder ganz vergnügt. Nächster Programmpunkt: Es wird darüber diskutiert, ob Ariela verrückt oder Evandro unehrlich ist – und am Ende kündigt Camila an, man werde nun „das Internet zerstören“, bevor Patrick seinen Hut abnimmt und das Ergebnis seiner Haartransplantation präsentiert – als wäre das die Szene, die später im Netz Gesprächsthema Nummer eins sein wird. Wie betont lässig und ausgelassen die Beteiligten dabei sind, kann man sich kaum anschauen.

„Love is Blind: Brasilien“, Staffel 4: Welche Paare sind verlobt?
Camila Queiroz und Klebber Toledo machen in der Reunion-Folge gute Miene zum bösen Spiel! Foto: Netflix
 

Netflix versagt im Umgang mit sensiblem Thema auf ganzer Linie

Als die Episode fertig ist, bleibt ein Gefühl der Irritation zurück – und der Wut. Was zur Hölle mussten wir uns da gerade anschauen? Wieso wird so getan, als sei eine Vergewaltigung eine Randnotiz? Netflix, wie kann man das alles genau so senden? Wieso bricht man eine Aufnahme nicht ab, wenn etwas derart Schlimmes ans Licht kommt, und lässt die anderen Teilnehmer zu einem späteren Zeitpunkt ihre Geschichten erzählen, statt einfach das Standardprogramm abzuspulen, als wäre nichts gewesen? Und wieso blendet ihr am Ende nicht mal Hilfsangebote für Betroffene ein? Schlimmer hättet ihr die Angelegenheit gar nicht "lösen" können! 

 

Wölfe im Schafspelz gibt es überall, Vergewaltigung ist keine Seltenheit

Natürlich trägt Netflix nicht die Verantwortung für die Handlungen seiner Show-Teilnehmer, denn Wölfe im Schafspelz gibt es überall und immer wieder. Wer glaubt, Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe seien heutzutage ein Randphänomen, der geht am Leben vorbei. Doch Netflix trägt die Verantwortung dafür, wie es mit solchen Themen umgeht – und hat auf voller Linie versagt!

Hinweis der Redaktion: Wenn du selbst Opfer von sexuellen Übergriffen oder Missbrauch wurdest, kannst du dich an das „Hilfetelefon für Opfer sexuellen Missbrauchs“ wenden. Dieses erreichst du telefonisch unter 0800-22 55 530 oder per E-Mail an [email protected]. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.



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