Die Wespe – Staffel 2: Die Rückkehr der Klapperschlange | Serienstars Florian Lukas und Lisa Wagner im Interview

Die Wespe ist zurück! Und mit ihr jede Menge Ärger, den Eddie ‚Die Wespe‘ Frotzke sich eingebrockt hat. [Achtung, der folgende Artikel enthält Spoiler zu Staffel 1]. Nachdem Eddie (Florian Lukas) und sein Best-Buddy Nobbe ‚Der Nobbenator‘ Zosch (Ulrich Noethen) wegen schweren Diebstahls und Hehlerei für mehrere Monate ins Gefängnis kommen, ist der Traum von Eddie, als großer Darts-Profi noch einmal richtig durchzustarten, vorerst passé.

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Die Wespe: Goldketten, Pornobalken und Dart-Pfeile

Doch genau dort setzt Staffel zwei wieder an. Eddie kommt vorzeitig nach zwölf Monaten Knast für sechs Monate auf Bewährung raus, unter der Auflage sich vom Darts-Sport, in all seinen Formen, fernzuhalten. Das heißt, keine Darts-Spiele, keine Darrts-Kneipen, keine Darts-Kumpels, keine Darts-Was-Auch-Immer. Für die ehemalige Darts-Koryphäe keine leichte Aufgabe und daher auch gänzlich überhaupt nicht umsetzbar.

Eddie ist auf freiem Fuß und will seine Ehre als ehemaliger Darts-Champion (1997 und 1999) wiederherstellen. Die bittere Nachricht: Fortan muss der Kreuzworträtsel liebende Eddie alleine klarkommen. Manu Frotzke (Lisa Wagner) will immer noch nichts von ihm wissen. Und Nobbe ist in U-Haft verstorben. Hinzu kommt, dass seine mehr als unangenehme Bewährungshelferin ihn für die kommenden sechs Monate genau in ihrem Bulls-Eye behält und Eddie auf Schritt und Tritt überwacht.

Des Weiteren drückt sie ihm auf, sich einen richtigen Job zu besorgen. Da fällt Eddie nur einer ein: Sein ehemaliger Schützling und neuer Loverboy seiner (Ex-)Frau, Kevin Kiepen (Leonard Scheicher). Der Youngstar hat den Darts-Sport ebenfalls hinter sich gelassen und ist in das Fleischerei-Business seiner Eltern eingestiegen. Kevin ist von Eddies Erscheinen etwas verwundert, aber lässt sich auf dessen Bitte ein und besorgt ihm einen Alibi-Job. Und es dauert nicht lange, bis die beiden sich zusammentun, um in geheimen Untergrund-Ligen des Darts-Sports kräftig mitzumischen.

Die Serie mit dem Retro-Charme wirkt wie eine Mischung aus „How to Sell Drugs Online (fast)“ und „Der Tatortreiniger“, die zuletzt auch durch ihren Soundtrack einfach Spaß macht zu gucken.

TV Movie Online sprach mit Schauspieler Florian Lukas alias Eddie ‚Halb-Mensch, halb Halb-Gott‘ Frotzke und Lisa Wagner (Manu Frotzke) über die kommende zweite Staffel und Darts im Allgemeinen.

Die Wespe Staffel 2: Interview mit Florian Lukas und Lisa Wagner

TV Movie Online: Guten Tag, ihr zwei! Die zweite Staffel von „Die Wespe“ ist draußen, und man kann nicht umhin, dass Eddie ‚Die Wespe‘ Frotzke einen an einen in die Jahre gekommenen Ricco aus „Absolute Giganten“ erinnert. Erging es dir beim Dreh auch so?

Florian Lukas: Ich habe mir irgendwann mal versucht vorzustellen, wie Ricco aus „Absolute Giganten“ mit fast 50 wäre. Wie sieht der aus und was würde er machen? Und es gibt tatsächlich – ich kann aber nicht genau beschreiben, was das ist, weil es können nicht die Klamotten sein, das wäre mir zu simpel – tatsächlich irgendeine Art von emotionaler Verbindung zwischen diesen beiden Figuren. Der Vergleich ist tatsächlich ziemlich genau ins Schwarze getroffen, ohne dass ich genau beschreiben könnte, was das ist. Es ist irgendwie so eine verzweifelte Großmäuligkeit in bestimmten Situationen, die die beiden verbindet. Und dahinter ist auch immer ganz viel Traurigkeit, würde ich sagen, die aber gut versteckt ist und nur in Form von Verzweiflung oder Aktionismus zum Vorschein kommt.

Die Wespe – Staffel 2: „Ein Leben ohne Dart ist sinnlos“

TV Movie Online: Beide sind also in gewisser Form traurige Helden, die immer auf die Schnauze fallen, aber gleichzeitig auch kleine Steh-Auf-Männchen sind. Beim jugendlich-melancholischen Ricco ist es der Kampf am Kicker-Tisch, bei Eddie das Duell an der Dart-Scheibe. Hattet ihr vor der Serie eigentlich irgendwelche Berührungspunkte mit Darts?

Lisa Wagner (lacht): Angetrunken nach der Vorstellung, würde ich sagen. Meist war da in der Kneipe noch so eine Dart-Scheibe. Sonst eher nicht. 

Florian Lukas: Ich auch nicht. Ich hatte keine Ahnung. Also ich habe mich dann erstes erste Mal mit Steel-Darts beschäftigt und was alles dahintersteckt, wie viel Geld und wie viele Leute begeistert zu diesen Mega-Veranstaltungen gehen. Wir hatten alle Pech, dass wir angefangen haben im Corona-Lockdown zu drehen und ich hatte überhaupt keine Chance als Vorbereitung mir das live anzugucken. Nur eben im Fernsehen oder Internet. Aber diese Dimension, die war für mich völlig neu, diese Faszination.

TV Movie Online: Darts war ja gefühlt von heute auf morgen einfach da. Volle Hallen, 180-Schilder, TV-Übertragungen. Was meint ihr, macht den Reiz, die Faszination an diesem Sport so aus?

Florian Lukas: Ich finde es schon echt interessant, weil es ist ja nicht nur so daher gesagt, dass Darts ein Mental-Sport ist, sondern es ist tatsächlich eine Sportart wie z.B. Golf: Nur du bist dein Gegner, niemand anders sonst. Und du musst mit dem permanenten Scheitern umgehen. Und ich kann das Glücksgefühl nachempfinden, wenn das wirklich gut funktioniert.

Lisa Wagner: Als ich mit meinem Coach mit dem Training angefangen hatte, habe ich auch erkannt: Das ist ja eine Wissenschaft für sich!

Florian Lukas: Ich habe auch viele Wochen gebraucht, um meinen eigenen Bewegungsablauf zu finden und dem auch zu vertrauen. Ich bin ja Linkshänder, musste auch mit rechts werfen. Ich treffe sowieso nicht die Felder, die ich treffen müsste. Mir ging es nur darum, dass ich die Scheibe treffe und niemanden verletze und irgendwie eine gute, professionelle Bewegung trainiere, sodass das aussieht wie jemand, der mit 30 Jahren auch mal Deutscher Meister geworden ist.

Die Wespe – Staffel 2: „Im Darts und in der Liebe ist nichts unmöglich“

Lisa Wagner: Dazu kommt: Die richtigen Profis sehen ja nicht aus wie Top-Models. Sondern wie ganz normale Leute. Vielleicht können sich die Fans damit besser identifizieren und, dass es auch so ein Volkssport ist, weil es halt keine elitäre Sache ist.

Florian Lukas: Dazu kommt, dass es keine Regeln gibt, was jetzt Ruhezeiten oder Alkoholpegel anbelangt. Jeder kann da Krach machen wie er will und ich glaube am Ende, wenn du nicht selber mit dir Spaß hast, hast du beim Darts nichts verloren. Das gilt fürs Publikum genauso wie für die Spieler. Und die Profis können das ganze drumherum ausblenden und in dem Moment, wo du anfängst mit den Mitspielern oder mit dem Publikum zu kommunizieren, hast du verloren! Dann bist du raus aus der Nummer.

TV Movie Online: Aus der Zone, wie Eddie sagen würde.

Lisa Wagner: Die ärgern sich auch so. Und man merkt eben, der Druck ist sehr hoch, da kommt es schon mal vor, dass einer "ausrastet". Und ich glaube, das ist wie bei einer Vorstellung, wenn der Schauspieler den Text vergessen hat. Aber die Leute finden das mega geil, und warten geradezu nur darauf: Wer dreht als erster durch?

TV Movie Online: Du warst in den vergangenen Jahren ja eher in seriöseren Rollen zu sehen. Beispiel Kommissarin Heller: Wie war es für dich die Dienstwaffe gegen die Dart-Pfeile zu tauschen?

Lisa Wagner (lacht): Ich finde Dart-Pfeile sind die elegantere Waffe. Man tötet langsamer und es ist auch deutlich schmerzhafter. Für mich war es ein großes Geschenk diese Manu Frotzke zu verkörpern, weil man mich eben nur in diesen ernsteren Rollen sieht. Ich habe mich schon so derartig gefreut, dass ich überhaupt zum Casting eingeladen wurde. Ich dachte, ich habe echt schlechte Karten, aber es ging auf. 

TV Movie Online: Darts als Mental-Sport: Hattet ihr, wie in der Serie, auch im Privaten schon mal mit Mental-Coaches zu tun?

Lisa Wagner (lacht): Das sind ja sowieso alles Kollegen, die noch mal eine Zweitausbildung gemacht haben. Das habe ich schon ganz oft gehört: „Ich mache jetzt noch einen Live-Coach drauf“. Das macht schon auch Sinn irgendwie, weil wir alle im normalen Leben oft scheitern am Alltag. Schauspieler haben schon eine dramatischere Ader. Aber ja, ich habe schon mal mit einem Coach gearbeitet, der mit dir durch die Rolle geht. Mit Lebens-Coaches nicht.

Florian Lukas: Beruflich habe es noch nie. Aber ich konsultiere regelmäßig jemanden, der mir hilft, Sachen einfach besser einzuordnen. Also man kommt ja auch nicht mit allen Herausforderungen des Lebens immer gleich gut klar. Und ich kenne jemanden, dessen Passion ist es anderen Menschen zu helfen in bestimmten Situationen, die schwierig sind. Und den treffe ich und bin ihm auch sehr dankbar. Der weiß nämlich viel mehr als ich.

TV Movie Online: Die Serie spielt in und um Berlin. Gibt es dafür einen besonderen Grund? Man hätte diese Darts-Szene doch auch genauso gut im Ruhrpott ansiedeln können.

Florian Lukas: Der Drehbuchautor, Jan Berger, ist halt Westberliner. Dadurch sind dann wahrscheinlich so Sätze von Eddie entstanden wie: „Ich bin kein Deutscher, ich bin Westberliner!“ Finde ich gut. Das ist irgendwie ein Statement, das man lange nicht gehört hat. Dazu kommt dieser Dialekt, der ja auch meiner ist. Also wenn wir von dem „Coolen“ oder überhaupt von Berlin sprechen, dann ist ja meistens Ostberlin gemeint. Und der Dialekt ist die Basis dieser beiden Stadtteile, die ja nie wirklich eine Stadt geworden sind.

Die Wespe - Staffel 3: Wann und wie geht es weiter?

TV Movie Online: Letzt Frage: Gibt es schon Pläne für eine Staffel 3?

Florian Lukas: Die gibt es. Die Staffel ist nämlich schon abgedreht und soll 2023 rauskommen! 

TV Movie Online: Und was können dir Zuschauer da erwarten?

Florian Lukas: Die dritte Staffel wird noch einmal ein bisschen mehr in die Tiefe gehen und einen Ausflug in Eddies Vergangenheit unternehmen, und herausfinden wo liegen dort seelische Verletzungen. Wir werden auch neue alte Familienmitglieder kennenlernen, wodurch es nochmal deutlich melancholischer wird und trotzdem lustig bleibt.

TV Movie Online: Also ähnlich wie bei "Absolute Giganten". Vielen Dank für das Gespräch!

Beide: Sehr gerne!

Das Interview führte Lennart Schwenck

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