Wie gut ist Kingdom Come: Deliverance 2 wirklich? Entpuppt sich die Mittelalter-Simulation als echtes Highlight 2025? Unser Test liefert die Antwort!
Ich habe Soldaten bestohlen. Ich habe ein Pferd geklaut und wurde dafür auf dem Hauptplatz bloßgestellt. Ich habe einen betrunkenen Jäger huckepack getragen und mich bei seinen besoffenen Weganweisungen regelmäßig totgelacht. Ich habe ein Pferd aus einem Banditen-Camp befreit, nur um kurz darauf fast an einer Lebensmittelvergiftung zu krepieren. Ich habe mich mit unzähligen Protagonist:innen geprügelt, duelliert und sie letztendlich auch getötet. Ich habe einen Fiesling gefoltert und mich moralisch in einer Zwickmühle gefühlt, ob meine Entscheidungen nicht doch verwerflich seien. Ich war dabei, als ein Gut angezündet und alle Anwesenden umgebracht wurden – und auf dem Rückweg habe ich noch aus vielen Kilometern Entfernung die Flammen in einer dunklen Mittelalter-Nacht gesehen. Was mir „Kingdom Come: Deliverance 2“ an großartigen Momenten beschert hat, können viele andere AAA-Titel nicht einmal annähernd von sich behaupten. Auch deshalb bin ich mir sicher, dass „Kingdom Come: Deliverance 2“ zu den Spielen gehören wird, über die man auch Ende 2025 noch sprechen wird.
Natürlich ist meine Überschrift sehr provokant gewählt: Gefühlt wartet gerade die ganze Videospielbranche auf die Ankunft von „GTA 6“. Der Vorgänger ist nicht nur das meistverkaufte Spiel aller Zeiten, sondern ein absolutes Kulturphänomen. Dass ein Mittelalter-Spiel eines tschechischen Entwicklerstudios plötzlich Rockstar Games übertrumpft, ist natürlich völliger Quatsch. Doch ein bisschen Wahrheit steckt auch in der Überschrift: Was „Kingdom Come Deliverance 2“ von den Warhorse Studios nämlich so unglaublich gut macht, ist es, eine fast perfekte Mittelalter-Sandbox zu entwerfen. Was ich damit meine? In fast keinem anderen Spiel habe ich das Gefühl, dass die Spielwelt tatsächlich darauf reagiert, wie ich mich in ihr verhalte und was ich tue. Fast alle meine Aktionen haben Konsequenzen – im Guten und im Schlechten. Jede Figur in dieser Welt hat einen eigenen Tagesablauf, verfolgt einen eigenen Plan, und das spürt man auch. Und dazu kommt eben diese unfassbare Liebe zum Detail: Fast jedes Element, jede Figur, jeder Schauplatz und selbst die Menüs des Spiels unterstreichen den Anspruch eine möglichst perfekte Mittelalter-Simulation abzuliefern. Das hat nicht einmal CD Projekt RED mit „Cyberpunk 2077“ im Sci-Fi-Bereich so gut hinbekommen.
Ein Hoch auf Heinrich - Warum die Story richtig top ist!
All die tollen Gameplay-Mechanismen wären allerdings nichts wert, wenn einen die Geschichte bereits nach wenigen Stunden fallen ließe. Und auch in diesem Aspekt hat mich „Kingdom Come Deliverance 2“ mehr als nur beeindruckt: Wie sich die Fehde zwischen den verfeindeten böhmischen Reichen entwickelt, ist richtig spannend mitanzusehen. Und das liegt auch daran, dass uns die wichtigsten Figuren sehr schnell ans Herz wachsen. Zu meiner Schande habe ich „Kingdom Come Deliverance“ aus dem Jahr 2018 nur zur Vorbereitung auf den Test etwas angespielt – doch auch ohne großes Vorwissen habe ich mich mit Heinrich von Skalitz sofort wohlgefühlt.
Erneut schlüpft ihr nämlich in dessen Perspektive und wollt insgeheim den Mord eurer Eltern rächen. Dafür reitet ihr an der Seite des böhmischen Adeligen Hans Capon aus Rattay, der mit seiner arroganten Art auch immer wieder mal andere vor den Kopf stößt, aber gemeinsam mit Heinrich einen wichtigen Auftrag annimmt: Die beiden sollen einen Brief an Otto von Bergow im Trosky-Schloss abliefern. Das Ziel: König Wenceslaus muss wieder der offizielle Thronfolger werden. Dazu ist es jedoch notwendig die Allianz zwischen seinem Kontrahenten Sigismund und dessen Helfern neu zu bewerten. Zu denen zählt nämlich auch Otto von Bergow, der jedoch in seinem Umland mit einer gefährlichen Banditen-Truppe und weiteren Gefahren zu kämpfen hat…
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Die Story von „Kingdom Come Deliverance 2” wird dabei immer wieder in schicken Zwischensequenzen weitererzählt. Auch wenn man teilweise von den vielen Personen, Örtlichkeiten, Allianzen und Details erschlagen wird, ist die Hauptgeschichte sehr packend und teilweise cineastisch erzählt und hält auch immer wieder die eine oder andere Überraschung bzw. Wendung parat. Dass das Storytelling so gut gelingt, liegt aber auch an einer wichtigen Tatsache: Das Spiel hat einfach verdammt viel Humor. Das dürften Fans von „Kingdom Come Deliverance“ bereits wissen, aber mein Gott hat dieses Spiel zwischen Schwertkämpfen, Rachegelüsten usw. humorvollen Charme, der die tolle Atmosphäre nur umso weiter unterstreicht.
Den Gameplay-Trailer zu "Kingdom Come Deliverance 2" seht ihr hier:
An diesen zwei Elementen dürften sich die Geister scheiden
Bei allem Enthusiasmus muss ich aber auch zugeben: „Kingdom Come Deliverance 2“ dürfte definitiv nicht für jeden sein. Denn im Gegensatz zu vielen anderen RPGs hat das Spiel einen starken Survival-Einschlag: Das beschränkt sich nicht nur auf die Nahrungsaufnahme und genug Schlaf, um euren Heinrich fit zu halten, sondern auch darauf, dass ihr bspw. Tränke in Alchemie-Stuben brauen müsst oder eben mal kurz ein neues Schwert schmieden müsst – mit allen Arbeitsschritten, die dafür notwendig sind. Generell gilt die Devise: Nichts wird euch einfach so geschenkt. Alles erfordert Zeit und Geduld, denn gerade am Anfang nimmt euch „Kingdom Come Deliverance 2“ nur sehr kurz an die Hand und entlässt euch dann etwas hilflos in eine sehr feindliche Open World, in der ihr als noch sehr „schwacher“ Heinrich ziemlich schnell auf die Mütze bekommen könnt. Dass hier einige frustriert ihr Schwert wegstecken und das Weite suchen, würde mich nicht überraschen.
Der zweite Stolperstein dürfte sicherlich das gewöhnungsbedürftige Kampfsystem sein: Das ist im Grunde nur leicht weiterentwickelt vom Vorgänger und sorgt dafür, dass jeder Nahkampf grundsätzlich zum taktischen Wettstreit aus der Ego-Perspektive wird. Besonders zu Beginn und gegen viele Widersacher:innen ist das Ganze auch brutal schwierig – das fiese Speichersystem des Spiels tut da oft sein Übriges, wenn ihr bspw. auf einer Schnellreise von Banditen attackiert werdet und dann erstmal eine halbe Stunde Spielzeit „nachholen“ müsst. Im Verlauf des Spiels ändert sich die Dynamik etwas: Heinrich wird dann dank stärkerer Rüstung und besserer Waffen so stark, dass euch die meisten Duelle nichts mehr ausmachen. Hier hätten wir uns noch etwas besseres Balancing gewünscht.
Fantastische Präsentation | Technischer Zustand überrascht
Sagen wir mal so: „Kingdom Come Deliverance“ hat bei Gaming-Fans durchaus einen sehr guten Ruf, allerdings nicht unbedingt wegen seines technischen Zustands. Das Spiel war anno 2018 vielleicht noch etwas ambitioniert für die Warhorse Studios, sodass der Vorgänger bis heute eher schlecht als recht läuft. Dementsprechend skeptisch war ich auch, was den technischen Zustand von „Kingdom Come Deliverance 2“ angeht, doch ich muss Abbitte leisten: Obwohl das Spiel deutlich ambitionierter als der Vorgänger ist, läuft „Kingdom Come Deliverance 2“ auf einem High-End-PC nicht nur hervorragend und sieht toll aus, sondern weist auch nur eine überschaubare Anzahl an Bugs auf. Letzteres haben andere Kollegen etwas anders erlebt und auch ich hatte in einem Abschnitt des Spiels häufiger visuelle Glitches und Probleme. Trotzdem war ich im Endeffekt davon überrascht, wie stabil und sauber das Spiel läuft – gerade, wenn man es mit dem Zustand von ähnlichen Open-World-RPGs wie zuletzt „Stalker 2“ oder „Starfield“ vergleicht.
Generell sieht Kingdom Come Deliverance II wirklich hervorragend aus. Besonders beeindruckend sind die liebevoll gestalteten böhmischen Dörfer und Städte sowie die malerische Natur, die dem Spiel eine authentische Atmosphäre verleihen. Auch die enorme Weitsicht sorgt für eine beeindruckende Darstellung der Spielwelt. Natürlich gibt es hier und da kleinere Abstriche in der Grafikqualität, aber für ein massives Open-World-Spiel ist KCD2 visuell auf einem sehr hohen Niveau.
Fazit zu "Kingdom Come Deliverance 2"
Ich würde den Entwickler:innen von Warhorse gerne bei einem Bier erzählen, wie sehr es mich freut, dass ein so ambitioniertes Projekt tatsächlich funktioniert. Kingdom Come Deliverance 2 ist genau das, was sich Fans des ersten Teils erhofft haben – und noch so viel mehr. Das Spiel bietet eine unglaubliche Immersion, weil es die Idee einer authentischen Mittelalter-Simulation clever, kreativ und konsequent in nahezu jeden Aspekt des Gameplays integriert. Dazu kommt eine fesselnde Geschichte mit unvergesslichen Momenten und ein gigantischer Umfang, in dem man problemlos eine dreistellige Anzahl an Spielstunden versenken kann.
Natürlich ist KCD2 nicht perfekt: Es ist anspruchsvoll, gibt den Spieler:innen nur wenig Hilfestellung und kann durch seine Mechaniken manchmal frustrierend sein. Doch gerade diese Herausforderungen machen es zu einem der einzigartigsten Open-World-Erlebnisse der letzten Jahre. Ich bin mir sicher: Kingdom Come Deliverance II wird nicht nur Ende 2025 noch Gesprächsthema sein – sondern auch weit darüber hinaus!
Kingdom Come Deliverance 2 erscheint am 04. Februar 2025 für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC!