Für mich ist "Longlegs" der beste Horrorfilm des Jahres. Ich würde gern erklären, woran das liegt - und warum nicht alle meiner Meinung sind.
Wenn es um Grusel geht, um ein Gefühl der Angst und des Unbehagens, um den Terror, der entweder im Übernatürlichen oder Alltäglichen lauert, gibt es unter Horrorfilm-Fans mehr Meinungen als es Filme dieses Genres gibt. Es macht hier gar keinen Sinn, sich zu streiten. Zu diskutieren, ja, aber nicht streiten. Deswegen möchte ich hier darüber diskutieren, dass "Longlegs" der beste Horrorfilm ist, den ich dieses Jahr gesehen habe.
Der Horror in "Longlegs"
Zu Beginn möchte ich kurz aufzeichnen, was für mich einen guten Horrorfilm ausmacht. Es sind nicht die Splatter-Elemente, es ist nicht der maskierte Killer, der Machete schwingend knapp bekleideten Teenagern hinterherläuft, und es ist ganz sicher nicht die Menge an Kunstblut, die auf die Kameralinse spritzt. Ich bin ein Freund dessen, was ich als psychologischen Horror bezeichne.
Jeder gute Filmemacher weiß, dass das, was man nicht sieht, viel gefährlicher und unheimlicher ist, als das meiste, das man auf der Leinwand zu sehen bekommt. Das Spiel mit dem Ungewissen. Anspielungen, Andeutungen. Die Vorstellungskraft des Menschen ist sein größter Feind. Angsteinflößend ist nicht, dass jemand tötet, sondern warum. Angst ist zu wissen oder ahnen, dass das Böse sich überall praktisch verbergen kann, in der Familie, im Freundeskreis, in einem selbst. Das ist einer der Gründe, warum ich Filme von David Lynch so liebe, auch wenn ich sie nicht als Horrorfilme bezeichnen würde. Weitere Streifen aus den vergangenen Jahren, bei denen dieser Horror dominiert, wären zum Beispiel "Hereditary" (2018), "Midsommar" (2019) oder auch "Der Babadook" (2014).
Und "Longlegs" bietet genau diese Art von Horror, meine Art von Horror.
"Das Schweigen der Lämmer" trifft auf David Lynch
Lee Harker (Maika Monroe) ist eine junge FBI-Agentin, die, wie schon in den ersten Minuten von "Longlegs" klar wird, übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Aufgrund ebendieser Fähigkeiten wird sie mit einer mysteriösen und seit Jahrzehnten andauernden Mordserie betreut. Als Tatverdächtiger kristallisiert sich ein Unbekannter (Nicolas Cage) heraus, der nur als "Longlegs" bekannt ist.
Der Film bietet einige übernatürliche Elemente, ja, und auch wenige, dafür aber auch sehr grafische Gewaltdarstellungen. Die größte Stärke von "Longlegs" ist aber seine Stimmung und sein unwiderstehliches Spiel aus unheilvollen Kameraeinstellungen, die die permanente Gefahr sowohl bei der Hauptfigur als auch beim Zuschauer beschwören, und dem für einen Horrorfilm so essenziellen Sound-Design.
Die Genialität von "Longlegs" liegt nicht in seiner Story, sondern der Art und Weise wie Regisseur Oz Perkins diese erzählt. Der Film ist ein einziges Stimmungsbild, in das man sich hinfallen lassen muss. Für mich ist der Film eine Mischung aus "Das Schweigen der Lämmer" (1991) und der Creepiness der Filme des bereits erwähnten David Lynch.
Einen großen Beitrag zu diesem Bild tragen auch die Darsteller*innen bei, allen voran Nicolas Cage, der unter dem Longlegs-Make-up kaum wiederzuerkennen ist. Seine Rolle ist so creepy, so befremdlich, dass sieÜ* einem nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht.
"Longlegs" streamen und im Heimkino sehen
All das ist nicht für jeden. Ich weiß, dass viele Zuschauer*innen den Film, der am 8. August in die deutschen Kinos kam, so gar nicht gut finden. Trotzdem steht für mich fest: "Longlegs" ist der (bisher) beste Horrorfilm des Jahres.
Hast du jetzt Blut geleckt und möchtest dir deine eigene Meinung bilden? Dann habe ich gute Nachrichten für dich – na ja, halbwegs, denn der Horrorfilm ist demnächst im Stream verfügbar. Genauer ab dem 31. Oktober (wie passend), dann ist "Longlegs" unter anderem bei Prime Video im Stream zum Kauf erhältlich.
Alternativ kannst du dir den Schocker auch in physischer Ausführung nach Hause holen. Ab dem 15. November ist der Film auf DVD, Blu-ray sowie 4K UHD im Handel verfügbar und ab sofort vorbestellbar. Für wahre Fans empfiehlt sich das 4K-Mediabook zu "Longlegs".
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