„Baby Reindeer“ alias „Rentierbaby“ auf Netflix erzählt die Geschichte einer Stalkerin. Doch die „echte Martha“ findet, sie sei in Wahrheit das Opfer. Alle haarsträubenden Details.
Die „echte Martha“ hat bereits vor Wochen rechtliche Schritte gegen „Baby Reindeer“-Schöpfer Richard Gadd und Netflix angekündigt und diese Drohung nun in die Tat umgesetzt, denn sie sieht sich selbst als Opfer. Man habe die Tatsachen verdreht, sie durch die Serie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, denn nun werde sie von tausenden Menschen gestalkt und beleidigt. All das behauptete die Frau, die anonym bleiben wollte, bereits kurz nach dem Start der Serie in einem Interview mit „Mail Online“, nachdem die Internet-Community sie ausfindig gemacht hatte und teils sogar mit Mord bedroht haben soll.
Das nervenaufreibende Stalking-Drama, das in der deutschen Übersetzung „Rentierbaby“ heißt und bei Netflix derzeit auf Platz 1 der Streaming-Top-10 rangiert, basiert auf den wahren Erfahrungen von Richard Gadd, der nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch in der Hauptrolle als Donny Dunn zu sehen ist. Vor rund zehn Jahren soll eine ältere Dame eine krankhafte Fixierung auf ihn entwickelt haben und ihm über einen Zeitraum von rund 4,5 Jahren 41.071 E-Mails, 744 Tweets, insgesamt 106 Seiten Briefe und 350 Stunden Voicemail-Nachrichten schickt haben. Gadd gab an, die „echte Martha“ nicht nur umbenannt, sondern soweit verändert zu haben, dass er glaubte, sie würde sich selbst nicht wiedererkennen. Doch Menschen im Netz scheinen sie trotz allem identifiziert zu haben – mit heftigen Konsequenzen.
„Baby Reindeer“: „Echte Martha“ erzählt im Interview ihre Version der Geschichte
Die echte Stalkerin findet, Gadd schikaniere „eine ältere Frau, um Ruhm und Reichtum zu erlangen“. Er benutzte die Serie, um sie zu verfolgen. „Ich bin das Opfer. Er hat eine verdammte Show über mich geschrieben“, so die Frau. Weiterhin wirft sie dem Serienschöpfer vor, am „Hauptcharaktersyndrom“ zu leiden. Was ihr anscheinend besonders aufstößt, ist zum einen die Wahl der Hauptdarstellerin Jessica Hunning („Sie sieht irgendwie aus wie ich, nachdem ich während des Lockdowns zugenommen habe, aber ich bin nicht wirklich unattraktiv“) sowie der Titel der Show. „Ich habe noch nie ein Rentierbaby-Kuscheltier besessen und hätte mit Richard Gadd auch kein Gespräch über ein Kinderspielzeug geführt“, behauptet sie.
Doch nur weil die Serie auf wahren Begebenheiten basiert, bedeutet das natürlich nicht, dass jedes kleinste Detail der Realität entspricht. Kreative Freiheiten sind an der Tagesordnung, wenn Formate geschaffen werden, die einen wahren Hintergrund haben. Herauszufinden, wer wirklich für sein Leid verantwortlich ist, ist laut Gadd „nicht der Sinn der Show“. Mehrfach ermahnte der Schriftsteller, Schauspieler und Comedian das Publikum, keine eigenen Schritte zu unternehmen. „Menschen, die ich liebe, mit denen ich zusammengearbeitet habe und die ich bewundere (einschließlich Sean Foley), lassen sich zu Unrecht in Spekulationen verwickeln“, so Gadd kürzlich in seiner Instagram-Story.
Richard Gadds Stalkerin sieht sich als das wahre Opfer
Ob es sich bei der Dame, die der „Daily Mail“ nun ein Interview gegeben hat, um die Person handelt, die gegenüber „The Scottish Sun“ namentlich in Erscheinung trat, ist unklar. Letztere hat aber tatsächlich einiges mit der Serien-Martha gemeinsam. So soll sie vor Gadd einen britischen Politiker und seine Ehefrau belästigt haben. Sie will jedenfalls rechtlichen Schritten gegen Netflix einleiten und gelobte, ihnen „in den Arsch zu treten“. Die Interviewpartnerin der „Daily Mail“ wiederum hat Jura studiert, drückt sich ebenfalls sehr vulgär aus und ist ebenfalls älter als Richard Gadd.
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Im Gespräch betonte sie, auch seitens ihres Stalkingopfers habe es sexuelle Anspielungen gegeben. „Er sagte: ‚Kann ich deine Vorhänge aufhängen?‘ Das ist ein Euphemismus für die Aussage, dass man mit jemandem schlafen möchte.“ Auch hierauf geht der Serienmacher in „Baby Reindeer“ ein, macht keinen Hehl daraus, sich schuldig zu fühlen, einer psychisch instabilen Frau aus Unsicherheit gemischte Signale gesendet zu haben. Für die „echte Martha“ steht fest: „Er glaubt immer, er stehe im Mittelpunkt des Geschehens.“ Sie sei jedoch nicht diejenige, die Shows über Richard Gadd schreibe und ihn in die Medien zerre. „Wenn er gewollt hätte, dass ich anonym bleibe, hätte er das tun können. Gadd sollte mich in Ruhe lassen.“
„Crooks“ erzählt zwar keine wahre Geschichte, doch auch hier steht ein echtes Problem im Zentrum: die Clankriminalität (in Berlin). Warum echte Kriminelle die Serie lieben werden, erzählten uns die Hauptdarsteller im Interview: