Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler zur Handlung und dem Ende des Netflix-Dramas!
Rund sechs Jahre ist es her, dass Jesse Pinkman (Aaron Paul) und Walter White (Bryan Cranston) im Finale der Erfolgsserie „Breaking Bad“ ein letztes Mal aufeinandertrafen. Nun muss Jesse in „El Camino” eigene Wege gehen. "TV Movie Online" traf Hauptdarsteller Aaron Paul in London zum Interview und sprach mit ihm über den Überraschungs-Film, der seit dem 11. Oktober auf Netflix zur Verfügung steht. Dabei erfuhren wir unter anderem, was Pinkman nun in Alaska treibt.
„Es war großartig, nach all den Jahren zu Jesse zurückzukehren“, so Aaron Paul gegenüber „TV Movie Online“. Im Grunde habe es sich angefühlt, als besuche man einen alten Freund. „Ich liebe den Typen. Jetzt kämpft er allerdings mit sich selbst und versucht irgendwie, seinen inneren Frieden zu finden“, so der 40-Jährige weiter.
Obwohl „El Camino: A Breaking Bad Movie” eine gelungene Überraschung war und Fans endlich brennende Fragen über das Schicksal Jesses beantwortet, ist Vince Gilligans neuster Streifen alles andere als leichte Kost. „Wir zeigen unter anderem was passiert ist, während Jesse [in Staffel 5 von ‚Breaking Bad‘] gefangen gehalten wurde. Was man diesbezüglich erfährt, ist schon erschütternd genug, dabei war es nur ein kleiner Bruchteil. Was noch in diesem Loch passiert ist, sollte man sich vielleicht lieber nicht ausmalen.“
Dass Jesse Pinkman nicht mehr der lebensfrohe, unbeschwerte Typ ist, der er war, als er nach seiner High School-Zeit das erste Mal auf seinen früheren Chemie-Lehrer Walter White traf, war „Breaking Bad“-Fans natürlich längst klar. In „El Camino“ stellt sich nun die Frage: Kann er sein Trauma überwinden und jemals wieder glücklich werden? „Gott, das hoffe ich doch. Aber ich glaube schon. Es wird eine Weile dauern, aber Alaska ist das perfekte Gegenmittel“, ist Aaron Paul überzeugt.
Seinen früheren Mentor Walt behalte Jesse jedoch keineswegs in guter Erinnerung. Vater-Gefühle? Fehlanzeige! „Er hasst den Mann! Walt hat Jesses Leben komplett auf den Kopf gestellt.“ Mit Jesse sei es von dem Moment an bergab gegangen, als White auf der Bildfläche erschien. Kurz gesagt: Die Freundschaft des ungleichen Duos war Gift für Jesse. „Wegen Walt wurde Jesse zum Mörder, wegen Walt starben fast alle, die Jesse wichtig waren. Er ist enttäuscht und fühlt sich von ihm hintergangen und im Stich gelassen. Allem voran empfindet er für ihn jedoch eines: Wut.“
Wie geht Jesse Pinkmans Leben nach der letzten Szene in „El Camino“ weiter?
Doch wie steht es nun, am Ende der Handlung von „El Camino“ um den Fan-Liebling? „Das frage ich mich auch“, erklärt Aaron Paul lachend. Bereits am Ende von „Breaking Bad“ habe er sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und sich eine Antwort für Freunde, die ihn immer wieder danach fragten, und letztlich auch für sich selbst ausgedacht: „[Ich sehe] ihn in einem kleinen Dorf in Alaska. Er versteckt sich und eröffnet eine kleine Schreinerei, in der er Dinge mit seinen Händen erschaffen kann. Aber er muss unter dem Radar bleiben, denn man sucht nach wie vor nach ihm. Er hat immerhin schlimme Dinge getan.“ Daran, dass Jesse letztlich seinen Frieden findet, hat Paul jedoch keinen Zweifel: „Es wird es nicht leicht haben, aber er ist auf dem richtigen Weg.“
Während der Schauspieler Pinkman zu Beginn von „Breaking Bad“ vor allem geraten hätte, die Finger von Drogen zu lassen, würde er ihm nun nur eines mit auf den Weg geben: „Viel Glück!“
Ist auch Jesse Freunden Skinny Pete und Badger ein Happy End vergönnt?
Obwohl „El Camino“ Pinkman und seine Fans noch einmal mit den furchtbaren Ereignissen der Vergangenheit konfrontiert und einen Mann porträtiert, der vor den Trümmern seines Lebens steht, gibt es einen Lichtblick: Jesse hat in seinem früheren Leben nicht immer auf die falschen Pferde gesetzt, denn auf Skinny Pete und Badger ist Verlass. „Was für großartige Freunde“, resümiert Aaron Paul und wird dabei fast ein wenig sentimental. „Ich glaube schon, dass es für die beiden ein Happy End gibt. Sie hätten es verdient!“
Bis dahin liege allerdings noch ein steiniger Weg vor ihnen, immerhin dürften sie noch eine ganze Weile unter Beobachtung stehen. „Immerhin sprechen wir hier vom größten Meth-Imperium aller Zeiten und sie hatten damit zu tun. Sie werden also vermutlich durchgängig [von der Polizei] belästigt und überwacht. Aber sie sind gute Jungs, also kriegen sie das schon irgendwie hin.“
Daraus, wie viel Aaron Paul die „Breaking Bad“-Figuren bedeuten und, dass „El Camino“ ihm eine echte Herzensangelegenheit war, kann und will der US-Amerikaner im Interview überhaupt kein Geheimnis machen. Davon, dass wir den Meth kochenden Chaoten so bald noch einmal zu Gesicht bekommen, sollten wir vorerst aber lieber nicht ausgehen. „Ich glaube, diesmal war es ein Abschied für immer“, verrät Paul schlussendlich. Ich Hoffnung dürfen Fans sich allerdings bewahren. „Das dachte ich aber schon einmal“, fügt er dann nämlich noch mit einem breiten Grinsen hinzu.
"El Camino: A Breaking Bad Movie" ist seit dem 11. Oktober bei Netflix verfügbar. Den Trailer zum Film seht ihr hier: