Er besitzt die selbstbewusste Ausstrahlung eines echten Mannes. In seiner Rolle als "Der Kriminalist" (neue Folgen ab heute Abend, 20.15 Uhr, ZDF) spielt Christian Berkel den intelligenten, geheimnisvollen Beschützer - für die Besetzung hätte es kaum einen Besseren geben können. Vorab sprach der Schauspieler, der auch in Hollywood gefragt ist, mit TV Movie Online-Redakteurin Laura Schäfer über schwierige Fälle, ein gemachtes Bett und sein Bedürfnis nach Unsicherheit.
„Der Kriminalist“ ist mittlerweile im 10. Produktionsjahr – wie halten Sie die Spannung immer noch hoch?Es geht in erster Linie immer um die Geschichten und die Weiterentwicklung der Figur. Ist es ein Film, den ich gerne sehen würde? Oder was bräuchte er, damit ich ihn gerne sehen würde? Dazu gehört aber auch, dass man es nicht ununterbrochen macht. Eine Hälfte des Jahres fülle ich meinen Kopf mit ganz anderen Dingen und dann hat man auch wieder Lust. Wenn ich zum „Kriminalisten“ zurückkomme, weiß ich, da ist erstmal ein gemachtes Bett. Da geht es eigentlich mehr darum, wie bewegt man sich jetzt neu und anders in dem Bett. (lacht)
"Manche Geschichten machen weiche Knie"
Gibt es Fälle, die Sie nach Drehschluss begleitet haben?
Wir haben immer wieder echte Polizisten am Set als Statisten oder Kleindarsteller. Und sie sagen, dass die Fälle mit Kindern selbst den Hartgesottensten weiche Knie machen. Mordfälle, Missbrauchsfälle mit Kindern, da kann man wahrscheinlich so viel Berufserfahrung haben wie man will, das steckt man nur ganz schwer weg. Wie sich die Aggression gegen ein Kind richten kann, das versteht man nicht. Das lässt einen so ratlos zurück, weil man keine Antwort findet. Schumann muss das aber, um an die Täter heranzukommen. Insofern muss ich als Schauspieler ja auch versuchen, diese Schicksale zu begreifen. Das ist in solch einem Fall besonders schwer.
Gerät man in solchen Momenten auch an seine Grenzen?
Da kommt man ganz schnell an einen Punkt, wo man es vielleicht gar nicht verstehen will. Wo man einen ganz starken Widerstand spürt. Bei sich selbst. Ich glaube, der Mensch ist einfach so gepolt: Wir verwechseln Verstehen mit grundsätzlichem Verständnis und dann ist der nächste Schritt schon fast die Akzeptanz. Dabei ist das nicht gemeint. Verstehen heißt ja erst einmal nur Begreifen. Bei bestimmten Fällen sträubt sich ganz viel gegen das Verständnis.
Das helle Hemd, der schwarze Schlips und der schwarze Trenchcoat sind mittlerweile fast zu Bruno Schumanns Uniform geworden. Das trägt er eigentlich immer. Wie kam’s dazu?
So war es von uns wirklich auch gedacht. Dass es ohne eine Uniform zu sein, unmittelbar doch ein bisschen etwas davon hat. Und dass es eben nur ein Kostüm ist. Er hat wirklich etwas anderes zu tun, als ständig vor dem Schrank zu stehen und zu überlegen, was er anzieht. Also hängt einfach eine Batterie an hellen Hemden in seinem Büro, weil er auch oft nicht nach Hause kommt und dann wechselt er einfach nur das Hemd. Das Problem ist der Mantel! Am Anfang hat keiner daran gedacht, dass die Reihe so ein Erfolg wird und so lange läuft. (lacht) Deswegen wurde damals nur dieser eine Mantel gekauft. Nun ist er außerordentlich guter Qualität und immer gut behandelt worden. Und so ging es viele Jahre wirklich gut, obwohl wir immer wussten, dass wir uns irgendwann etwas würden einfallen lassen müssen. Wir haben zum Beispiel nachgefragt, ob der französische Hersteller uns einen Neuen produziert. Aber das haben sie nicht gemacht. In diesem Jahr haben wir dann einen neuen Mantel nach dem Muster des alten anfertigen lassen. Den sieht man aber noch nicht in den neuen Folgen ab Freitag.
"Schumann muss seine Verletzbarkeit schützen"
Seinen Opfern kommt Schumann immer sehr nahe, wirkt aber sonst äußerst distanziert...
Wenn man Leuten so nahe kommen muss, wie er es muss und dabei nicht umhin kommt, in seine eigenen Abgründe zu blicken, muss man ein Gegengewicht zu dieser Sensibilität schaffen, um nicht verrückt zu werden. Das ist dann wie ein Schutz. Ich versuche, Schumann nicht als Jemanden zu spielen, der einfach nur distanziert oder unnahbar ist. Dass man nicht sagt, er ist aus einem Mangel an Empathie so, sondern eher aus einem Überschuss an Empathie. Es gibt ja Leute, die sind eher kühl, an die kommt man nicht heran. Und dann gibt’s solche – und zu denen zähle ich Schumann -, bei denen hat man das Gefühl, die haben auch eine Verletzbarkeit, die sie schützen müssen.
Macht ihn das so attraktiv für Frauen?
Es gibt sicherlich Frauen, die sich dadurch angezogen fühlen. Nicht durch den, der reinkommt und meint, ‚Ich bin der Größte, ich bin der Tollste, hier ist mein Auto‘.
Nicht nur Bruno Schumann kommt gut bei Frauen an, sondern Sie auch als Christian Berkel. Können Sie das nachvollziehen?
Ich glaube grundsätzlich, dass Frauen komplexer und vielschichtiger sind in ihren Kriterien als Männer. Das heißt nicht, dass Frauen nicht auf Äußeres reagieren. Aber es kommt immer noch eine ganze Reihe an Faktoren dazu. Egal, was es für ein Typ Mann ist: Wenn er glaubwürdig ist, in dem, was er verkörpert, hat das sicher immer eine Wirkung auf bestimmte Frauen. Was am wenigsten ankommt, sind Leute, die versuchen etwas darzustellen, was sie nicht sind. Dafür haben Frauen in der Regel einen ziemlich guten Blick.
"In Hollywood fange ich fast bei Null an"
Sie haben schon mit Stars wie Henry Cavill, Brad Pitt und Quentin Tarantino gedreht, sind einer der wenigen Deutschen, die auch in Hollywood immer wieder Rollen bekommen. Wie viel bedeutet Ihnen das?
All diese Leute, die Sie aufgezählt haben fand ich immer schon toll. Dass sich eine Zusammenarbeit ergibt, ist ein Traum. Glück spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Es bedeutet mir viel, weil es mir einen Blick über den Tellerrand ermöglicht. Ich spiele dann in einer anderen Sprache, was eine Herausforderung ist. Und ich reise in ein anderes Land, wo ich nicht so bekannt bin wie hier. Ich will nicht sagen, ich fange von Null an – aber fast ist es so. Ich habe die ganzen Annehmlichkeiten, Sicherheiten, die ich hier vielleicht habe, dort nicht. Das erzeugt gleich eine unglaubliche Wachheit. Das meine ich auch mit „über den Tellerrand blicken“. Diesen beschützten Bereich immer wieder verlassen und in Bereiche hineingehen, wo man nicht unbedingt weiß, wie wird man angenommen, wie wird das funktionieren. Ich brauche auch immer wieder diese Unsicherheit.
Wie verhalten sich internationale Stars eigentlich bei der Arbeit?
In der Zusammenarbeit habe ich immer wieder erlebt, dass insbesondere die Leute, die international ganz, ganz oben sind, in der Arbeit wesentlich unkomplizierter, oft auch großzügiger sind als Leute, die ständig um ihren Platz kämpfen. Vielleicht, weil sie das nicht so müssen. Vielleicht, weil sie eine andere Entspanntheit haben und mehr geben können. Ich habe für mich mitgenommen, dass die Position, die man hat, ob auf der ganzen Welt, im eigenen Land oder der eigenen Stadt, auch immer durch Glück entstanden ist. Dann muss man auch ein bisschen davon teilen. Man schafft es ja nicht alleine.
Vielen Dank für das tolle Gespräch, Herr Berkel!
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