Die Sehnsucht nach ihrer Heimat lässt viele Bulgaren nicht los. Jung und gut ausgebildet sind sie einst in den Westen gegangen, doch nun kommen sie zurück und erobern sich Stück für Stück das Land, das sie einst verlassen hatten. Ein Land mit faszinierenden Bergwelten, wilden Schluchten, glitzernden Seen und einsamen Tälern. Ein fruchtbares Land, in dem fast alles gedeiht. Der IT-Boom in der Hauptstadt Sofia hat diese Bewegung ausgelöst. Nun ist eine junge Mittelklasse entstanden, die in ihrer Heimat so leben will, wie sie es aus den westlichen Metropolen kennt. Sie haben nicht nur Hoffnungen und Erwartungen, sondern eine Menge Ideen im Gepäck, wie Bulgarien wieder mit pulsierendem Leben gefüllt werden kann. Alexander Deridschan und Emilia Vedinowa haben in München studiert. Aber die Sehnsucht nach aromatischem Gemüse und sonnengereiften Früchten, nach dem Geschmack und Geruch ihrer Kindheit, hat sie zurück nach Sofia gehen lassen. Zurück in ihrer Heimat vermissten sie das deutsche Brot. In ihrem Café HleBar verbinden sie das Beste aus beiden Welten. Und so ist der coole Laden, der so auch in Berlin oder Kopenhagen Erfolg haben könnte, zum Dreh- und Angelpunkt der Rückkehrerszene geworden. Wenn der weltweit gefragte Restaurator Boris Delchev nach Jahren in Frankreich ein Croissant essen will, kommt er genauso vorbei wie Baubiologe Dobromir Mashev. Der möchte im Dorf Dolni Rakovets, 70 Kilometer von Sofia entfernt, ein Zentrum für biologisches Bauen errichten. Dafür muss er allerdings erstmal die halbverfallene ehemalige Schule wieder aufbauen. Galina Dekova hat sich gleich eine ganze Region vorgenommen. Ihr zukünftiger Arbeitsplatz liegt in Bulgariens Bergbauzentrum Pernik. Dort übernimmt sie das Museum und will den "Lost-Places-Charme" des alten Kohlereviers für junge Leute attraktiv machen. Alles, was den Bulgaren früher peinlich war, finden die Rückkehrer auf einmal cool. Selbst die Knoblauchketten, die einst auf jeder Veranda hingen. Vladimir Georgiev will die Balkanknolle wieder hip machen. Aber natürlich nur die besonders gesunde aus seinem Dorf. Denn dort wächst sie auf Mineralwasser, Und darauf schwört er. Bis jetzt wurden die Rückkehrer von den Daheimgebliebenen eher mitleidig belächelt. Doch langsam lassen sie sich auch von deren Elan und Tatkraft anstecken.
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